Wie werde ich Fussballprofi ? Traumjob oder Alptraum ? Kindheit ade ?

Von Gerd Bewersdorff @derallrounder
Wenn man sie jetzt so sieht, die großen Talente und Stars bei der Fussball-Weltmeisterschaft in Brasilien. Schon mal Gedanken gemacht wie schwer der Weg bis dahin ist? In Deutschland schaffen zum Beispiel nur ca. fünf Prozent den Sprung in die Bundesliga.

Hacke - Spitze - eins, zwei, drei und schon rollen die Millionen? Traum vieler Jugendlicher. Falsch ! Bild pixabay


"Die Seele hechelt immer hinterher, die Kinder müssen viel zu schnell erwachsen werden", das ist die Erkenntnis einer Mutter, deren Sohn fast Fußballprofi geworden wäre. Ihr Sohn durchlief die Mühlen der Sporttalentförderung, er war ein aussichtsreicher Kandidat für eine Profikarriere und dann der Knick. Sie weiß: Sporttalente brauchen einen Plan B für das Leben.
Talent, Wille zum Erfolg, Charakterfestigkeit, gute Trainer und ein Schulabschluss - ist es das was junge Talente für die Profikarriere im Fußball brauchen? Es ist ein harten Weg junger Menschen vom Bolzplatz in die Bundesliga und die Segnungen der Sportförderung in Leistungszentren, die alle Wunderkinder des Sports entdeckt und dadurch paradoxerweise zu viele Verlierer produziert. Der Jugendfußball als Vorstufe zur Profikarriere, bis vor nicht allzu langer Zeit auch ein Graubereich in der Arbeit des DFB.
So funktioniert die Leistungsförderung
Das genau war der Plan des DFB",  dass durch die Sportförderung diese sogenannten Wunderkinder nicht verloren gehen, dass man die frühzeitig entdeckt und keiner mehr durchs Raster fällt und dass die frühzeitig auch gefördert werden. So startete dann vor zehn Jahren die intensive Nachwuchsförderung, es wurden die Leistungszentren gegründet, die jeder Profiklub braucht. Heute gibt es rund 350 DFB-Stützpunkte in ganz Deutschland. Dadurch ist es fast unmöglich, dass dem DFB ein Talent durchrutschen kann.
Geradlinig oder über Umwege
Viele Talente verbringen ihre Jugendzeit in einem Sport-Internat, um schulische und sportliche Laufbahn unter einen Hut zu bringen. Doch es gibt auch Ausnahmen wie André Schürrle. Er hatte zwar den Sprung in ein Leistungszentrum nicht geschafft, ist dann aber in einem Stützpunkt so positiv aufgefallen und dadurch doch wieder in den Fokus des Profifußballs gekommen. Damals war er 16. Hätte es diese Stützpunkte nicht gegeben, wäre er wohl irgendwann in der Regionalliga gelandet. So aber hat er doch noch den Sprung geschafft und spielt jetzt sogar die WM in Brasilien.
Mühevoller Karriereweg 
Dazu gehören Pubertät, Null-Bock-Phasen oder Liebeskummer. Wenn die Jungs in die Pubertät kommen und in einen anders interessierten Freundeskreis geraten, dann hat man eigentlich keine Chance mehr. Aber vielleicht sehnt sich der Junge ja nach etwas, was der Profisport ihm nicht gibt.
Zu viele Verlierer
Die Förderung ist ein Segen für den Profisport, aber birgt auch ein Dilemma. Der Leistungsfußball produziert zu viele Verlierer: Jeder der da anfängt, träumt von der Bundesliga. Es gibt da keinen Jungen, der sagt, ich will mal dritte Liga spielen. Aber in die Bundesliga schaffen es ganz wenige.
Es gibt auch im Fußball das goldene Lernzeitalter, das mit zwölf Jahren anfängt. Wer in der Jugend zwischen zwölf und 14 den falschen Trainer hat, der kann seine Profikarriere vergessen. In diesem Zeitraum wird die Ballbehandlung nahezu vollendet. Ein 15-Jähriger hat fast die selbe Ballbehandlung wie ein Profifußballer. Da ändert sich nicht mehr viel. Wer diesen Zeitraum verpasst, der wird es nicht mehr schaffen.
