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Menschen lieben es, ihre Geschichten mit anderen Menschen zu teilen. Social Sharing nennt man das in der Sprache des Web. Vor allem dann, wenn wir emotional berührt werden, lesen und erzählen wir online gerne und offenherzig. Die Akteure der sozialen Medien, der unzähligen Blogs, Vlogs und Podcasts sind heute gleichermaßen Konsumenten wie Produzenten und ihr Gut ist eines der ältesten der Menschheit: Authentische, bewegende Geschichten.
In diesem Sinn freut es mich ganz besonders, dass ich euch als enthusiastische Sportbloggerin die beiden Gewinner der „Social Media und Blogger"-Kategorie des „ Business Athlete Award 2017 " vorstellen darf.
Bereits zum 10. Mal kürte das Österreichische „ Börse Social Magazine " Anfang Dezember 2017 jene Profisportler, die sich nach ihrer aktiven Laufbahn mit außergewöhnlichen Ideen, unbändigem Einsatz oder einfach einem geschickten Händchen in der Business-Welt etablieren konnten.
Die Hauptpreisträger des Business Athlete Award 2017
1. Platz: Arno Wohlfarter
In den späten 80ern und frühen 90ern war er einer der größten Radstars in Österreich. Im Beruf ist er ebenso konsequent aufgestiegen. Seit 2016 ist der Buchautor (Das Gavia-Prinzip: Management braucht Sport braucht Management) CEO von Metro Österreich und verantwortet ein Geschäft mit 500.000 Kunden. Davor war er für die Bawag P.S.K. als Head of Retail Sales Private- and SME Customers und auch Managing Director für Risk Experts Risiko Engineering tätig.
2. Platz: Rainer Schönfelder und Hermann Maier
Das österreichische Skilegenden-Duo ist bereits 2015 unter die Hoteliers gegangen. Ihre Vision: Smarter und leistbarer Urlaub für Familien an absoluten Hotspots. Mit der Eröffnung des Cooee alpin Hotel Dachstein am 14.12.2017 gibt es neben Hotels im Lungau und St.Johann in Tirol bereits drei Standorte. Bad Kleinkirchheim wird 2018 realisiert, auch dank einer Crowdkampagne, bei der mehr als eine Million Euro von Investoren eingesammelt werden konnte.
3. Platz: Manuel Ortlechner
Der Oberösterreicher war etwa 20 Jahre Profikicker, kam auf knapp 400 Bundesligaspiele und wurde 1x Meister mit Austria Wien. International war er via Champions- und Euro League mit Austria Wien präsent. Im Business ist er als Projektleiter für das Austria-Programm Violafit (Ortlechner lädt da schon mal Finanzexperten aus Banken ein, um jungen Fußballern Finanzthemen näherzubringen) und Senior Strategic Advisor beim Startup Playerhunter sehr präsent.
Warum ein eigener Blogger- und Social Media Award?
Neben der erfolgsorientierten Business-Kategorie wird beim Business Athlete Award seit 3 Jahren auch ein „Rookie of the Year"-Award vergeben, der heuer erstmals die Social Media- und Blogger-Welt auszeichnete.
Blogging und Soziale Medien haben sich im vergangenen Jahrzehnt endgültig ihren Platz im Werbe- und PR-Olymp gesichert. Als Ich-AGs, die ihr Leben zu einer unterhaltsamen, mitunter lehrreichen, immer aber sehr persönlichen Reality-Show umwidmen, bieten sogenannte „ Influencer" Firmen heute den immensen Vorteil, relevante Zielgruppen auf besonders glaubwürdigem Weg zu erreichen. (Die Vor- und Nachteile von Influencer-Marketing könnt ihr bei Blogging-Guru Verena Raffl auf „Who is Mocca" nachlesen).
Instagramer, Youtuber oder Blogger zu sein, ist zu einem vielgefragten Berufsfeld geworden und „es fließt inzwischen selbstverständlich Geld", gab etwa Ambuzzador-CEO Sabine Hoffmann unlängst in einem Youtube-Interview vor einiger Zeit zu Protokoll.
