Wie sollte ein Fragebogen erarbeitet werden?

Fragebögen sind in den verschiedensten Bereichen ein wichtiger Bestandteil im Rahmen der statistischen Arbeit. Nicht nur im akademischen Bereich, auch bei mittelständischen Unternehmen sowie Großkonzernen kommen häufig Fragebögen zum Einsatz, um beispielsweise Informationen über die Zufriedenheit von Kunden oder Mitarbeitern zu gewinnen.

Umso wichtiger ist es, bestimmte Grundlagen bei der Befragung zu beachten.

Voraussetzungen

  1. Forschungsfragen formulieren,
  2. Hypothesen oder deskriptive Zielstellungen definieren,
  3. Thematische Blöcke definieren.

Schon bei der Konzeption der Untersuchung sollte an die die essentiellen statistischen Auswertungen gedacht und dieseggf. vorbereitet werden:

  1. Wer oder was stellt die Grundgesamtheit dar?
  2. Wie kann eine Stichprobe gezogen werden (Zufallsprinzip)?
  3. Wie groß sollte die Stichprobe sein, um ggf. auch Untergruppen vergleichen zu können?

Die Phase der Erarbeitung des Fragebogens

  1. Festlegung der Frageinhalte, Erstellung des Item-Pools
  2. Konstruktion des Fragebogens, insbesondere der Fragen
  3. Testung des Fragebogens (Pretest, Testbebefragung)
  4. Item-Analyse und Überarbeitung des Fragebogens

Gliederung des Fragebogens

Die „Dramaturgie“ des Fragebogens muss so angelegt sein, dass eine Spannungskurve aufgebaut wird, die am Anfang flach anläuft und dann die Motivation der Befragten stärkt bzw. erhält:

  • Eröffnungsfragen („Eisbrecherfragen“) sollten interessante, weniger wichtige, einfache Fragen sein, die zum Thema hinführen.
  • Mit der Technik des „Trichterns“ wird von allgemeineren zu spezifischen Fragen geleitet.
  • Die Hauptfragen sollten in der Mitte des Fragebogens angeordnet werden
  • Problematische Fragen, die sensible Bereiche berühren, sollten gegen Ende des Fragebogens stehen (falls sie den Unwillen der Befragten erregen).
  • Sozialdemografische Fragen können am Anfang oder, wie meistens, am Ende des Fragebogens angeordnet werden.
  • Redundante Fragen sollten durch Filterfragen und Gabelungen vermieden werden.

Festlegung der Frageform

Standardisierte oder geschlossene Fragen enthalten zwei oder mehr Antwortvorgaben zum Ankreuzen und lassen sich wesentlich leichter auswerten als offene Fragen. Mit ihrer Hilfe lassen sich Häufigkeiten ermitteln und Hypothesen gut verifizieren. Offene Fragen sind schwieriger auszuwerten, werden deshalb vor allem qualitativ ausgewertet, aber sie beleuchten u.U. Hintergründe und können auf Sachverhalte hinweisen, die der Forscher nicht berücksichtigt hat. Gelegentlich ist es sinnvoll, einen Sachverhalt nach mehreren standardisierten Fragen mit einer offenen Frage „auszuschöpfen“. Damit wird auch eine mögliche Frustration von Befragten vermieden, die Ihre Erfahrungen und Meinungen in den geschlossenen Fragen nicht zum Ausdruck bringen konnten.

Wenige Antwortalternativen sind oft einfacher zu bearbeiten. Sie sind bei geringer Probandenzahl eine angesagte Notwendigkeit, um aussagefähige Häufigkeiten in allen Antwortkategorien zu erhalten und damit der mathematisch-statistischen Auswertung (SPSS) eine solide Basis zu geben. Besonders wichtig ist eine Frage- und Antwortskalenkonstruktion, die eine Häufung der Antworten an einem Skalenende vermeidet und im Idealfall zu einer Normalverteilung führt. Fragt man beispielsweise Patienten im Krankenhaus nach ihrer Zufriedenheit mit dem Pflegepersonal, und 90% sind „Sehr zufrieden“, dann ist das zwar erfreulich, aber statistisch nicht mehr auszuwerten.

