Oder: Warum Sie von einem toten Pferd absteigen sollten.
Das ist eine Art Naturgesetz. Zum Beispiel wird das Wachstum von Pflanzen durch den Minimumfaktor eingeschränkt. Wird dieser Minimumfaktor beseitigt, entwickelt sich die Pflanze ohne Einschränkungen, Dieser Minimumfaktor kann ein bestimmter Nährstoff oder Wasser oder Licht sein.
Dieses Prinzip, das Wolfgang Mewes zur Grundlage seiner EKS-Strategie machte, gilt für alle vernetzten Systeme. Zum Beispiel auch für auch für ein Unternehmen. Hier kann der Engpass zu wenig Startkapital, ein Mangel an einem schlüssigen Konzept, die falschen Mitarbeiter usw. sein. Ohne das Beseitigen des Minimumfaktors wird sich nur ein begrenzter Erfolg einstellen, egal wie gut die anderen Faktoren sind.
Im englischen Sprachraum beschreibt dieses Problem die "Theory of constraints". Sie geht von der Erkenntnis der Systemtheorie aus, dass der Durchsatz eines Systems ausschließlich von einem begrenzenden Faktor (dem Engpass oder englisch: constraint) bestimmt wird. Eine Verbesserung des Durchsatzes kann nur erfolgen, wenn das Gesamtsystem, ausgehend vom begrenzenden Faktor, übergreifend optimiert wird.
Der bekannte Spruch "Wenn du entdeckst, dass du ein totes Pferd reitest, steig ab." illustriert sehr schön diesen Umstand. Doch im Leben erkennen wir oft den offensichtlichen Engpass (das tote Pferd) nicht - oder wollen ihn nicht sehen. Statt abzusteigen, erfinden wir kreative Umwege wie wir mit dem toten Pferd umgehen könnten.
Die Geschichte meines persönlichen Engpasses.
Ich hatte schon immer viele Interessen und mein größter Engpass ist, dass es mir immer wieder schwer fällt, mich zu fokussieren.
Das zieht sich ja auch durch mein Berufsleben. Ich war für vieles geeignet aber ohne klares Gefühl, was ich wirklich wollte. Noch während ich mein Abitur auf dem zweiten Bildungsweg nachholte, schwankte ich zwischen Psychologie und einem Kunststudium. Mit der Folge, dass ich nächtelang in meiner Küche Steinskulpturen fertigte - was sich jedoch auf meine Abiturnote nachteilig auswirkte.
Auch heute als Trainer, Therapeut und Coach habe ich immer viele Projektideen und neige manchmal dazu, mich zu verzetteln. Ich fange oft etwas an - und bringe es dann nicht zu Ende, weil mir was Interessanteres in den Sinn kommt.
Ich musste lernen, mich zu fokussieren.
Aber um das Buch zu schreiben, musste ich meinen Engpass beseitigen.
Ich machte mir einen strengen Stundenplan, gewöhnte mir an, früh aufzustehen, um zwei Stunden mehr Zeit zum Schreiben zu haben. Ich lernte, mich von Ablenkungen fernzuhalten.
Sie merken schon, es ist leichter auf dem toten Pferd sitzen zu bleiben und Ideen zu entwickeln, wie man es doch noch bewegen könnte als abzusteigen und pro-aktiv zu handeln.
Wie Sie Ihren Engpass überwinden. Twitter das!
Das geht am besten in 3 Schritten:
1. Identifizieren Sie Ihren Engpass.
Betrachten Sie Ihr Leben in einer Rückschau oder schauen Sie auf Ihre gegenwärtigen Ziele und Projekte.
Was ist der Flaschenhals, der Sie immer wieder begrenzt? Welcher Engpass schränkt immer wieder Ihre Möglichkeiten ein? Das kann eine fehlende Fähigkeit sein wie eine Sprache oder der Umgang mit dem PC oder dem Internet - oder eine negative Einstellung.
Wichtig zu wissen: ein System kann immer nur einen Engpaß zur gleichen Zeit haben. Und dieser Engpass bestimmt, wie viel "Durchsatz" möglich ist. Heißt konkret: egal wie viel Sie oben in den Trichter hineinschütten, der engste Flaschenhals bestimmt, was durchgeht.
2. Beseitigen Sie diesen Engpaß.
Das ist der schwierigste Schritt. Denn dieser Engpass ist meist eine Stelle, die schon eine Weile besteht, an die Sei sich gewöhnt haben und die Sie sich bisher scheuten, genauer anzuschauen oder gar zu verändern.
Doch ohne den zweiten Schritt werden Ihre Ergebnisse nicht so gut sein, wie sie sein könnten. Das schwächste Glied bestimmt, was die Kette aushält, wo die Kette reißt.