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Die Vergabe-Kriterien für den Titel „Rookie Business Athlete oft the Year"
Auch die zur Börse Social Magazine-Gruppe gehörende Webseite runplugged.com nutzt seit Jahren die Synergie zwischen Wirtschaft und Bloggern. In der „News"-Rubrik können Athleten, Vereine sowie Berufler aus dem erweiterten Umfeld „Sport" ihre persönlichen Storys veröffentlichen. Das generiert nicht nur Klicks und spannenden Content für die Website, es bietet den Darstellern auch eine lukrative Bühne für ihre Messages und Sponsoren.
Der Rookie-Preis des Business Athlete Awards wird, wie der Name bereits nahelegt, an die Nachwuchs-Unternehmer unter Sportlern vergeben. Börse Social Magazine-Frontman Christian Drastil: „Kriterium ist, dass die Athletin oder der Athlet unter 30 Jahre alt ist und immer noch im aktiven Leistungsgeschäft mitmischt." Die letzte Entscheidung fällt eine 40-köpfige Jury, die 2017 die Beliebtheit der Social Media- und Blog-Berichte der Kandidaten auf runplugged.com sowie deren Follower-Anzahl mit einfließen ließ.
Tanja Stroschneider und Christoph Sander sind Social Media Aufsteiger 2017
Das mit Abstand beste Gesamtpaket lieferten 2017 die „Niederösterreichische Triathletin des Jahres" Tanja Stroschneider und der Hindernis- und Langstreckenläufer Christoph Sander. „Beide sind höchst emotionale Typen", erläutert Drastil die Entscheidung. Sie verstehen es, ihre Community durch eine ehrliche und unverfälschte Innensicht ihrer Sportart zu fesseln.
Obwohl weder Stroschneider noch Sander mit ihren Online-Auftritten primär wirtschaftliche Interessen verfolgen, spricht eine organische Followerschaft nahe der 2.000er-Zahl für den Erfolg ihres Tuns.
Als Sohn eines Deutschlehrers und Bruder von Sportjournalist Georg Sander fand Christoph schon als Jugendlicher durch seinen Blog ein Ventil, die emotionalen Achterbahnfahrten eines Langstreckenläufers zu verarbeiten. Facebook und Instagram kamen irgendwann hinzu, „um ursprünglich Familie und Freunde upzudaten", erzählt der 29-Jährige.
Auch Strohschneider, deren Online-Aktivitäten in erster Linie über Instagram laufen, erklärt im Interview: Es habe sich mit der Zeit halt so entwickelt. Das positive und direkte Feedback motivierte letztlich, die Social Identity konsequenter und interessanter darzustellen.
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Authentizität: Erfolgsfaktor für Blogs und Social Media-Accounts von Sportlern
Genau an jenem Punkt trennt sich jedoch oft abgeklatschte Spreu von authentischem Weizen. Die Triathletin formuliert das so: „Du erkennst sehr schnell, ob Accounts von Sportlern selbst betrieben werden oder nicht. Bei vielen Top-Athleten liest man nur über Siege, Bestzeiten oder jene Facts, die ihre Agentur für richtig hält. Zuweilen haben sie vorgefertigten Sätze - was sie sagen, wenn es gut gelaufen ist, und was, wenn ein Bewerb in die Hose ging. Was in sozialen Medien aber tatsächlich interessiert, ist: Wie schaffe ich es, meinen Weg trotz harter Rückschläge zu verfolgen?"
Die 27-Jährige kann von solchen Phasen ein Lied trällern. 2012 wurde bei ihr eine akute Herzmuskelentzündung festgestellt. Es folgte ein Jahr striktes Sportverbot und ein Comeback mit großer Ernüchterung. „Ich durfte ein Jahr lang nicht einmal spazieren gehen, weil das Herz so vernarbt war. Als Kind und Jugendliche hatte ich immer Sport gemacht. Als ich zurückgekommen bin, war von vielen die Erwartung da, jetzt könne ich ja wieder abliefern. Aber ich war körperlich von Triathlon so weit entfernt wie nie zuvor."
