Wie werde ich Veganer? – Ein paar Einsteiger -Tipps

Von Cordula

Veganismus wird ja gerne mal als Trend bezeichnet. Und das stimmt irgendwie ja auch. Und es ist ein guter, wie ich finde ;). Denn gerade in den letzten Jahren hat das Thema weit mehr Aufmerksamkeit erhalten, als die Jahrzehnte davor. So finden sich heute vor allem in Großstädten Restaurants, die sich auf eine rein pflanzliche Küche spezialisiert haben, vegane Kochbücher, vegane Magazine, Fernseh- und Zeitungsberichte uvm.

Viele finden vegane Gerichte auch ansprechend und interessant. Manche wollen es auch mal zeitweise mit einer veganen Ernährung versuchen. Einfach mal um zu testen wie das so ist.
Wieder andere empfinden eine vegane Ernährungsweise als sehr gesund, wollen abnehmen oder ihrem Körper etwas Gutes tun. Und für wieder andere sind es tierethische und ökologische Aspekte.

Doch wie wird man jetzt Veganer?

Im Prinzip ist das ziemlich leicht. Denn alles was man tun muss, ist sämtliche Tierprodukte von seinem Speiseplan zu streichen.

Klingt doch ganz einfach, oder?

Na ja, für manche ist es das nicht. Denn jeder Mensch ist anders. Von daher sollte man sich in erster Linie bewusst werden welcher Gewohnheitstyp man ist.

Welcher Gewohnheitstyp bin ich?

Manche können das, ihre Gewohnheiten von einem Tag auf den anderen komplett umstellen, ohne dass ihnen was fehlt. Und andere, bei denen braucht das Zeit. Da ist es dann besser einen Schritt nach dem anderen zu gehen.

Von daher sollte man sich in erster Linie nicht selbst unter Druck setzen. Denn auch kleine Schritte führen zum Ziel.
So kann man zum Beispiel damit beginnen sich erst einmal vegetarisch zu ernähren. Denn, mal ehrlich gesprochen, vegetarisch ist wirklich leichter als vegan. (Denn bei der veganen Ernährung fallen nun einmal mehr Produkte weg, als bei einer vegetarischen Ernährung.)
So kann man dann nach und nach beispielsweise damit beginnen Milchprodukte durch pflanzliche Alternativen zu ersetzen, öfter mal vegane Gerichte nachzukochen, bis der Tierprodukteanteil immer weniger wird. Und die Umstellung dann letzten Endes gar nicht mehr so schwer erscheint wie vielleicht noch zu Beginn.

Eine weitere Sache ist auch, dass man mit manchen Gewohnheiten schöne Erinnerungen und Gefühle assoziiert. Und gerade deshalb möchte man eben dieses Altbekannte gerne beibehalten und nicht unbedingt aufgeben. So kann das beispielsweise bei Käse der Fall sein.
Um das einmal klar zu sagen: Bei einer veganen Ernährung muss man auch nicht alles, was man von früher kannte, komplett aus dem Leben verbannen. Denn so gut wie alles lässt sich veganisieren.
Heute gibt es vegane Schnitzel, vegane Vurst, und ja, auch veganen Käse. So findet sich beispielsweise hier eine kurze Auflistung über mögliche Käsealternativen. Ansonsten kann ich persönlich Wilmsburger Scheiben sehr empfehlen. Gerade wenn man sich mal eine Käsescheibe aufs Brot legen möchte.

Ansonsten gibt es mittlerweile auch zahlreiche Online-Shops, die vegane Alternativen zu Käse, Wurst und Co. anbieten. So wie alles-vegetarisch zum Beispiel ;).


Dann wäre da noch:

Die Sache mit den Zusatzstoffen.

Ich war anfangs selbst erstaunt wo überall tierische Zusatzstoffe enthalten sind. Milchzucker von der Kuh in Salatkräutern, echtes Karmin bzw. E120 (ein roter Farbstoff aus gemahlenen Schildläusen) in Zuckerstreuseln und Lutschern, Gelatine in Fruchtsäften, Schweineschmalz in unschuldigem Tiefkühlgemüse uvm.
Wenn man sich alldessen bewusst wird, fragt man sich schon ob das wirklich sein muss? Muss überall ein Bestandteil vom Tier mit drin sein? (Kuh in Salatkräutern? Schwein in TK-Gemüse? Wirklich?)

Das kann auf den ersten Blick etwas erschlagend wirken. Denn, da noch nicht bei jedem Produkt draufsteht ob das nun vegan ist oder nicht, muss man eben Zutatenlisten studieren.
Sich das anzugewöhnen nimmt anfangs etwas Zeit in Anspruch. Gerade weil vieles neu ist und man ein paar Sachen nachschlagen muss. Doch irgendwann wird das zur Routine.

