Wie sollte man mit der modernen pränatalen Diagnostik umgehen?

Diese Frage stellt sich im Zuge der immer schneller voranschreitenden Möglichkeiten, die die Genetik heutzutage bietet. Die neuen Tests haben mittlerweile eine Treffsicherheit erreicht, die den der klassischen Methoden in keiner Weise nachsteht und dies auch noch mit viel geringerem Aufwand. Bei den neuen Tests der pränatalen Diagnostik wird „allein eine Blutentnahme von der Mutter gebraucht und keine invasive Maßnahme zur Gewinnung von Fruchtwasser oder Plazentagewebe“, so Prof. Dr. med. Klaus Vetter, Präsident des 26. Kongresses für Perinatale Medizin (Dez. 2013 in Berlin).

Diese doch relativ leichte Testmöglichkeit hat natürlich auch zu sehr starker Inanspruchnahme geführt, welche auch weiterhin exponentiell ansteigt. Selbst wenn man einräumt, dass heute nur ein kleines Spektrum der eigentlich möglichen Diagnosen genutzt wird, muss man davon ausgehen, dass in naher Zukunft nicht nur bisher als experimentell angesehene genetische Befunde standardmäßig erstellt werden, sondern verschiedenste nahezu unbegrenzte Aussagemöglichkeiten aus dem Blut der Mutter sequenziert werden können, was wiederum auch ethische Fragen nach sich zieht.

In Deutschland wird im Zusammenhang mit der pränatalen Diagnostik immer wieder das Gendiagnostik-Gesetz diskutiert, welches die informationelle Selbstbestimmung als Recht aller Bürgerinnen und Bürger betrifft und somit auch die genetische Information, die eigene Person betreffend, mit einschließt. Fraglich ist natürlich die Rechtslage des ungeborenen Kindes, dessen Glück an sich in den Händen der werdenden Eltern liegt. Die durch die pränatale Diagnostik auf die Eltern einprasselnden Erkenntnisse über den Gesundheitszustand des Fetus, gekoppelt vor allem an mögliche zukünftige Probleme, die die Gesundheit des dann geborenen Kindes betreffen, können Eltern sehr wahrscheinlich nur schwer abschätzen, genauso wie das Treffen einer Entscheidung über den restlichen Schwangerschaftsverlauf.

Gerade hier liegt das vor allem ethische Problem. Soll eine Schwangerschaft abgebrochen werden, weil aufgrund der pränatalen Diagnostik die Wahrscheinlichkeit als hoch einzuschätzen ist, dass das Kind einmal eine Behinderung aufweisen wird. Es ist davon auszugehen, dass mit der Zeit detaillierte genetische Risikoprofile angelegt werden, die es Eltern ermöglichen soll, sich die durch solche Befunde eventuell entstehende Konfliktlage besser und möglicher Weise auch eindeutiger vor Augen führen zu können.

Die ethische Diskussion wird noch lange anhalten, allerdings sollte man über die Schwierigkeiten, die die Möglichkeiten der modernen pränatalen Diagnostik mit sich bringen, nicht deren Vorteile vergessen. Vor allem die Anzahl von Aborten und Fehlgeburten, welche durch klassische Methoden wie den invasiven Verfahren ausgelöst wurden, wird gegen Null gehen. Die aktuell noch standardmäßigen invasiven Maßnahmen, wie Amniozentese oder auch Chorionzottenbiopsie werden mit der Zeit ganz aus der Diagnostik verschwinden.


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