Mainz (rgzm - internet-zeitung) - Das Museum für Antike Schiffahrt des Römisch-Germanischen Zentralmuseums (RGZM) in Mainz ist wieder geöffnet. Im Rahmen einer Feier mit 600 geladenen Gästen konnte das Haus nach umfassender energetischer Sanierung sowie mit vielen Neuerungen in der Dauerausstellung der Öffentlichkeit übergeben werden. Die Eröffnung ist eine der letzten Aktivitäten zum Ausklang von »Mainz – Stadt der Wissenschaft 2011«.
Neugestaltung der Dauerausstellung
Seit 2010 erfolgt die grundsätzliche Erneuerung der Dauerausstellung. Im Zentrum der Neuerungen steht die vollkommene Überarbeitung der Didaktik und der Gestaltung; mehrere Themen erhalten deutlich mehr Raum als bisher. Die wertvollen Originalschiffwracks und die beliebten Nachbauten können dadurch noch spannender präsentiert werden. Der erste Bauabschnitt ist nun abgeschlossen.
„Das große Interesse an der feierlichen Wiedereröffnung des Museums für Antike Schifffahrt lässt erwarten, dass es von jetzt ab wieder zu den beliebtesten Attraktionen der Stadt Mainz zählen wird“, sagte Univ.-Prof. Dr. Falko Daim, Generaldirektor des Römisch-Germanischen Zentralmuseums, bei der Eröffnungsfeier. „Hier werden Geschichte und archäologische Forschung lebendig, zugleich leisten wir mit unserem Fotovoltaik-Glasdach einen großen Beitrag zum Umweltschutz. Wir danken unseren Förderungsgebern und Sponsoren, vor allem der Fa. SCHOTT, die uns als herausragender Partner zur Seite steht.“
„Das Museum für Antike Schiffahrt versteht es seit seiner Gründung, Forschung und Vermittlung zu verbinden: Was Wissenschaftler über die Mainzer Römerschiffe herausgefunden haben, bringen sie auf wunderbare Weise auch dem breiten Publikum nahe“, so Michael Ebling, Staatssekretär im Ministerium für Bildung, Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur des Landes Rheinland-Pfalz. Mit dem Schifffahrtsmuseum habe sich das RGZM zu einer zeitgemäßen Bildungsstätte entwickelt. Damit dies so bleibe, so Ebling weiter, seien Modernisierung und Sanierung richtige Schritte.
Modernisierung und energetische Sanierung des Museums für Antike Schiffahrt wurden 2010–2011 gemeinsam von der Bundesrepublik Deutschland und vom Land Rheinland-Pfalz im Rahmen des Konjunkturprogramms II gefördert und von SCHOTT sowie von der Tischlerinnung Rheinhessen unterstützt.
Auf dem Weg in Richtung »grünes Museum« – Moderne Technologien zum Schutz von Umwelt und kulturellem Erbe Beim Um- und Neubau seiner Häuser ist das Römisch-Germanische Zentralmuseum bestrebt, die Prinzipien der Nachhaltigkeit umzusetzen und hierfür geeignete Technologien und Partner zu finden. Das Museum für Antike Schiffahrt hat im Rahmen der energetischen Sanierung unter anderem eine Dachbegrünung sowie eine neue Dachverglasung mit einer Photovoltaikanlage von SCHOTT erhalten. Damit soll der jährliche Stromverbrauch des Museums abgedeckt werden. Zusätzlich lassen die halbtransparenten SCHOTT ASI® Module natürliches Tageslicht in die Ausstellungsräume und sorgen für die Beschattung der Präsentationsfläche.
Neben den Glasmodulen für das neue Dach, liefert SCHOTT im Wesentlichen entspiegeltes Glas, das eine Restreflexion von lediglich 1 % aufweist. Zudem bringt sich SCHOTT in die Beleuchtung der Exponate ein. Prof. Dr.-Ing. Udo Ungeheuer, Vorsitzender des Vorstandes der SCHOTT AG betonte, dass die Errichtung dieses hochmodernen, gebäudeintegrierten Solar-Glasdachs ein wichtiger Schritt in Richtung »grünes« Museum sei. „Damit leistet das Römisch-Germanische Zentralmuseum gemeinsam mit SCHOTT als Partner einen substanziellen Beitrag zum Klimaschutz.“, so Ungeheuer. Anfang 2012 können die Besucher im Eingangsbereich der Ausstellung über eine digitale Anzeige die Stromproduktion der Photovoltaikanlage verfolgen.