Von den Jugendnationalspielern landen nur etwa fünf Prozent in der Bundesliga. Die anderen dümpeln dann irgendwo herum, obwohl sie schon in der Nationalmannschaft gespielt haben, das sind die Verlierer des Systems.
Bodenhaftung nicht verlieren
Ein anderes Problem ist die Bodenhaftung der kleinen Stars. Je älter Kinder werden, desto mehr nabeln sie sich normalerweise von den Eltern ab. In diesem speziellen Fall ist es so, je älter die Spieler werden, desto mehr suchen sie die Nähe der Eltern. Denn die Schulterklopfer und falschen Freunde werden - je größer der Erfolg wird - ja auch immer zahlreicher. Und diese Spieler sehnen sich nach einem Fixpunkt, einem Ruhepol, auf den sie sich verlassen können, wo sie so sein können, wie sie wirklich sind.
Kinder sind fixiert auf ihren Traum - aber Plan B wichtig
Deshalb räumen die Leistungszentren der Schule einen so hohen Stellenwert ein. Die Quote derer, die das Abitur schaffen, ist sogar höher als im Bundesdurchschnitt. Die Kids allerdings, würden oft gar nicht realisieren, dass es diesen Plan B gibt. Die sind so fokussiert auf ihren Traum und denken, wenn ich es im Fußball nicht in die Bundesliga schaffe, bin ich nichts wert, dann bringe ich mich um. Das sind natürlich alarmierende Signale. Aber am Ende geht es einfach um Leistung, das ist so und das wird immer so bleiben.
Ehrgeizige Eltern bremsen die Karriere
Ein weiterer Stolperstein sind übertrieben ehrgeizige Eltern: Man stößt immer wieder auf die Geschichten, in denen Eltern die Karriere viel mehr wollen als die Kinder. Sie machen die Karriere dadurch schon kaputt, bevor sie überhaupt begonnen hat, weil sie zu sehr wollten, dass ihr Kind der Superstar wird.
Kinder von Eltern, die gelassen mit der möglichen Sportler-Karriere umgingen, kommenen in der Regel am weitesten. Thomas Müller ist dafür ein gutes Beispiel Seine Eltern hätten ihn nie unter Druck gesetzt. Das war völlig wurscht, ob der jetzt kickt oder nicht, man sieht ja, was aus ihm geworden ist.
Am Ende zählt immer die Leistung
Keiner hat eine Garantie auf Erfolg, es ist eine permanente Auslese. "Philipp Lahm sagte, der spannendste Moment für ihn als Jugendspieler war immer am Saisonende, wenn der Trainer sagte, wer bleiben darf und wer den Verein verlassen muss." Die Auslese ist hart, die Mannschaft verändert sich ständig. Es ist zwar ein Mannschaftssport, aber es muss jeder schauen, wo er selbst bleibt. Unter dem Strich geht es immer nur um Leistung: Wer Leistung auf dem Platz bringt, der ist akzeptiert.
Charakter geht vor Talent
Dabei ist 14 oder 15 sowieso ein kritisches Alter, wenn dann auch noch die Karriere knickt, brechen Welten zusammen. Doch was macht bei einem 14 oder 15 - jährigen wirklich den Unterschied zwischen einem nur talentierten Fußallspieler und einem, der wirklich das Zeug hat zum Profi? Charakter geht vor Talent, das heißt, man braucht diesen absoluten Willen etwas zu erreichen. Man kann das tollste Talent sein, wenn man nicht diesen absoluten Willen hat, dann kann man es vergessen.
Ein harter Arbeitstag
Disziplin und Leistungsbereitschaft, Schule und Sport: Diese Jugendlichen haben einen viel härteren Tag als jemand mit einem normalen Beruf. So viele Reize von außen, wenn dann der erste Erfolg kommt und sie sich mit 20 vor einem Mikrofon zur Lage der Nation äußern sollen - dann ist eigentlich zu viel, was den Jungs da aufgebürdet wird. Andererseits muss man sich als 20jähriger gestandener Spieler noch sagen lassen, wann man abends das Licht ausmachen muss.
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Ein knallharter Ausleseprozess. Es werden zwar junge Sport-Eliten "herangezüchtet", aber "Angst vor Traumjob fressen Seele auf"?
Quelle Fussball.de 
DER Allrounder