Wie umweltfreundlich sind eigentlich Pellets? Teil1

Von Frank Hamm
Dieser Artikel ist Teil 1 von 1 in der Artikelserie Wie umweltfreundlich sind eigentlich Pellets?

Für viele Privathaushalte war es in den vergangenen Jahren eine einfache Rechnung: Weil Gas und Öl im Preis steigen, entwickeln sich Holzpellets als attraktive Alternative beim Heizen. Wir wollten mal wissen, ob sie auch eine ökologische ist.

Holzpelletsheizungen erfreuen sich vor allem in Bayern großer Beliebtheit: Laut Branchenverbänden stehen 43 Prozent der in Deutschland verkauften Modelle in Bayern. Die gestiegene Nachfrage führt zu einer starken Ausweitung der Produktionskapazitäten bei den Herstellern von Pellets. Sie verwerten mittlerweile nicht nur Abfälle der Sägeindustrie, sondern greifen immer häufiger auch auf Waldhackschnitzel zurück.

Ökologisch sinnvoll?
Die sprunghaft gestiegene Nachfrage bei Holzpelletheizungen stellt deshalb deren ökologischen Sinn in Frage.

Die verfügbare Biomasse in Deutschland reicht nicht aus, um den Energiebedarf nachhaltig zu decken. Dazu zählen auch die Pellets.
Die Pellets werden längst nicht mehr nur aus Holzabfällen, also Sägespänen gepresst, sondern stammen auch aus Abholzungen.
Allein der Pellet-Export Kanadas nach Europa ist in den letzten acht Jahren um 700 Prozent gestiegen.

Was sind Holzpellets?

Zwei Kilogramm Holzpellets heizen so gut wie ein Liter Heizöl.

Holzpellets sind ein klimaneutraler Brennstoff, der aus Biomasse gewonnen wird. Die aus gepressten Säge- und Hobelspänen hergestellten Pellets enthalten im Idealfall keine chemischen Bindemittel und haben eine hohe Energiedichte. Zwei Kilogramm Holzpellets entsprechen etwa dem Wirkungsgrad von einem Liter Heizöl. Pellets ermöglichen deshalb eine gute Verbrennung mit hohen Wirkungsgraden und geringen Emissionen. Holzpelletöfen sowie Holzpelletheizkessel weisen beispielsweise deutlich niedrigere Kohlenmonoxid- und Staubwerte auf als andere Anlagen für Festbrennstoffe.

Grundsätzlich ist Holz – im Vergleich zu den fossilen Energien wie Erdöl und Gas – ein nachwachsender Rohstoff. Das heißt: Werden Bäume gefällt, können neue Bäume gepflanzt werden. Allerdings dauert es, bis sie groß genug sind. Eigentlich werden für Pellets allein keine Bäume gefällt. Holzpellets sind der Reststoff bei der Produktion von Balken oder Möbeln. Aber da die Pellet-Industrie boomt, könnte sich das ändern.

Ursprünglich stammten die Pellets aus den Abfallprodukten der Holzproduktion.

Mit dem Abfallprodukt der Sägewerke heizen jetzt schon über 200.000 Haushalte in Deutschland, in den nächsten Jahren sollen es doppelt so viele sein. Derzeit werden in Deutschland jährlich etwa drei Millionen Tonnen Pellets produziert, aber nur etwa zwei Millionen verbraucht. Das Holz für die Pellets kann aber trotzdem auch aus sogenannten “Kurzumtriebsplantagen” (mit schnellwachsenden Bäume) stammen oder es werden Hölzer mit einem Durchmesser von mehr als sieben Zentimeter aus kontinuierlich bewaldeten Flächen verwendet. Wenn dabei dünnere Äste im Wald bleiben und dessen biologische Vielfalt und den natürlichen Nährstoffkreislauf sichern, ist dagegen – aus ökologischer Sicht – auch nichts einzuwenden.

“Im Vergleich zu anderen Heizsystemen zeichnen sich Pelletanlagen durch einen sehr geringen CO2-Ausstoß aus”, teilt das Deutsche Pelletinstitut in Berlin mit. Auch in ihrer Energiebilanz seien Pellets umwelt- und klimafreundlich: Für die Rohstoffbeschaffung, zur Herstellung sowie für den Transport von Pellets müsse zwar Energie aufgewendet werden. Dieser Aufwand betrage jedoch lediglich 2,7 Prozent (zum Vergleich: Der Energieaufwand für Öl liegt bei zwölf Prozent, der für Erdgas bei zehn Prozent).