„Das Museum für Antike Schiffahrt ist als Teil des RGZM ein eminent wichtiger Baustein in der Mainzer Museumslandschaft“, sagte Kulturdezernentin Marianne Grosse während der Eröffnungsfeier. „Das römische Erbe dieser Stadt lebendig werden zu lassen und mit neuen, zeitgemäßen Museumskonzepten den Bürgerinnen und Bürgern zu präsentieren, ist hier auf beispielhafte Weise umgesetzt. Als Baudezernentin freue ich mich natürlich auch über die sehr gelungene nachhaltige Bauweise und die beispielhafte Kooperation mit dem Mainzer Traditionsunternehmen
Schott.“ Die Wiedereröffnung des Schifffahrtsmuseums sei ein wichtiger Baustein hin zu einem »Brennpunkt für archäologische Forschungen und Präsentationen hier in der südlichen Altstadt, ganz in der Nähe des römischen Theaters«, sagte die Kulturdezernentin.
Was ist neu im Museum?
Völlig neu ist die 48 Meter lange Installation auf der Galerie, die sich der Geschichte des Schiffbaus widmet. Hier erhalten Besucher einen chronologischen Überblick über den Schiffbau im Altertum zwischen Indischem Ozean und Nordmeer anhand archäologischer Funde, Modellen, Bildern und Texten. Dr. Ronald Bockius, Leiter des Forschungsbereiches antike Schiffahrt des RGZM, zeigte bei der Eröffnung die Vorteile der Neukonzipierung auf: „Die Umgestaltung bot Gelegenheit, über mehr als 15 Jahre zusammen getragene Ergebnisse eigener wissenschaftlicher Arbeiten zu technik- und kulturgeschichtlichen Fragen der nautischen Archäologie einfließen zu lassen. Der Rahmen dieser und zukünftiger Forschungen umfasst die gesamte Alte Welt nebst ihrer Peripherie. Die Inhalte stützen sich auf interdisziplinäres Zusammenwirken und ein wachsendes Netzwerk mit Institutionen und Kollegen, insbesondere aus mediterranen und skandinavischen Ländern.“
Zu den neuen Elementen gehört ebenfalls ein großer begehbarer Themenwürfel, in dem Besucher multimedial Informationen zum Thema »Spätantike am Oberrhein« erhalten. An Audiostationen werden antike Quellen lebendig, die von Schauspielern aus Mainz und Umgebung gelesen werden. Das Ensemble Musica Romana untermalt die Texte durch Musik, die auf Nachbauten römischer Musikinstrumente eingespielt wurde.
Unter dem Thema »Von der Quelle zur historischen Interpretation – Wege der Forschung« bietet ein neuer Ausstellungsbereich sowohl direkte Einblicke in die Werkstätten als auch allerhand Wissenswertes über die Arbeit und die Methoden der Wissenschaft bei Ausgrabung, Konservierung, Rekonstruktion und Interpretation historischer Schiffsfunde.
Auch für die kleinen Besucher ist gesorgt: An Audiostationen erklären Kinder Kindern ausgewählte Ausstellungsstücke auf ihre Weise. Unterhalb der Galerie wurde ein eigener Aktionsbereich für Kinder geschaffen. Dort und in mehreren, in die Dauerausstellung integrierten Schubladen finden sie Objekte, mit denen sie ihren eigenen Einstieg in die Welt der antiken Schifffahrt und in die archäologische Forschung finden können.
Ausblick auf 2012
Für 2012 sind die Eröffnung eines Museumsshops, einer kleinen Café-Bar, eines Filmraumes und einer Leseecke sowie die Neugestaltung des Ausstellungsbereiches »Zivile Schifffahrt« geplant. Darüber hinaus sollen Maßnahmen für den barrierefreien Besuch des Museums für Blinde, Sehbehinderte und Gehörlose umgesetzt werden.