Als Spanien vor vier Jahren Deutschland schlug und Europameister wurde, brach er in Tränen aus. Er konnte es einfach nicht ertragen, dass seine Lieblingsmannschaft den Pokal nicht bekam. Inzwischen ist er doppelt so alt wie damals und nimmt den Fussball noch viel ernster. Deutschland interessiert ihn zwar nicht mehr, aber dass seine Lieblingsmannschaft einfach siegen muss, steht für ihn nicht zur Debatte.
Zu dumm nur, dass seine Lieblingsmannschaft heute Abend ausgeschieden ist. Und einmal mehr werde ich diejenige sein, die ihm die schlechte Nachricht überbringen muss. Ihm zuliebe habe ich mir das Spiel bis zum bitteren Ende angeschaut. Damit ich ihm zumindest sagen kann, dass “seine” Portugiesen erst in allerletzter Sekunde das Nachsehen hatten. Vielleicht wird ihn das ein wenig über sein Leid hinwegtrösten, aber er wird es auch so noch schwer genug nehmen. Und ich ahne, dass wie in alten Zeiten die Überbringerin der schlechten Nachricht für den Inhalt verantwortlich gemacht und bestraft wird. Köpfen lassen kann er mich nicht, aber er könnte zum Beispiel in der Enttäuschung ein Glas zerschlagen. Oder sich in seiner Trauer weigern, zur Schule zu gehen. Oder seine Geschwister vermöbeln, weil er gerade keinen Spanier in Griffweite hat.
Ich weiss nicht, wie seine Reaktion ausfallen wird, aber einfach wird es nicht. Und darum graut mir vor dem Moment, in dem ich dem FeuerwehrRitterRömerPiraten eröffnen muss, dass er einmal mehr mit der falschen Mannschaft gefiebert hat.