Wie Veränderung von Dauer ist
Wisst ihr, was fast jedes Mal der Grund ist, wieso ich neue Gewohnheiten nicht konsequent weiterführe?
Aus welchem Grund höre ich wieder auf, mit meinem neuen Musikintstrument kontinuierlich zu üben?
Der Mensch ist ja so gestrickt, dass er alles sofort haben will. Immer. Außerdem mag er die Sicherheit seiner gewohnten, eventuell aber schlechten, Gewohnheiten und Routinen.
Deshalb sperrt sich unser Unterbewusstsein massiv gegen Veränderungen jeder Art. Auch wenn wir genau wissen, dass diese Gewohnheit nur positive Effekte auf unser Leben haben würde, unser Unterbewusstsein weiß das scheinbar oftmals nicht so genau. Es kann nicht zwischen “gut” und “schlecht” unterscheiden sondern nur zwischen “tod” und “noch lebendig”.
“Du überlebst auch mit deiner alten Gewohnheit? Gut, dann zum Teufel mit deiner komischen neuen Gewohnheit da! Wer weiß, ob es da auch noch klappt? Mit dem Überleben.”
Zu große Erwartungen.
Ich gehe mit zu großen Erwartungen an die Sache heran. Ich möchte sofort die halbe Stunde jeden Tag meditieren, meine Ziele visualisieren, dann noch ein wenig Frühsport und Gymnastik machen, möchte das Solo von Slash sofort spielen können.
Ich will alles! Und zwar sofort!
Oftmals finde ich mich dann schneller als erwartet auf dem harten Boden der Tatsachen zurück. Wie ein Kletterer, der von der Wand gefallen ist. Bumm.
Irgendein Grund, meine Meditation nicht duruchzuziehen, ist schnell gefunden und zack: schon sind schon 10 Tage vergangen, in denen ich nicht gesessen und mich auf meinen Atem konzentriert habe.
Der innere Widerstand wächst von Tag zu Tag
Mit jedem Tag wird es schwerer, wieder anzufangen, die innere Widerstand wird immer mächtiger. Ich kann ihn manchmal sogar körperlich spüren. Jetzt brauchts schon eine Riesenportion Willenskraft um mit deiner Gewohnheit wieder anzufangen. Und oh Mann, 30 Minuten können ganzschön lang sein. Dein Kopf und Körper rebellieren, du fühlst dich in einem mentalen Nebel.
Doch soweit muss es gar nicht kommen.
Der Schlüssel, um so einen Absturz zu vermeiden und flink wie ein Eichhörnchen den Baum der guten Gewohnheiten hinaufzuflitzen, liegt in kleinen Schritten. Klein wie die Schritte eines Eichhörnchens den Baum hinauf.
Der kleine Trick
Klein anfangen.
Wahrlich kein neues Konzept. Jedoch effektiv wie eh und je. Es gibt nämlich noch einen kleinen, aber elementar wichtigen Punkt, der beachtet werden muss.
Für jeden dieser Eichhörnchenschritte geben wir uns ab jetzt fundamental selber Zuspruch. Wir nehmen uns eine Gewohnheit pro Monat heraus und fangen klein an. Im Beispiel Meditation können wir damit anfangen zwei oder vielleicht drei oder vier Minuten zu sitzen jeden Tag. Danach sind wir nicht etwa unzufrieden mit uns, weil wir doch eigentlich 30 Minuten jeden Tag sitzen wollen. Nein, wir geben uns uneingeschränkten Zuspruch. Wir lassen unsere eigene mentale Fankurve richtig ausrasten, als hießen wir Felipe Santana und hätten wir in der 94. Minute Im Champions League Vierteilfinale noch das 3:2 geschossen. (Hab ich euch schon erzählt dass ich ein Riesenfußball-Fan bin?)
Olé! Olé! Olé!
“Das war super Tim”, “genauso muss es laufen”, “das hast du richtig gut gemacht, weiter so”, “du hast wieder einmal etwas gutes für dein Wohlbefinden und deine Entwicklung getan”.
Tu das enthusiastisch und mit voller Überzeugung. Ein wenig Übung ist da sicherlich erforderlich und vielleicht kommst du dir am Anfang etwas merkwürdig vor. Auch hier gilt, kleine Schritte führen zum Erfolg.
Ich für meinen Teil sehe in diesem Verhalten den Trick, um mit kleinen Eichhörnchenschritten langfristig zum Erfolg zu kommen. Die kleinen Schritte sind nutzlos, wenn wir uns dafür schlechtmachen, dass wir ja noch nicht dort sind, wo wir sind.
Diese Technik macht’s uns auf zwei Art und Weisen leichter, unsere Ziele zu erreichen.
- Es ist für uns viel einfacher Motivation zu finden um einige Minuten zu sitzen als wenn diese scheinbar unlösbare Riesenaufgabe vor uns steht. Ich würde auch lieber erstmal eine Runde gegen Stefan Raab boxen als es gleich mit einem der Klitschkos aufzunehmen.
- Außerdem freuen wir uns regelrecht auf diese Aufgabe, denn wir wissen ja, dass wir hinterher uneingeschränkten Applaus für unsere Heldentat ernten werden und so den ganzen Tag auf Wolken durchs Leben schweben können.
Wie gehts nun weiter…?
Natürlich wollen wir irgendwann auf ein Level kommen, auf dem wir jeden Tag in der Lage sind, 30 Minuten zu meditieren, das Slash Solo durchzurocken oder jeden Tag mit einer schönen Runde Laufen durchs Grüne starten.
Aber dafür brauchen wir Zeit.
Langsam an das Ziel annähern lautet die Devise
Mit den kleinen Schritten kombiniert mit der sofortigen mentalen Belohnung ist es möglich, langsam gute Emotionen mit der neuen Gewohnheit zu verknüpfen. Je länger wir die neue Gewohnheit ausführen, desto leichter wird es uns fallen und je weniger Widerstand von uns selber haben wir zu befürchten.
Dann ist es an der Zeit, langsam aber sicher die Dauer zu erhöhen. Jetzt sitzen wir heute mal eine Minute mehr. 5 Minuten. Auch kein Problem. Genauso wird einige Zeit später der Schritt von 25 auf 30 Minuten kaum einen Unterschied mehr machen.
Deine Gewohnheit ist nun fest in dir verankert. Es erfordert kaum noch Willenskraft, sie auszuführen. Es fällt dir auch viel leichter, wieder anzufangen, solltest du doch einmal einige Tage pausiert haben.
Es ist also wichtig sich klarzumachen, dass dich kleine Schritte letztendlich schneller ans Ziel bringen werden. Denn während wir nach einem Monat schon 15 Minuten sitzen können und immer noch am Ball sind, haben wir unser Projekt sofort 30 Minuten zu meditieren leider nach einigen Tagen aufgeben müssen.
Herr Klitschko hat uns nämlich nach kürzester Zeit auf die Bretter geschickt.
Grüße
Tim
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