Es folgte ein langer Aufbau, der von vielen „hör auf, es bringt doch nichts mehr"-Stimmen begleitet wurde. Im Juli 2017 qualifizierte sich Stroschneider schließlich für den Weltcup. Rückblickend, sagt sie, „hat mich diese Zeit zu der starken und selbstsicheren Person gemacht, die ich heute bin." Durch ihre Instagram-Beiträge möchte sie vermitteln, wie man sich durch solche Situationen nicht auffressen lässt. Schonungslose Ehrlichkeit und positive Motivationen zeichnen ihre Posts aus.
Tanja Stroschneider
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Insider-Informationen: Weiterer Tipp für viele Follower auf sozialen Medien und Blogs
Christoph Sander blickt gerne noch einen Tick weiter über den Tellerrand. Auf seiner Website christophsander.at liest man in der Rubrik „ Gegengerade" auch viele kritische Gedanken zu Abläufen im österreichischen Sport. Die Gegengerade, so Sander, ist für Läufer ein entscheidender Punkt. Auf der Zielgeraden geht es nur mehr um Sieg oder Niederlage. Auf der Gegengerade, der vorletzten Gerade der Zielrunde, ist noch alles offen, das Ergebnis in der heißen Entstehungsphase. „Daher schreibe ich in meiner ‚Gegengerade' auch über Themen wie Zielorientierung, oder mache Interviews mit Kollegen und für mich wichtigen Menschen."
Nicht ganz so philosophisch hält es der Ausdauer-Freak und Lebenspartner von 5.000 Meter-Kanone mit seinen Instagram-Posts. Da darf es schon mal „unseriös" und lustig zugehen - was dann auch beim Lesen fremder Posts sehr geschätzt wird. „Ich selbst folge etwa 100 Leuten, darunter viele Profiathleten. Bei denen interessieren mich neben verrückten Lebensphilosophien vor allem Trainings-Details: Was macht der, wie geht es ihm dabei, warum trainiert er so und so." Weil es im Laufsport sehr viele Aktive gibt, ortet Sander bei Insidertipps generell großes Lesepotential.
„Die Leute interessieren sich vor allem für Details, wie die beispielsweise die Pausenlänge, die ich zwischen meinen Laufintervallen mache. Klar gibt es im Internet unendlich viele Anleitungen, aber man will die Trainingsroutinen der Stars genau aufgeschlüsselt sehen. Ich persönlich hasse es, wenn einer schreibt: Heute 5 x 1.000 Meter gelaufen. Es gibt so viele Variationen, dieses Training durchzuführen! Welche Pausenlänge, welcher Pace? Das finde ich total unbefriedigend und die Information ist für mich sinnlos."
Christoph Sander
Fotocredit: Christoph Sander
Was wünschen sich Sportler von Sponsorendeals auf Social Media?
Derzeit finanzieren sich beide Profis durch Jobben und elterliche Unterstützung. Sponsoren decken lediglich die Wettkampfkosten. Vorstellen könnte man sich dennoch, auch über Social Media künftig Sponsorendeals abzuwickeln. „Wenn das Projekt zu mir passt, sich eine gute Synergie ergibt und ich überzeugt bin, dass meine Leser beim Draufklicken etwas Gutes tun", definiert Sander seine Kriterien.
Vorerst steht aber noch der Sport im Vordergrund. Das Interview mit den beiden Athleten hat mich jedoch überzeugt: Die Fähigkeit, hart und strukturiert arbeiten zu können, sich Ziele zu setzen, am Weg dorthin aber niemals die kleinen Schritte aus den Augen zu verlieren, verleiht dem sportlichen Business-Nachwuchs künftig sicher nicht nur auf Tartanbahn und Trails den entscheidenden Turbo.