Wieder mal eingeschlossen

Warum müssen mir solche Dinge immer am Sonntag passieren? Da komme ich frisch gestärkt aus dem Gottesdienst, freue mich auf den Besuch bei guten Freunden und dann streikt der Ticketautomat in der Tiefgarage, obschon ich die Parkgebühr von zwei Franken gleich zweimal bezahle. Was nicht weiter schlimm wäre, wenn auch die Barriere ihren Dienst versagen und oben bleiben würde. Tut sie aber nicht und darum bleibt mir nichts anderes übrig, als den Hilfeknopf zu drücken.

„Bitte bewahren Sie Ruhe, Ihr Anruf wird weitergeleitet“, redet man mir gut zu und zwar so oft, dass ich schon leicht aggressiv bin, als sich endlich eine Frauenstimme meldet. Ich schildere ihr mein Problem, worauf sie wissen will, wie ich heisse. Ich weiß ja nicht so recht, was mein Name zur Sache tut, aber ich nenne ihn dennoch brav. „Ihre Autonumner, bitte?“, fragt die Frau, nachdem sie endlich begriffen hat, dass man Venditti mit v und zwei t schreibt. Wozu braucht die meine Autonummer, wo ich doch nur das Parkhaus verlassen will? Leicht genervt schicke ich Karlsson los um nachzusehen, wie die Nummer lautet. Ja, ich weiss, die Autonummer sollte man auswendig kennen, aber die Speicherplätze in meinem Gehirn sind bereits durch Codes, Passwörter und Telefonnummern besetzt.

Und eine dieser Telefonnummern will die Frau jetzt wissen, nämlich meine eigene. Was, bitte sehr, soll das nun wieder? Will sie etwa, dass wir zu Fuss nach Hause gehen und dort darauf warten, bis sie uns Bescheid gibt, dass die Barriere wieder offen ist? „An welcher Kasse stehen Sie denn? An der Kasse 1?“, will die Frau jetzt wissen. Ich suche verzweifelt nach einer Nummer,finde aber keine, was ich der Frau mitteile. „Da steht nur ‘Ausgang Bahnhof’. Etwas anderes sehe ich hier nicht“, erkläre ich. „Ja, sind sie denn im Parterre?“, kommt die entnervte Frage zurück. Was soll ich jetzt bloß antworten? Je nach Standpunkt könnte man unseren Standort als erste Etage, Parterre oder erstes Untergeschoss bezeichnen. So genau lässt sich das leider nicht erkennen und so muss ich bei dieser Quizfrage passen. Was meine Gesprächspartnerin so sehr erzürnt, dass sie die Befragung abbricht und unvermittelt zur Lösung meines Problems schreitet: „Gut, wir werden sehen, was wir tun können wegen der zwei Franken, die Sie zuviel bezahlt haben.“ „Die zwei Franken zuviel sind mir ziemlich egal“, gebe ich zurück und ich muss gestehen, dass ich nicht mehr ganz nach „Ich war soeben im Gottesdienst und bin so unglaublich glücklich“ klang. „Ich will ja bloss aus diesem blöden Parkhaus raus, verstehen sie?“ Die Frau versteht wohl nicht, denn die Verbindung bricht sofort ab.

Also noch einmal drücken, noch einmal „Bitte bewahren Sie Ruhe, bla, bla, bla“, dann meldet sich endlich ein Mann, der verspricht, in drei Minuten bei uns zu sein. Nun, es sind dann gute zehn Minuten, aber immerhin ist der Herr, der uns aus dem Parkhaus befreit, sehr freundlich.

Und jetzt müsste ich wohl ein Gesuch schreiben, um meine zwei Franken, die ich zuviel bezahlt habe, wieder zurückzubekommen. Aber vielleicht lasse ich das lieber, sonst brauchen die noch meine IBAN-Nummer, die Adresse meiner Bank und das Geburtsdatum meiner Mutter, oder so.

Wieder mal eingeschlossen



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