Allerdings gibt der Förster und Pellets-Kritiker Peter Wohlleben zu bedenken: “Auf den einzelnen Baum bezogen stimmt das. Aber Wälder insgesamt sind CO2-Senken. Tote Bäume verrotten nicht vollständig, sondern reichern über Jahrhunderte den Boden mit Kohlenstoff an. So sind ja auch unsere fossilen Energieträger entstanden. Werden die Bäume verbrannt, fällt dieser Speichereffekt weg.”

Nachteil Feinstaub

Pellets verbrennen zwar CO2-neutral, es entsteht jedoch Feinstaub.

Einziger echter Nachteil der Pellet-Heizung: die Feinstaubbelastung. Allerdings sind die gesetzlichen Bestimmungen bereits verschärft und die technische Ausstattungen der Heizungen auch immer besser geworden. Und schließlich, wie Bernhard Zimmer vom Institut für nachhaltige Entwicklung in Piding sagt, sind die Pellet-Heizungen zu Unrecht in der Kritik, weil es geregelte Heizungen sind und die Feinstaubbelastungen, die der Holverbrennung zugerechnet werden, sehr viel mehr von den Kaminöfen kommt. Aber es ist so, dass eine Pellet-Heizung mehr Feinstaub emittiert als zum Beispiel eine Ölheizung.

Der entscheidende Vorteil aus wirtschaftlicher Sicht ist jedoch, dass Holzpellets wesentlich kostengünstiger sind als Öl oder Gas. Als einheimischer Rohstoff wird auf Holz keine zusätzliche Steuer, wie zum Beispiel eine Ökosteuer erhoben. Selbst die Mehrwertsteuer liegt bei sieben statt bei 19 Prozent. Die Kosten für eine Kilowattstunde Wärme liegen so insgesamt bei etwa sechs Cent für Gas bzw. bei etwa neun Cent für Öl und für eine Kilowattstunde Pellet oder Hackschnitzel zwischen drei und 4,5 Cent.

Holzalternative: Hackschnitzel

Hackschnitzel sind preiswerter als Pellets, brauchen jedoch mehr Platz bei der Lagerung.

Im Handel sind Holzhackschnitzel mittlerweile vermehrt auch technisch getrocknet. Es gibt jedoch auch naturgetrocknete Holzhackschnitzel. Es handelt sich dabei um gehackte Stücke aus getrocknetem, naturbelassenem Holz. Holzhackschnitzel haben meist eine flache, rechteckige Form. Hauptanwendungsbereich für Holzhackschnitzel sind Feuerungsanlagen der Leistungsklassen zwischen 100 und 1.000 Kilowattstunden (kW).

Hackschnitzel sind deutlich preiswerter als Holzpellets. Eine Tonne Hackschnitzel (waldfrisch) kostet etwa 55 bis 60 Euro, wobei die Preise regional verschieden sind. Eine Tonne Pellets hingegen kostet zwischen 150 und 180 Euro. Die Hackschnitzel kommen in Bayern meist aus dem privaten Kleinwald. Hier wird das Waldrestholz oft direkt vor Ort klein gehackt und dann ins nahe Heizkraftwerk geliefert. Im Gegensatz zu Pellets haben Hackschnitzel einen deutlich höheren Platzbedarf bei der Lagerung. In einen Kubikmeter Raumvolumen passen ca. 650 Kilogramm Pellets oder 180 bis 240 Kilogramm Hackschnitzel. Das führt oft zu einer Verschlechterung der Energiebilanz bei Hackschnitzeln. Ein weiterer Nachteil: Durch unsachgemäße Lagerung kann sich Schimmel bilden, was zu hohen Verlusten führen kann. Der Heizwert (Hu) von Pellets ist übrigens größer als der von Hackschnitzeln. Er beträgt 4,9 kWh/kg und von Holz/Hackschnitzel 3 bis 4,5 kWh/kg (abhängig vom Feuchtegehalt).

Die Pellets haben ihre Stärke in den kleinen Zentralheizungen, also im Einfamilienhaus oder auch im Mehrfamilienhaus bis 500 kW. Bei größeren Anlagen schneiden die Hackschnitzel wegen der Fördertechnologie und der Verbrennungstechnologie besser ab. Kleine Hackschnitzel-Heizungen haben den Nachteil, dass sie schwerer zu regeln sind. Die verschiedenen Anlagen benötigen auch verschiedene Qualitäten der Hackschnitzel, was zum Beispiel den Wassergehalt betrifft.

Lesen Sie im 2. Teil dieses Artikel mehr zu Zertifikaten für Pellets und Hackschnitzel, dem Umweltsiegel “Blauer Engel”, Aussichten auf die Kostenentwicklung bei Pellets, Fördermöglichkeiten beim Heizen mit Pellets, sowie ein kurzes Fazit.

Artikel ursprünglich erschienen www.br.de