Vor kurzem las ich in der „Zeit“ von einem deutschen Architekten, der in Shanghai ein ganzes Stadtviertel bauen sollte. Der chinesische Ansprechpartner war nur durch Beziehungen an seinen Posten gekommen und entsprechend unfähig, die Chinesen hielten Absprachen nicht ein, die Deutschen hatten in den Diskussionen immer die besseren Argumente, so dass die Chinesen sich gegen dieses ständige Recht-Haben nur durch hilflosen Trotz wehren konnten. Die Deutschen zogen sich schließlich aus dem Projekt zurück, der Stadtteil wurde zwar gebaut, wartet aber bis heute auf Leute, die dort wohnen wollen. Ich habe beim Lesen des Artikels gelacht, aber nicht so ganz fröhlich, denn zu unserem Kuba-Projekt gibt es leider Parallelen: Auf Wunsch von Prior Jacques habe ich Kuba am Samstag verlassen, nachdem in den letzten anderthalb Jahren schon Emmanuel (Deutscher), Abraham (Spanier), Martin (Togolese) und Vianney (Philippino) mehr oder weniger freiwillig abgereist waren. Jacques und Cyrille, beide aus Togo, bleiben übrig.
Die Probleme, die sich aus dem unterschiedlichen kulturellen Hintergrund ergeben, hatten alle Beteiligten, auch ich, zu Anfang völlig unterschätzt. Allerdings werden mir nicht nur die Probleme in Erinnerung bleiben. Mit Br.Martin und insbesondere mit Br.Cyrille habe ich mich nach einigen Anfangsschwierigkeiten nämlich richtig gut verstanden, und auch sonst gab es sehr viele spannende, bereichernde Erfahrungen. Die letzten beiden Wochen auf Kuba habe ich mit einer Reise in den Osten des Landes (Foto: Morro-Festung bei Santiago) verbracht, dazu kommen in den nächsten Tagen noch ein paar Blog-Artikel, und auch noch ein paar Artikel, deren Entwurf schon steht, die ich aber noch nicht veröffentlichen konnte.
Der deutsche Architekt hat übrigens aus den negativen Erfahrungen gelernt; er ist immer noch in China tätig, inzwischen erfolgreich.