Sehr hilfreich finde ich hierbei auch den Zutatencheck von Vegpool.
So kann man dort die jeweiligen Zusatzstoffe eingeben und es zeigt einem an ob es vegan ist oder nicht.
Auch hilfreich ist diese Liste “Tierische Zusatzstoffe und ihre Alternativen” von PeTA.

Eine weitere Sache hierbei wäre auch der oft zu findende Hinweis:

“Kann Spuren von… enthalten”

Im Prinzip ist das eigentlich nur ein Allergikerhinweis. Denn das bedeutet, dass dieses Produkt mitunter in einem Betrieb verarbeitet bzw. hergestellt wurde, der auch andere Produkte herstellt, die beispielsweise Milch, Eiern, Honig usw. beinhalten.

Alles in allem kann man solche Produkte als Veganer jedoch getrost essen :).

Eine weitere wichtige Sache wäre es sich mit Nährstoffen auseinander zu setzen.

Auf welche Nährstoffe muss ich achten?

Im Grunde sollte sich jeder über die Herkunft seiner Nährstoffe informieren. Denn Nährstoffmängel betreffen nicht nur Vegetarier und Veganer. Doch gerade bei pflanzenbasierten Ernährungsformen machen sich viele immer die meisten Sorgen. Doch man kann hierbei getrost beruhigt sein. Denn eine vegane Ernährung ist vollkommen ausreichend um den täglichen Nährstoffbedarf des Menschen zu decken. So zumindest laut Aussage der American Academy of Dietetics and Nutrition (A.N.D.), die lautet wie folgt:

Gut geplante vegane und andere Formen der vegetarischen Ernährung sind für alle Phasen des Lebenszyklus geeignet, einschließlich Schwangerschaft, Stillzeit, früher und späterer Kindheit und Adoleszenz.”

Auch die Autralier haben schon längst nachgezogen, sodass sich das australische National Health and Medical Research Council in seinen Ernährungsempfehlungen zu veganer Ernährung (zu lesen ab Seite 35) wie folgt äußert:

“Appropriately planned vegetarian diets, including total vegetarian or vegan diets, are healthy and nutritionally adequate. Well-planned vegetarian diets are appropriate for individuals during all stages of the lifecycle.”

Zu deutsch: “Gut geplante vegetarische Ernährung, darunter auch die vollständige vegetarische und vegane Ernährung, sind gesund und für den Nährstoffbedarf des Menschen angemessen. Gut geplante vegetarische Ernährungen sind für alle Lebensphasen des Menschen geeignet.”

Im Prinzip sollte man als Veganer primär einen Blick auf Vitamin B12 haben. Denn das gibt es verlässlich nur in angereicherten Lebensmitteln oder noch besser, Nahrungsergänzungsmitteln.

Jetzt haben gerade hier viele Bedenken: Wie gesund kann eine Ernährung schon sein, bei der man Nährstoffe supplementieren muss? Da ist es doch besser Tierprodukte zu essen, denn die enthalten ja natürliches Vitamin B12.

Die Sache ist im Prinzip die: Natürliches Vitamin B12 gibt es heute nicht mehr. Denn sogenannte “Nutztiere” erhalten heute auch Nahrungsergänzungsmittel, ohne die sie sonst kein B12 aufnehmen würden. Und: Vitamin B12-Mangel ist nicht nur ein Thema, das Veganer betrifft. Im Gegenteil: Durch die regelmäßige Einnahme eines B12-Präparats reduziert man das Risiko eines B12-Mangels gen Null. (Mehr Infos zu B12 hier.)

Ernährung ist ein spannendes Thema. Und gerade wenn man ein Gefühl dafür bekommen möchte ob die Art wie man sich ernährt alle gängigen Nährstoffe abdeckt, so kann auch Cron-o-meter.com ganz hilfreich sein.
So gibt man ein was man über den Tag verteilt gegessen hat und erhält eine zuverlässige Auflistung aller wichtigen Nährstoffe und ob man deren vorgebenen Durchschnittswerte erreicht hat. (Ich habe hierzu auch mal meine Nährstoffzufuhr unter die Lupe genommen. Weitere Infos hier.)

Auch sehr hilfreich, und vor allen Dingen informativ, ist die Seite Nutritionfacts.org von Dr. Michael Greger (M.D. – Medical Doctor).

