Wie wir Buchstaben und Lesen lernen

Wie Kinder einen natürlichen Drang haben immer selbstständiger zu werden und neues zu lernen fasziniert mich. Solange sich Kinder natürlich entfalten dürfen, Zeit und Raum für ihre Interessen vorhanden sind, passiert das Lernen ganz automatisch. So ist es auch mit dem Lesen.

Man muss Kinder nicht dazu anleiten oder in eine bestimmte Richtung drängen oder Vorgaben machen was es jetzt können müsse. Vor allem Freilerner bzw. Unschooler setzen ausschließlich auf diese natürliche Neugierde der Kinder alles Nötige in ihrem eigenen Tempo und Rythmus zu lernen. Mehr darüber findet ihr in meinen Buchrezensionen Wir sind so frei und Ich war nie in der Schule.

So ist es auch bei Rick. Gleich nach seiner Begeisterung für Zahlen, kamen die Buchstaben. In diesem Blogbeitrag möchte ich unsere Ideen und Methoden sammeln wie Rick begeistert Buchstaben und Lesen lernt.

An dieser Stelle möchte ich ganz klar Betonen, dass jedes Kind sein eigenes Tempo beim Lernen hat. Vergleicht eure Kinder nicht mit anderen, sondern unterstützt sie beim dem, was sie gerade interessiert. Fokussiert euch nicht auf Defizite, sondern bestärkt euer Kind bei dem was es gut kann. So wächst das Selbstvertrauen auch schwierige Aufgaben anzugehen. Euer Kind zu einer der unten genannten Spiele und Aufgaben zu drängen würde nicht helfen – im Gegenteil.

Vorlesen, Vorlesen, Vorlesen

Kinder lernen das Lesen leichter, wenn sie es an Wörtern und Geschichten probieren, die sie interessieren und kennen.

In seinen Büchern versucht Rick seit etwa drei Wochen die Überschriften zu entziffern was dort stehen könnte. Ich lese es ihm langsam vor und zeige mit meinen Fingern die jeweilige Silbe, die ich gerade lese.

Also, falls euer Kind auch mit den Fingern über Wörter fährt und herauszufinden versucht welches Wort diese Buchstabenreihe ergeben könnte, ist das der richtige Moment zu beginnen. Lies deinem Kind jedes Wort deutlich vor was es wissen möchte. Egal wann, egal wo. Und zeige wie die einzelnen Buchstaben aussehen.

Buchstaben ausgraben

Kind spielt mit Buchstaben Puzzle. Die Buchstaben sind in einen flachen Gefäß unter Reis versteckt. Dieses Spiel ist einer der ersten Schritte zum Buchstaben und schließlich zum Lesen lernen.

Buchstaben Puzzle liegen häufig in Kinderzimmern herum. Leider verlieren sie recht schnell ihren Reiz wenn sie bereits fertig gepuzzelt im Regal liegen. Auch Kinder, die mit der hohen Anzahl der Puzzleteile überfordert sind, neigen dazu dieses Spiel nicht von sich aus zu beginnen. Für diese Kinder ist folgende Übung hilfreich:

Das Einlegebrett wird leer hingelegt. Die Buchstaben kommen in ein zunächst flaches Gefäß. Anschließend werden die Buchstaben mit Reis oder ähnlichem überschüttert. Legt eurem Kind noch verschiedene „Werkzeuge“ zum Ausgraben hin wie Löffel, Schaber und Pinsel. Rick benutzt am liebsten den Silikonbackpinsel.

Warum zunächst ein flaches Gefäß? Kinder die sich ohnehin schon schlecht auf diese Art Aufgaben konzentrieren können, brauchen schnell aufeinanderfolgenden Erfolg. Ein Kind, dass ewig in einem tiefen Gefäß nach den fehlenden Teilen suchen muss, wird möglichweise schnell die Lust verlieren und der eigentliche Lerneffekt die Buchstaben zu lernen wird sich so nicht einstellen. Hat es einige Mal gut mit den flachen Gefäß geklappt, kann man ein tieferes ausprobieren.

Was bringt das Vergraben? Mal abgesehen vom Spaßfaktor hilft es Kindern sich auf einen einzelnen Buchstaben zu konzentrieren. Und zwar den den sie gerade ausgegraben haben. Gerade kleine Kinder sind überfordert wenn alle Buchstaben offen sichtbar sind. Sie wissen schlicht nicht wie sie anfangen sollen.

