Hier werden die Sonnenstrahlen zur heilenden Medizin: Am Toten Meer mit der „gesündesten Sonne der Welt“ werden die besonders milden Sonnenstrahlen für die Linderung vieler Gesundheitsprobleme unserer Zeit genutzt. Foto: obx-medizindirekt
Zu wenig Sonne ist nicht gut: Der Mensch benötigt sie als Krebsschutz, für gesunde Knochen und das allgemeine Wohlbefinden. Zu viel Sonne ist aber auch nicht gut: Sie kann Hautschäden verursachen. Wie so oft im Leben: Die Dosis macht´s
Regensburg (obx-medizindirekt - internet-zeitung) – „Mit dem Sonnenbaden ist es ähnlich wie mit dem Weintrinken: alles eine Frage der Dosis“, sagt der amerikanische Hautspezialist Prof. Michael Holick von der Universität Boston. „Die Zahl der Neuerkrankungen bei Brustkrebs und die Sterberate könnten um 35 bis 75 Prozent sinken, wenn sich die Menschen vermehrt draußen aufhalten würden“, behauptet Holick. Nach seiner Darstellung kann vernünftig dosiertes Sonnenbaden sogar Krebs verhüten.
Die Verteufelung des Sonnenbadens in den zurückliegenden Jahren hat nach Worten des streitbaren Professors Holick dazu geführt, dass sich die Menschen kaum noch ungeschützt in die Sonne trauen. Die Folge sei ein „weit verbreiteter Vitamin-D-Mangel in weiten Teilen der westlichen Welt.“
Tatsächlich wird der Umgang mit der Sonne zumeist falsch gehandhabt, gerade auch hierzulande. Weil beispielsweise Freibadbesucher stundenlang in der Sonne braten wollen, verwenden sie Sonnenschutzmittel mit besonders hohen Schutzfaktoren. Dies aber verhindert die Bildung von Vitamin D, das einen wichtigen Schutz vor Krebs darstellt. „Sonnencreme mit dem Faktor 15 reduziert bereits die Vitamin-D-Produktion der Haut um 99,9 Prozent“, erklärt Prof. Holick.
Fakt ist: Unsere Ernährung deckt nur maximal zehn Prozent unseres Vitamin-D-Bedarfs. Der Rest muss durch das Sonnenlicht in der Haut gebildet werden.
Was ist aber nun die richtige Dosis, mit der Menschen ungefährdet leben können, mit der sie ihre Knochen gesund und den Blutdruck niedrig halten, die Fließeigenschaften des Blutes verbessern und ihre Ausdauerleistungsfähigkeit ebenso wie ihr körperliches und geistiges Wohlbefinden steigern? Denn all die aufgezählten Wirkungen werden einem vernünftigen Umgang mit der Sonne zugeschrieben.
Um ausreichend Vitamin D zu bilden, sollte jeder nach internationalen Empfehlungen dreimal pro Woche zehn bis 15 Minuten in die Sonne. „Besser ist jedoch, jeden Tag und dafür etwas kürzer in die Sonne zu gehen“, empfiehlt Rolfdieter Krause, Projektleiter in der Abteilung für Naturheilkunde der Berliner Charité. Dabei reicht es bereits, wenn Gesicht, Hände und Unterarme der Sonne ausgesetzt sind. Was die Dauer betrifft, sollte man sich maximal für ein Viertel der Dauer der so genannten Eigenschutzzeit (siehe Tabelle!) der Sonne aussetzen.
Auf der anderen Seite bleibt unbestritten, dass übermäßiges Sonnenbaden auf Dauer eine vorschnelle Alterung der Haut und Hautkrebs bewirken kann. Krebs erregend sind medizinischen Studien zufolge sowohl UVB wie auch UVA-Strahlen. Das Problem: Konventionelle Sonnenschutzmittel schützen vor allem gegen UVB-Strahlen, die Sonnenbrand verursachen. Sie verhindern jedoch nicht das dann viel zu lange Eindringen von UVA-Strahlen in die Haut.
Der beste Schutz ist die Gewöhnung der Haut durch kurze Sonnenbäder an die Sonne. Je nach Hauttyp und Stärke der Strahlung sollten diese Sonnenbäder anfangs weniger als fünf bzw. maximal 25 Minuten dauern (siehe Tabelle). Das Ausweichen in den Schatten schützt nur bedingt: Während dort zwar die Wärmestrahlung fast völlig abgeschirmt wird, gelangen noch 50 bis 90 Prozent der UV-Strahlung auch in den Schatten. UVA-Strahlen durchdringen sogar Fensterscheiben, etwa im Auto. Besser als Schutzmittel mit hohen Lichtschutzfaktoren ist nach Expertenmeinung außerdem der Schutz durch Kleidung, eventuell durch geprüfte UV-Schutzkleidung. Sie bietet einen Lichtschutzfaktor zwischen 20 und 80, ermöglicht es aber trotzdem durch die kleinen unbedeckten Hautpartien im Gesicht und an den Armen die ausreichende Bildung von Vitamin D.
Tabelle:
So lange dürfen Sie am Anfang in die Sonne
Typ 1:
Hauttyp: sehr hell, blass, Haarfarbe: rötlich, Eigenschutzzeit: 5-10 min, Lichtschutzfaktor: 30-50
Typ 2:
Hauttyp: hell, Haarfarbe: blond, Eigenschutzzeit: 10-20 min, Lichtschutzfaktor: 15 - 40
Typ 3:
Hauttyp: hellbraun, Haarfarbe: dunkelblond, Eigenschutzzeit: 15-25 min, Lichtschutzfaktor: 12-30
Typ 4:
Hauttyp: braun, Haarfarbe: dunkel, Eigenschutzzeit: 20-30 min, Lichtschutzfaktor: 8-15
Quelle: Helmholtz-Zentrum München
Tipps für den Sonnenschutz
- Das Vermeiden der Sonnenbestrahlung, vor allem in den Mittagsstunden, ist immer noch der beste Schutz
- Kleidungsstücke und Kopfbedeckungen schützen besser als Sonnenschutzmittel
- Sonnenschutzmittel sollten erst am Ende in der Reihe der Schutzmaßnahmen stehen. Wenn Sie welche anwenden: Tragen Sie die Mittel bereits eine Viertelstunde vor der Sonneneinwirkung auf
- Achten Sie darauf, dass das Mittel sowohl gegen UVA als auch gegen UVB schützt!
- Regelmäßiges Nachcremen ist wichtig, denn durch Schwimmen, Schwitzen oder Abtrocknen der Haut geht der Schutz verloren
- Halten Sie sich bevorzugt im Schatten auf. Dort bekommen Sie immer noch genügend UV-Strahlen ab
- Nach dem Sonnenbad: Duschen und die Haut mit einer Feuchtigkeit spendenden Lotion eincremen
Wie viel Sonne braucht der Mensch?
Autor des Artikels : urzeit
Zum Original-ArtikelErnst Probst ist Autor von mehr als 100 Büchern, Taschenbüchern, Broschüren, Museumsführern und E-Books