Faustregeln zur Konstruktion von Fragen

  • Formuliere eindeutig!
  • Fragen sollten Gegenwartsbezug haben
  • Feststellungen sollten kurz sein (möglichst < 20 Wörter).
  • Generalisierende Wörter wie „alle“, „immer“, „keine“, „niemals“, etc. wirken abschreckend auf den Leser und sollten nicht genutzt werden

Checkliste

  • Ist jede Frage erforderlich oder gibt es Wiederholungen?
  • Wird das Hauptanliegen der Befragung (z.B. Kaufbereitschaft) ausreichend (durch mehrere Fragen) erfasst?
  • Sind die Fragen eindeutig und einfach formuliert?
  • Gibt es keine suggestiven Formulierungen?
  • Sind die Antwortvorgaben angemessen? Stimmt die Polung?
  • Bleibt die Motivation zur Beantwortung der Fragen erhalten?

Sensible Themen, heikle Fragen

Es gibt Themen, die bspw. den Intimbereich tangieren, über die Menschen nicht gern Auskunft geben – z.B. Krankheiten, sexuelle Orientierung, Einkommen. Hierfür gibt es kein Patentrezept. Vertrauen in die Anonymität ist die wichtigste Voraussetzung dafür, hierzu Antworten zu erhalten. Ein erklärender Satz, warum man gerade danach fragt, kann helfen.

Häufig ist „das Einkommen“ der Befragten von Interesse, sei es als Gradmesser ihres beruflichen Status’ oder im Hinblick auf das Konsumverhalten. Wer schon einmal ein Einkommenssteuerformular in der Hand hatte, ahnt, wie viele verschiedene Arten von Einkommen, Lohnersatzleistungen und Einkünften es gibt. Menschen wissen oft gar nicht genau, wie hoch ihr Brutto-Arbeitskommen ist; außerdem kann es durch Zulagen, Zuschläge und Sonderzahlungen (Urlaub, Weihnachten) schwanken. ein

Negativbeispiel: Richtig wäre:

„Wie viel verdienen Sie im Monat? „Wie hoch ist ihr monatliches Arbeitseinkommen (brutto) im Jahresdurchschnitt?

  • bis 1000 Euro
- Unter 1000 Euro

  • 1000 bis 2000 Euro
- 1000 bis unter 2000 Euro

  • 2000 bis 3000 Euro
usw.

Bei solchen Staffeln sollte man sich immer an die Regel der amtlichen Statistik halten, die Gruppen von einer „runden“ Zahl bis unter die nächste zu definieren. Was sollte sonst jemand ankreuzen, der 2000 Euro „verdient“?

An anderen Stellen ist die möglichst genaue Erfassung die beste. Alter, Körpergröße und Gewicht sollte man unmittelbar angeben lassen und keine Staffeln vorgeben. Bspw. kann so später ein BMI berechnet werden. Wenn das Alter gestaffelt erfasst werden soll, dann in 5er bis 10er Schritten entsprechend der amtlichen Statistik (15 bis unter 20 Jahre usw.). Im Einzelfall können natürlich auch die juristisch relevanten 18 bzw. 21 Jahre eine Rolle spielen.

Auswertung des Fragebogens

Natürlich ist nicht nur die Zusammensetzung eines Fragebogens sowie die korrekte Durchführung der Umfrage wichtig für den Erfolg und die Aussagefähigkeit der Ergebnisse. Umso wichtiger ist es, bei der Datenauswertung richtig vorzugehen. Interessante Details zu den zu beachtenden Eckdaten finden Sie zu diesem Thema auch hier: http://novustat.com/datenauswertung/auswertung-fragebogen.html

Häufig wird zu SPSS gegriffen, da sich dieses Programm sehr gut im Umgang mit größeren Umfrageergebnissen eignet. Zu beachten ist jedoch, dass der Erwerb der Programmlizenz mit größeren Kosten verbunden ist. Manche Hochschulen bieten hierzu Kooperationskonditionen an, sodass die Programmlizenz für ein kleines Endgeld auf ein halbes Jahr limitiert ist.


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