So finden sich dort zahlreiche medizinische Studien zu den verschiedensten Themen, zusammengefasst in sehr informativen Videos, sodass sich jeder selbst, auf der Basis wissenschaftlicher und medizinischer Erkenntnisse, mit dem Thema Ernährung und Gesundheit vertraut machen kann.

Vegan zu leben sollte Spaß machen und kein Verzicht sein.

Ein weiterer meines Erachtens nach wichtiger Punkt ist, dass vegan zu leben keinen Verzicht darstellen sollte. Denn, wenn einem etwas wie eine auferlegte Bürde erscheint, neigt man eher dazu wieder in alte Muster zu verfallen. Von daher sollte man offen für Neues sein. Neue Dinge ausprobieren und entdecken.

Man sollte hierbei auch nicht die Erwartungshaltung haben, dass alles auf Anhieb gelingen sollte oder dass so manches genauso schmecken sollte wie man es von früher kannte. Denn der Geschmack kann sich auch ändern.
Von daher, einfach mal trauen eine neue Gemüse- oder Obstsorte zu probieren. Vielleicht auch mal Gerichte aus anderen Kulturen für sich entdecken.
Auch wenn man es oftmals auf den ersten Blick nicht glauben mag, doch es gibt eine ganze Palette an veganen Gerichten. Die Möglichkeiten sind also da :).

Was mich auch schon zum nächsten Punkt bringt:

Die eigene Ernährung abwechslungsreich gestalten.

Desto bunter und abwechslungsreicher die Ernährung, desto weniger neigt man dazu Tierprodukte zu vermissen.

Da man besonders auswärts, wenn man jetzt nicht gerade in einer Großstadt lebt, als Veganer oft ein eher eingeschränktes Nahrungsangebot hat, kann es schon mal passieren, dass sich die eigene Ernährungsweise ziemlich einseitig gestaltet. Ständig nur Pommes mit Ketch-up, ein paar Salatblätter mit Essig-Öl-Dressing oder ab und zu mal eine Banane, davon wird man nicht satt. Und wirklich appetitanregend ist das auch nicht. Dabei mangelt es nicht an leckeren veganen Möglichkeiten, nur das doch eher tierproduktlastige Nahrungsangebot kann es da schwer machen was nährstoffreiches zu finden. So kann es dann schonmal sein, dass dem einen oder anderen der Griff zum Käsebrötchen usw. attraktiv erscheint.
Von daher sollte man, wenn es schon das gesellschaftliche Angebot nicht tut, seine Ernährung etwas planen. Das muss auch nicht viel Zeit in Anspruch nehmen. Ideal für unterwegs sind Smoothies, egal ob mit Obst oder mit grünem Gemüse. Sandwiches mit Pflanzenaufstrich. Oder ein veganes Rührei mit einer Scheibe Brot. Da sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt.
Davon abgesehen bietet das Internet heutzutage nun wirklich eine Vielzahl an verschiedenen wirklich köstlichen Rezepten :). Das einzige dabei ist halt, dass man etwas Zeit zum kochen investieren muss.

Jetzt leben wir heutzutage in einer schnelllebigen Gesellschaft. Da holt man sich dann meist schnell was zwischendurch oder bestellt was beim Lieferservice.
Gerade hier halte ich es für wichtig sich fürs Essen Zeit zu nehmen und mit möglichst unverarbeiteten Zutaten zu kochen. Denn, mal ehrlich, vieles von dem was einem unterwegs angeboten wird, hat doch nicht wirklich was mit Qualität zu tun. Ein Leberkäswecken zum Beispiel. Schonmal gefragt, was da alles drin ist?

Wie man seine vegane Ernährungsweise letzten Endes gestaltet, ist jedem selbst überlassen. Wichtig dabei ist meines Erachtens nur, dass man möglichst viel bunt gemischtes Obst und Gemüse zu sich nimmt, ab und zu mal Nüsse und auch Hülsenfrüchte auf den Speiseplan setzt.

Genug essen

Eine vegane Ernährung ist keine Diät! Denn Diäten sind meist nur von kurzer Dauer. Vielmehr ist es als dauerhafte Ernährungsumstellung zu verstehen.

Man hört man von Zeit zu Zeit u.a. Schilderungen wie jemand habe sich vegetarisch oder vegan ernährt, sich schwach gefühlt und dann wieder angefangen Tierprodukte zu essen.
Da Obst und vor allem Gemüse eine geringere Kaloriendichte haben als Tierprodukte, kann es durchaus sein, dass sich der Magen zwar voll anfühlt, man über den Tag verteilt aber weniger Kalorien als früher zu sich nimmt. Und ist das dauerhaft der Fall, kann das mitunter dazu führen, dass einem Energie fehlt.