Als wir dieses Spiel die ersten Male gespielt haben, hat Rick gerade eine Vorliebe für seine Waschbär-Handpuppe gehabt. Der Waschbär an meiner Hand staunte über seine Funde und fragte immer ob er denn schon wisse welcher Buchstabe das ist. Lag Rick falsch sagte der Waschbär „Hmm ich glaube der heißt anders. Lass und mal das Buchstabenlied singen.“ So sangen wir das ABC und der Waschbär zeigte jedes Mal auf die entsprechende Stelle im Einlegebrett. So konnte sich Rick sehr schnell die Namen der Großbuchstaben einprägen.

Buchstaben Steckspiel

Kind spielt mit Buchstaben Steckspiel. Die Buchstaben sind auf Eissteilen geschrieben, die in den passend beschrifteten Schlitz in einer Pappschachtel gesteckt werden müssen. Dieses Spiel ist einer der ersten Schritte zum Buchstaben und schließlich zum Lesen lernen.

Ein ganz simples Steckspiel lässt sich aus einer kleinen Pappschachtel und Eisstielen basteln.

  1. In die Schachtel werden mit einem Messer kleine Schlitze rein geschnitten, sodass gerade so ein Eisstiel durchpasst. Haltet genug Abstand damit die Beschriftung darunter passt.
  2. Beschriftet nun die einzelnen Schlitze mit dem Alphabet
  3. Beschriftet nun die Eisstiele mit dem Alphabet.

Das Buchstaben-Steckspiel hilft nicht nur beim lernen des Alphabets, sondern schult außerdem die Feinmotorik, Hand-Augen-Koordination, Konzentration und Logik.

DIY Lesen-Lernspiel

Metalldose mit bunten magnetischen Buchstaben und Holzspateln. Auf den Holzspateln sind einfache Wörter aufgeschrieben und ein passendes Bild aufgemalt. Aufgabe ist es die Wörter mit den magnetischen Buchstaben nachzulegen. Dieses Spiel ist einer der ersten Schritte zum Lesen lernen.

Inspiriert von fertig zu kaufenden Lesen-Lern-Spielen wie von Jumbo Spiele oder von Noris habe ich ein eigenes Spiel gebastelt. Dafür braucht ihr lediglich:

Da wir schon magnetische Buchstaben zu Hause hatten und Rick sich immer mehr für das Lesen interessierte habe ich ihn nur noch die großen Holzspatel mit einfachen Wörtern, die er kennt und mag beschriftet und dazu ein kleines Bild daneben gezeichnet. Wer keine Holzspatel zu Hause hat, kann Alternativ Karten aus dicken Papier ausschneiden. Wer nicht gut zeichnen kann, kann kleine Sticker oder ausgedruckte Bilder aufkleben. In der Blechdose ist dieses Spiel sehr praktisch für unterwegs.

Lesen lernen mit Bewegung: Das Hüpfspiel

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Die klassischen Fibeln mit ihren „Mimi“ und „Momo“ und ständigen Wiederholungen sind häufig sehr langweilig. Ich selbst habe damit zwar in der Schule lesen gelernt, habe aber gemerkt, dass sich Klassenkameraden mit mehr Hummeln im Hintern sehr damit quälten. Nicht nur weil diese Methode recht langweilig ist, sondern weil sich diese Kinder aufgrund der mangelnden Bewegung in der Schule schlecht konzentrieren konnten. Im Grunde kann man das sogar allgemein auf jedes schulische Thema beziehen. Kinder die viel Bewegung brauchen haben in unserem Schulsystem häufig schlechtere Noten und das nur weil es dieses System nicht schafft das Bedürfnis dieser Kinder nach Bewegungspausen zu stillen. Selbst während der kurzen Esspausen in der Grundschule war Bewegung verboten. Nur während des Sportunterrichts und während der Hofpause durfte man also rennen. Das ist viel zu wenig.

Habt ihr also auch einen kleinen Wirbelwind zu Hause, der sich nicht lange auf Puzzle und feinmotorische Aktivitäten konzentrieren kann hilft unser Hüpfspiel wahre Wunder. Dafür habe ich zunächst A4 Blätter mit Zahlen auf den Boden geklebt, die in der richtigen Reihenfolge entlang gehüpft werden soll.

Am Anfang schaut sich Rick das Wort am Kühlschrank an, holt sich die Strecke entlang hüpfend einen Buchstaben, hüpft seine Strecke durch die Wohnung bis zum Kühlschrank zurück, wo er den Buchstaben an die entsprechende Stelle des Wortes anbringt.

So schlägt man mehrere Fliegen mit einer Klappe: 1. der Bewegungsdrang wird gestillt 2. Zählen wird aufsteigend und absteigend nebenbei geübt 3. die Hauptaufgabe fällt durch den spielerischen Aspekt weniger schwer.

