Wie alle seine Vorgänger ist auch Reiner Haseloff, der derzeit amtierende Ministerpräsident des Landes Sachsen-Anhalt, angetreten, sein Land noch kinderfreundlicher zu machen. Nicht zu übersehen sind die Fortschritte, die das ehemals ostdeutsche Bundesland dabei in den vergangenen zwei Jahrzehnten gemacht hat. In punkto Familienfreundlichkeit, das zeigt die Karte oben rechts, liegt es bereits weit vorn. Wie alle anderen ostdeutschen Bundesländer zeigt sich das Land von Händel, Martha Brautzsch, Gerhard Lichtenfeld, Telemann, Dieter Hallervorden und Margot Honecker als Ort, an dem Familienalles vorfinden, um miteinander glücklich zu werden. Die Kinderbetreuung ist weltweit führend, es gibt kostenloses Obst zur Hofpause, zahlreiche H&M-Filialen und neuerdings sogar Spielplätze, auf denen nicht geraucht werden darf.
Eine direkte Folge scheint die Karte oben links anzudeuten: Die Geburtenrate der solchermaßen verwöhnten Einheimischen ist rekordverdächtig niedrig. Statt sich durch die Kümmerer in der Landespolitik animieren zu lassen, immer mehr Kinder zu bekommen, weil die „Vereinbarkeit von Familie und Beruf“ durch die Rundumbetreuung so gut ist wie seit den Amtszeiten von Erich Honecker nicht mehr, scheint zu viel Fürsorge abschreckend zu wirken. Der Glaube, "durch eine Vereinbarkeit von Familie und Beruf würden Familien nicht nur freundlicher, sondern auch größer", täusche offenbar, attestiert Netzwerk Recherche - wie anders lasse sich erklären, dass die Geburtenraten gerade dort am höchsten seien, "wo es für Familien laut Statistik besonders unfreundlich ist, und dort am niedrigsten, wo sich Familie und Beruf bestens miteinander vereinbaren lassen".
Immer weniger Geburten aber bedeuten immer weniger Kinder und immer mehr Zeit für immer mehr Kindergärtnerinnen, sich um jedes einzelne Kind zu kümmern. Besseres Kümmern und intensivere staatliche Betreuung wiederum verheißen mehr Familienfreundlichkeit, die, das zeigen die Statistiken, zu immer noch weniger Kindern führen. Je intensiver und nachhaltiger diese vielversprechende Strategie verfolgt wird, desto schneller ist das Ziel mit Leben zu erfüllt, das knackig im Motto der Landesimage-Kampagne beschrieben wird: "Wir sterben schneller aus" (Plakat oben) .
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