Wenn sexueller Missbrauch droht
14.02.2011 - BOBSTADTALS Kurs zur Prävention für Kinder
(tik). Die Supernanny bringt den Kindern im Fernsehen bei, artig zu sein, das zu tun, was man erwartet.
Dass „Nein -Sagen“ aber gerade bei Grundschülern wichtig ist, zeigte am Samstagvormittag der Kurs zum „Schutz vor sexuellem Missbrauch“ an der Astrid-Lindgren-Schule.
Bereits zum zweiten Mal initiierte der Elternbeirat gemeinsam mit Schulleiterin Simone Kurt die Informations- und Übungsveranstaltung. „Ich finde das Engagement der Eltern ganz toll. Es ist ein wichtiges Thema, das lebensnah ist. Lange Zeit hat man nur gewarnt, heute möchten wir uns gezielt mit der Thematik auseinandersetzen“, begrüßte Kurt die Idee.
Mit 22 Erst- und Zweitklässlern der Schule sei die Resonanz positiv, so Elternvertreterin Andrea Kornas, die das Projekt zusammen mit Mutter Manuela Hagenmaier-Keltjens nach Bobstadt geholt hatte. Die Trainer, Klaus Peter Fritz und Thomas Schweizer, haben das Konzept bereits vor rund 20 Jahren entwickelt und stetig verfeinert.
Selbstbehauptung sei der Schlüssel zum Erfolg. Die Kinder sollten schon zu Hause lernen, ihre Meinung zu vertreten, ohne dabei die erzieherischen Komponenten der Eltern einzuschränken.
„Nein-Sagen lernen ist das A und O. Ich nehme als Beispiel immer Hausaufgaben. Muss ich die wirklich mittags nach dem Essen machen? Oder kommt es nur darauf an, dass ich sie mache? Eventuell abends, sodass mittags gespielt werden kann“, erklärt Schweizer, der als Polizeibeamter Experte in der Theorie ist. Judotrainer Peter Fritz, der die Arbeit mit Kindern aus dem 1. Judo-Club Bürstadt kennt, übernahm den praktischen Teil.
Spielerisch tasteten sich die Sechs- bis Siebenjährigen innerhalb von zwei Stunden an die Problematik heran. Dabei wurde sowohl in Rollenspielen als auch in gezielten Übungen das Selbstbewusstsein trainiert.
„Das fängt schon in der Pause auf dem Schulhof an. Wenn mich einer anrempelt und ich nicht weiß, wie ich reagieren soll. Bin ich da schon Opfer? Dann kann ich mich auch nicht behaupten, wenn mich Fremde ansprechen“, betonte Fritz.
Deswegen sei es wichtig, den Kindern zu vermitteln, dass Körpersprache wie eine aufrechte Haltung und Überzeugungskraft geübt werden können.
Andrea Kornas bestätigte unterdessen, dass der Kurs auch weiterhin an der Schule stattfinden soll, da schon der erste Kurs im Herbst mit den Dritt- und Viertklässlern ein Erfolg gewesen sei.
Erfolgreich sei er vor allem dann, wenn die Kinder auch noch nach dem Wochenende im Kopf behalten, wie sie in einer Situation reagieren sollen. Abstand halten und die Lage einschätzen sowie ein deutliches Nein verbalisieren, das lernten die 22 Kleinsten am Samstag."
Quelle: Wormser Zeitung 15.02.2011
Hier noch als Ergänzung die Geschichte vom kleinen und großen Nein:
Das große und das kleine NEIN
Das kleine Nein sitzt auf einer Bank im Park und isst Schokolade. Es ist wirklich sehr klein, richtig winzig und ganz leise. Da kommt eine große, dicke Frau und fragt: "Darf ich mich zu dir setzen?"
Das kleine Nein flüstert leise: "Nein, ich möchte lieber allein sitzen." Die große dicke Frau hört nicht hin und setzt sich auf die Bank.
Da kommt ein Junge angerannt und fragt: "Darf ich deine Schokolade haben?"
Das kleine Nein flüstert wieder: "Nein, ich möchte sie gerne selber essen." Aber der Junge hört nicht hin, nimmt dem kleinen Nein die Schokolade weg und beginnt, sie zu essen.
Da kommt ein Mann vorbei, den das kleine Nein schon oft im Park gesehen hat und sagt: "Hallo, Kleine. Du siehst nett aus, darf ich dir einen Kuss geben?" Das kleine Nein flüstert zum dritten Mal: "Nein. Ich will keinen Kuss!" Aber auch der Mann scheint nicht mehr zu verstehen, geht auf das kleine Nein zu und macht schon einen Kussmund.
Nun verliert das kleine Nein aber endgültig die Geduld. Es steht auf, reckt sich in die Höhe und schreit aus vollem Hals: "Neiiin!" Und noch mal: "Nein, Nein, Nein! Ich will allein auf meiner Bank sitzen, ich will meine Schokolade selbst essen, und ich will nicht geküsst werden. Lasst mich sofort in Ruhe"
Die große, dicke Frau, der Junge und der Mann machen große Augen: "Warum hast
du das nicht gleich gesagt!" und gehen ihrer Wege. Und wer sitzt jetzt auf der Bank?
Nein, nicht ein kleines Nein, sondern ein großes Nein. Es ist groß, stark und laut, und es denkt: " So ist das also. Wenn man immer leise und schüchtern Nein sagt, hören die Leute nicht hin. Man muss schon laut und deutlich Nein sagen."So ist aus dem kleinen Nein ein großes Nein geworden.(Autorin: Gisela Braun)
Das Foto wurde von Karin Heringshausen zur Verfügung gestellt.