Nach der Babypause denken: „Mist, Karriere vorbei“? Das muss nicht sein! Karriere-Coach Katrin Wilkens erklärt, was Mütter während der Elternzeit tun können, damit es beim Thema Wiedereinstieg keine bösen Überraschungen gibt.
Wiedereinstieg? Welcher Wiedereinstieg?© Thinkstock, Nadezhda1906
Wiedereinstieg nach Babypause
Irgendwie soll man ja immer alles zugleich schaffen: Rück- und Weiterbildung, Stillen (zu Hause) und Trommeln (für den Job), Kinder, Kirche, Karriere. Naja, die Kirche kann warten. Was aber, wenn auch die Karriere auf einmal unwichtig wird, weil es einfach toll ist, mal nicht in ich-bin-so-wichtig-Stilletos durch die Gänge zu starksen, sondern sein Kind dabei beobachten zu können wie es einen Krümel von der Tischplatte nimmt, vorsichtig, ganz vorsichtig, oh… fallen gelassen…Was rät man als Karriere-Coach, wenn die Frauen einen mit dem Mund um einen Job bitten und mit den Augen um eine Berufspause? Dann nimmt man die Augen ernster als den Mund. Aber dennoch gibt es ein paar Regeln, die Sie befolgen können, um nicht irgendwann aufzuwachen und: „Mist, Karriere vorbei“ zu denken:
- Klären Sie mit Ihrem Partner deutlich Ihre Karrierenpause. Nein, noch deutlicher! Manchen gelingt es erst dann, wenn sie ihre Entscheidung in einem Brief aufschreiben. Wie lange wollen Sie mindestens pausieren? Wofür soll Ihr Mann in dieser Zeit verantwortlich sein? Für das Familieneinkommen? Für Teile der Hausarbeit? Für Teile der Erziehungsarbeit? Für Teile Ihrer Regeneration? Vielen Männern (und umgekehrt Frauen, falls sie die Alleinverdienerin sind und der Mann zu Hause bleibt) ist nicht klar, was sie leisten sollen. Erst wenn das geklärt ist, herrscht auch unter Ihnen als Paar Klarheit. Und eiern Sie nicht so wie mit Ihrem Chef herum: Ihr Partner verdient es, klar informiert zu werden: ich möchte mindestens für drei Jahre zu Hause bleiben. Falls ich es mir anders überlege, sage ich Dir Bescheid.
- Als nächstes kommt eine finanzielle Klärung: Wenn Sie drei Jahre auf Einkommen verzichten, dann muss auch das fair geteilt werden. Am besten geht das, wenn Sie sich einen Fachmann (z.B. einen Notar) suchen, der eine friedliche Lösung ausarbeiten kann. Die könnte z.B. so aussehen: In den drei Jahren, in denen ich nicht in die Rentenkasse einzahlen kann, zahlst Du mir ein monatliches Gehalt, beispielsweise 200 Euro, das wir (!) gut verzinst anlegen. Sollte ich mit 65 Jahren noch mit Dir zusammen sein, verbraten wir es gemeinsam. Sind wir bis dahin getrennt, ist das mein Ausgleich für drei Jahre Erziehungsarbeit. Viele Frauen scheuen davor zurück, ihre Männer um zusätzlichen Unterhalt zu bitten. Es ist aber kein Taschengeld für Maniküre, sondern eine Altersvorsorge, die der Mann durch seine Rentenzahlung in derselben Zeit für sich automatisch zurücklegt.
- Als drittes sollte man sich – frühzeitig – überlegen, ob man die Pause nicht für eine Weiterbildung nutzen kann. Mit Kind kann man gut fernstudieren. Viele Weiterbildungseinrichtungen gehen von 15 Wochenstunden Übungszeit aus – und das ist mit Disziplin und Tagesplan auch dann machbar, wenn nebenan eine niedliche Boje vor sich hinbrabbelt. Aber: Diese Überlegungen sind strategisch umso klüger umso früher sie getätigt werden. Also: ab der 12. Woche: ran an die Überlegung: Will ich nach der Babypause an meinen alten Job zurück? Kann ich das auch in Teilzeit? Oder suche ich sowieso die ganze Zeit eigentlich nach etwas neuem und kann die Pause sinnvoll nutzen?
- Besprechen Sie sich in Karrierefragen nicht mit Frauen, Müttern, Spielplatzbekanntschaften, sondern mit Männern. Sie brauchen den aggressiven, anderen, Ihnen zurzeit fremden Part, der effizient, ökonomisch, langweilig-vernünftig denkt. Dass Sie mitunter noch vernünftiger denken, weil Sie auch weiche Faktoren wie „Burn Out“, „Sinnkrise“, Nachhaltigkeit“ mitberücksichtigen, müssen wir ja an dieser Stelle nicht ganz laut hinausposaunen. Ist aber so. Freuen Sie sich an der romantischen Elternzeit – und nutzen Sie trotzdem die Werkzeuge des Business. Erst dann können Sie hinterher sagen: ich kann aus beiden Welten das beste nutzen.
- Entscheiden Sie sich nach dem ganz oder gar nicht-Prinzip: Auch wenn Sie vier Jahre aussetzen, ganz und mit noch mehr Soja-Latte am Morgen: dann tun Sie das ohne schlechtes Gewissen. Legen Sie lieber noch ein halbes Jahr oben drauf, so dass Sie dann mit Power voll durchstarten können. Es stimmt schon: Arbeitende Mütter sind laut Statistik häufig glücklicher als nicht arbeitende Mütter. Aber wenn das bei Ihnen nicht der Fall ist – genießen Sie es und hadern Sie nicht. Es wird die Zeit kommen, in der Sie wieder durchstarten. Und das geht dann am besten, wenn Sie sagen können: Elternzeit – i had it all.
Katrin Wilkens (Jahrgang 1971) ist Journalistin und hat vor 5 Jahren die Hamburger Agentur i.do gegründet. Dort berät sie im Team junge Frauen nach der Babypause, die sich beruflich verändern wollen. Mehr unter www.i-do-hamburg.de.
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