Mir geht es derzeit wie vielen anderen Bloggern auch. Ich habe die Nase voll und möchte meine Meinung nun kundtun, auch wenn das vermutlich viele auf diese Weise tun.
In letzter Zeit häufen sich die Klagen der Buchblogger. Man wird für schlechte Rezensionen durch den Kakao gezogen, weil man weder alt genug ist, um sich eine eigene Meinung zu bilden, noch studierter Literaturkritiker, um sich qualifiziert äußern zu können.
Aber zunächst möchte ich euch die beiden Fälle vorstellen, die zur Unruhe unter den Bloggern geführt hat.
Fall 1: Eine Vloggerin wird in diesem Artikel namentlich und mit Foto kritisiert. Eigentlich ist das kein Problem, da man aus Fehlern lernt. Aber in diesem Artikel wird sie als Beispiel genutzt, wer die Blogger und Vlogger sind. Angeblich nur Mädchen zwischen 18 und 25, die nicht wissen, um was es im Leben geht und natürlich dann auch keine Ahnung von Literatur haben, weil keine etwas in dieser Richtung studiert oder studiert hat. Des Weiteren sind alle nur an Shopping und Schminken interessiert wie alle kleinen Mädchen.
Muss man sich auf diese abfällige Art und Weise über einen Menschen lustig machen? Ich finde es einfach nur armseelig wie die arme Reni gerade am Ende fertig gemacht wird und das von einer angeblich renomierten Tageszeitung. Vor Professionalität strotzt dieser Artikel nicht gerade. Wenn ich irgendwann mein Gesicht samt meines Namens (wenn auch nur gekürzt, aber das Gesicht reicht ja schon) in der Zeitung finden würde und ein solcher Abriss dabei stünde, würde ich an mir selbst und meinem Hobby zweifeln. Mal abgesehen davon blogge ich schließlich nicht, um meine Rezensionen oder Beiträge in einer großen Zeitung zu finden, sondern weil es mir Spaß macht.
Fall 2: Myriel von Bücherzeit schreibt eine kritische Rezension zu John Ashts “Twin Pryx”, zu deren Beginn sie explizit erwähnt, dass sie das Buch nicht fertig gelesen hat, sondern nach 90 Seiten abgebrochen hat, weil es ihr nicht gefiel. In der daraufhin folgenden Rezension erklärt sie, warum dem so war. Hier könnt ihr euch auch davon überzeugen. Danach werden euch sofort die Kommentare auffallen. Die ersten Kommentaren lösten schieres Entsetzen aus, denn besagter Autor und seine Verlegerin drohen Myriel mit ihren Rechtsanwälten, weil man der Überzeugung ist, dass diese Einrichtung sehr suspekt sei – etwa so, wie von gewissen Leuten bezahlt, um einem Autor zu vernichten. Daraufhin beklagt sich die Verlegerin Myriel würde sich hinter einem anonymen Decknamen zu verstecken und einfach ein Buch zu verreißen, das man gar nicht kennt. Natürlich ist dem nicht so, denn Myriel hat, wie alle anderen Blogger auch, ein Impressum mit allen nötigen Daten zu ihrer Person. Anonym ist etwas anderes.
Auch in diesem Fall hat das ganze noch kein Ende, denn gestern tat der Autor des Buches seiner Meinung in diesem Artikel kund. Alleine der Titel “Literaturkriminalität im Internet” lässt schon darauf schließen, wie alles enden wird. Wieder wird sich über die Identität von Buchbloggern verrissen und man wird über einen Kamm gescherrt. Zumal hier ein Fall völlig falsch dargestellt wird, denn den meisten Bloggern geht es nicht darum, Bares für eine positive Rezension zu bekommen, denn sonst hätten wir alle prallgefüllten Konten und ich muss aus meiner Erfahrung sagen, dass das bei mir nicht der Fall ist. Gegen Ende wird noch auf UWG §15 verwiesen und dabei nicht GG Art. 5 nicht beachtet, denn seit wann ist freie Meinungsäußerung verboten. Spannend dabei ist, dass die Kommentarfunktion des Artikels scheinbar abgeschaltet wurde. Da kann wohl jemand nicht mit Kritik umgehen.
Aber das war leider noch nicht alles. In einem Nachtrag wird man als Literaturblogger wieder als 18-27-jährige, arbeitslose Singlemädchen betitelt, die nur Harry Potter liest und man bekommt empfohlen eine Kur zu machen, natürlich von der eigenen Krankenkasse bezahlt, in der es reale Männer gibt.
Mir reichts damit. Ich bin 21 Jahre alt, studiere Buchwissenschaft und Literaturwissenschaft, bin in einer glücklichen Beziehung und lese nicht nur Harry Potter. Da reißt selbst mir irgendwann die Hutschnur. Das einzige Klischee, das hier auf mich zutrifft, ist dass ich zwischen 18 und 27 bin.
Entschuldigung, dass ich gerne lese und meine Meinung danach öffentlich freigebe. Entschuldigung, dass ich nicht Marcel Reich-Ranicki bin und ein abgeschlossenes Studium habe.
Wenn ich solche Artikel lese, vergeht mir der Spaß am Bloggen und Rezensieren, denn deswegen mache ich das ganze doch. Aus Spass! Und nicht um am Ende Angst zu haben, dass ich, wenn ich mal nur 0-2 Sterne vergebe gleich einen Anwalt vor der Tür stehen hat, der tausende Euro haben will wegen Verleumdung. Muss ich jetzt nur noch 3-5 Sterne vergeben, damit ich keine Angst haben muss am Ende einen Berg Schulden auf Grund einer Klage zu haben?
Natürlich ist das alles eher ein Einzelfall, aber dennoch vergeht mir die Lust weiterzumachen, obwohl ich jetzt fast 2 Jahre Literaturbloggerin bin. Denn ich habe aus Spaß angefangen und um neue Kontakt zu knüpfen. Vielleicht mache ich gerade aus einer Mücke einen Elefanten, aber ich denke vielen geht es derzeit so, dass einem dadurch der Spaß genommen wird. Das wollen wir doch alle nicht.