Nun kann nicht mal eben jeder 10 Bananen und mehr zum Frühstück essen. Von daher kann es ein guter Trick sein auf den Tag verteilt mehrere kleinere Mahlzeiten zu essen. Eine andere Alternative ist auch auf stärkebasierende Lebensmittel zurück zu greifen. So fühlt man sich länger gesättigt. Und Stärke liefert auch länger und gleich anhaltend Energie.

Deshalb: Regelmäßig essen und vor allen Dingen: Sich satt essen. Denn, wie gesagt, eine vegane Ernährung ist keine Diät. Es geht primär darum sich gesund und ausgewogen zu ernähren.

Warum möchte ich vegan leben?

Wie schon erwähnt, vegan zu leben beschränkt sich nicht nur auf die Ernährung. Das ist vielmehr nur ein Teilaspekt. Von daher kommt es auch darauf an aus welchen Gründen man tut, was man tut.
Tut man das primär aus gesundheitlichen Gründen? Oder wegen der Tiere? Wegen der Umwelt? Wegen anderen Menschen? Oder gehen mehrere Gründe in einander über?

Auf jeden Fall hilfreich ist es sich der eigenen Motivation bewusst zu werden. Warum mache ich das? Und, will ich das auch?
Denn es wird immer mal wieder Momente geben, in denen man auf Leute trifft, die nicht so recht nachvollziehen können, warum man so lebt wie man lebt. Denn als Veganer ist man nach wie vor Angehöriger einer Minderheit. Und nicht jeder weiß was vegan ist und bedeutet. So kann es sein, dass man mit seiner Meinung alleine dasteht und sich vielleicht auch nicht traut zu sagen was man wirklich denkt.
So etwas kann dann u.a. Zweifel hervorrufen. Ist das richtig was ich tue? Sollte ich nicht den anderen zuliebe doch mal eine Ausnahme machen?

Ich finde auch, desto überzeugter man von den eigenen Beweggründen ist, desto leichter fällt es einem Tierprodukte von seinem Speiseplan zu streichen. Denn, was man nicht vermisst, will man auch nicht.

Gerade daher ist es wichtig sich über die eigenen Beweggründe zu informieren und sich Wissen anzueignen. So ist man in der Lage aufkommende Fragen zu beantworten und kann auch für sich selbst das Für und Wider besser abwägen. Ist es das jetzt wirklich wert? Und würde ich mich damit wohl fühlen?

Weiter hilfreich sein kann auch der Austausch mit Gleichgesinnten. So gibt es da beispielsweise die Möglichkeit das über das Internet zu tun. Oder aber manche Städte bieten auch einen sogenannten Veganen Stammtisch oder Veggie-Treffs.

Sich selbst Zeit geben.(Kleidung, Kosmetik, Reinigungsmittel & Co.)

Wie schon gesagt, vegan leben beschränkt sich nicht nur auf die Ernährung. Das ist vielmehr nur ein Teil. Vor allem dann, wenn man sich beispielsweise primär aus tierethischen Aspekten für diese Lebensweise entschieden hat. Dann ist es vielmehr eine ethische bzw. moralische Grundhaltung, die sich durch so gut wie alle Bereiche des Lebens zieht. Wozu Tierprodukte essen, wenn es auch ohne geht und wir unseren Nährstoffbedarf auch über eine rein pflanzliche Ernährung decken können? Wozu Leder oder Pelz tragen, wenn es dazu leidfreie Alternativen gibt? Hat nicht jedes Lebewesen eine Berechtigung auf Freiheit und ein leidfreies Dasein?

So stellt sich irgendwann auch die Frage nach Kosmetik, Kleidung usw. Soll man jetzt alles radikal in einer Hauruck-Aktion umwerfen oder nach und nach auf vegane Alternativen umstellen?

Aus meiner Sicht sollte da jeder sein eigenes Tempo finden. Der zentrale Aspekt sollte primär immer der sein, dass es nicht darum geht perfekt zu sein oder einen Aufgabenkatalog abzuarbeiten. Es geht darum den für sich selbst besten Weg in ein veganes Leben zu finden. Und wenn man noch ein Paar Lederschuhe im Regal stehen oder ein Parfum von einer nicht tierversuchsfreien Marke oder einen Wollpullover von Oma hat, dann geht davon auch die Welt nicht unter. Die Hauptsache ist am Ball zu bleiben und nach bestem Wissen und Gewissen zu handeln :).

Nähere Infos, welche Kosmetikmarken vegan und tierversuchsfrei sind, findet ihr beispielsweise hier. Und Infos sowie Tipps in Sachen Kleidung findet sich hier.