Man kann Kinder mit dem Hüpfspiel auch für andere Aufgaben motivieren, die ihm schwer fallen. Neben dem Hüpfen können auch noch andere Elemente in den Parcour eingebaut werden z.B, Balancieren, unter Stühlen durchkriechen oder rutschend auf Lappen vorwärts Bewegen. Bezieht euer Kind beim Aufbau des Parcours mit ein. Dann wird es noch mehr Spaß machen.

Buchstabenkarten basteln

Kind spielt mit selbst gemachten Buchstaben Karten. Die Karten haben einmal Großbuchstaben und einmal Kleinbuchstaben. Die zueinander gehörenden Karten müssen vom Kind gefunden werden. Durch Motive, die dem Kind gefallen fällt das Lernen leichter. Dieses Spiel hilft beim Lernen der Groß- und Kleinbuchstaben und schließlich zum Lesen lernen.

Ich weiß gar nicht mehr wie ich auf diese tollen Buchstabenkarten gestoßen bin. Wohl irgendwie über Pinterest. Der Blog Chez Mama Poule von Ellen bietet zum Thema Buchstaben lernen kostenlose Druckvorlagen für Buchstabenkarten zum selbst Gestalten. Wie am Anfang dieses Blogbeitrags schon erwähnt, lernen Kinder schneller und einfacher wenn sie ein Spiel interessiert und begeistert. Begeisterung weckt man über Emotionen und beim Thema Buchstaben geht das wunderbar mit Worten, die eure Kinder mögen. Rick staunte und freute sich sehr als er auf den Karten seine Familienmitglieder, Lieblingsessen und Lieblingsspielzeuge erkannte.

Wir nutzen diese Karten besonders gern zum Lernen von Kleinbuchstaben. Die Großbuchstaben kann er mittlerweile sicher benennen. So mache ich daraus ein Zuordnungsspiel. Ich lege die Karten mit den Buchstaben auf den Tisch und Rick legt die passenden Karten mit den Kleinbuchstaben darauf. Die identischen Bilder auf den Karten zeigen ihm ob er richtig lag.

Um Überforderung durch die hohe Anzahl der Karten zu vermeiden bietet es sich an erstmal nur je 3 Karten mit Großbuchstaben auf den Tisch zu legen und etwa 6 Karten mit Kleinbuchstaben zur Auswahl geben. Wenn das gut klappt werden immer ein Paar Karten mehr auf einmal bereit gelegt. Um optisch besser zwischen Groß- und Kleinbuchstaben zu unterscheiden habe ich die Bilder der Kleinbuchstaben in schwarz-weiß ausgedruckt, während die Großbuchstaben farbig sind.

Die Lernkarten könnt ihr euch direkt auf Ellens Blog herunterladen. Viel Spaß dabei! https://chezmamapoule.com/diy-buchstaben-lernen-mit-persoenlichen-karten/

Buchstabenschlange

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Die Buchstabenschlange kann zum Einsatz kommen, wenn die Kleinbuchstaben mit Hilfe der Buchstabenkarten schon bekannt sind.

Ich habe lange in Online-Shops nach Buchstabenpuzzle gesucht, die alpabetisch der Reihe nach angeordnet sind und man gleichzeitig Groß- und Kleinbuchstaben üben kann. Leider konnte ich kein Puzzle finden, dass meine Anforderungen entspricht. Also musste ich es selbst basteln.

  1. Als erstes zeichnete ich die Schlange vor, malte sie bunt an und zeichnete mit einen schwarzen Filzstift die Umrandungen und Buchstaben nach.
  2. Die Schlange wird ausgeschnitten. Die übrig gebliebene Pappe malte ich schwarz an und klebte sie auf eine weitere Pappe.
  3. Nun schnitt ich die einzelnen Teile der Schlange aus.
  4. Die Einzelteile legte ich jeweils auf die entsprechende Stelle und zeichnete dem Umriss ein, sodass man schon anhand der Form etwas abschätzen kann ob das Teil an der richtigen Stelle ist.
  5. Zum Schluss beschriftete ich die Vorlage mit den Kleinbuchstaben. Zuerst hatte ich die Kleinbuchstaben in Schreibschrift aufgeschrieben und später mit Druckbuchstaben überklebt, weil Rick viel häufiger mit Druckbuchstaben in Kontakt kommt und die Schreibschrift ihn verwirrte.

Bleibt dran

Diese Liste ist noch lange nicht abgeschlossen. Ich werde in Zukunft noch weitere Spiele zum Thema Buchstaben eintragen. Immer wieder mal vorbei schauen lohnt sich. 🙂


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