3. Prüfen Sie das Ergebnis
Wenn Sie den wichtigsten Engpass erweitert haben, entwickelt sich Ihr "System" solange, bis es an eine neue Grenze stößt. Dann gehen Sie wieder zum ersten Schritt.
Wie Menschen ihren Engpass überwunden haben.
In meinen Persönlichkeitsseminaren und Coachings spielt die Suche nach dem persönlichen Engpass eine große Rolle. Hinter Verhaltensweisen, die uns behindern, stecken oft unbewusste Konflikte, die aus Kindheit und Jugend rühren und uns im erwachsenen Leben das Fortkommen und Erreichen unserer Ziele erschweren.
Hier einige Beispiele von Menschen, die ihren Engpass beseitigten: Twitter das!- Der junge Mann, 28, hatte schon das dritte Studium begonnen. Immer nach ca. zwei Jahren verlor er das Interesse und wendete sich einem anderen Fachgebiet zu. Seine Eltern finanzierten ihn die ganze Zeit. Der Engpass war die Phantasie, dass er nicht erwachsen zu werden brauche, dass Zeit keine Rolle spiele und dass man jede Entscheidung folgenlos revidieren könne.
- Eine Verwaltungsangestellte, 44, hatte bereits den zweiten Burnout erlitten. Der Engpass war, dass sie Angst hatte, nein zu sagen und sich deutlich abzugrenzen - aus Sorge, dann nicht mehr gemocht zu werden.
- Ein Geschäftsführer, 55, hatte eine vielversprechende Geschäftsidee und wollte sich selbständig machen. Als ich im empfahl, mal im Internet zu recherchieren, ob es Mitbewerber auf diesem Feld gab, wurde klar, dass er mit PC "und all dem neumodischen Kram" auf Kriegsfuß stand. Früher hatte das seine Sekretärin erledigt, jetzt musste er immer seinen Sohn und seine Ehefrau bitten, etwas im Internet nachzuschauen.
- Ein Coach, 35, wollte in einer Marketingberatung herausfinden, warum er zu wenig Kunden bekam. Als ich mir seine Website anschaute, war der Engpass offensichtlich: ein Bauchladen an Angeboten und Zielgruppen, bei der sich jeder angesprochen fühlen sollte aber ein Interessent wohl selten das Gefühl bekam, genau beim Richtigen zu sein.
- Ein Paar, beide um die dreißig, hatten immer wieder heftige Streits, weil die Verteilung der Aufgaben zwar klappte es aber an der Erledigung haperte. Der Engpass war ein hartnäckiges Aufschiebeverhalten von beiden, wenn es etwas zu tun gab. "Ich will erstmal noch ..." war das geflügelte Wort, mit dem anstehende Tätigkeiten aufgeschoben wurden.
Oft sind es emotionale Engpässe.
Meistens ahnen und wissen Menschen, wo ihr Engpass sitzt. Aber weil es harte Arbeit sein kann, diesen Engpass zu erweitern, wollen wir uns nicht damit befassen, erfinden gute Ausreden oder schieben es auf.
Mir geht es genauso.
Doch müssen wir oft nur den wesentlichen Minimumfaktor beseitigen, damit die Kugel wieder rollt. Eine vermehrte Anstrengung außerhalb des Engpasses wird uns nichts nützen.
Zwei Beispiele:
Wenn Sie sich konsequent vegetarisch ernähren, kann es passieren, dass Ihnen mit der Zeit die Vitamin D und B fehlen. Das ist der Engpass für Ihre gesunde Ernährung. Es hilft jetzt nichts, noch mehr Gemüse oder Obst zu sich zu nehmen, sondern Sie müssen gezielt den Mangel an diesen beiden Vitaminen ausgleichen.
Die Hälfte der Patienten, die mit Rückenschmerzen beim Orthopäden landen, gehört eigentlich ins Fitnessstudio. Ihr Engpass ist eine schwache Rückenmuskulatur.
Manchmal besteht der Engpass darin, dass einem bestimmte Informationen oder ein spezielles Wissen fehlen. Oder es ist eine Fähigkeit.
Doch dass wir uns diese Informationen, das Wissen oder die Fähigkeit nicht längst angeeignet haben, ist meist ein emotionaler Engpass.
Mit anderen Worten: Den Engpass aufzulösen erfordert, dass Sie Ihre Komfortzone verlassen. Aber das macht keiner gern. Twitter das! Denn es ist anstrengend, unangenehm, mühsam. Hierzu ein Artikel von mir.
Aber erst danach kommt die Sache ins Fließen. Es ist wie bei einem verstopften Abfluss im Bad.
1. Engpass identifizieren.
Schuld sind vermutlich irgendwelche Stoffe im Siphon, die da nicht reingehören .
2. Den Engpass beseitigen.
Wenn chemische Mittel nicht zum Erfolg führten, muss man den Engpass selbst beseitigen. Mit der Rohrzange den Siphon demontieren. Dann ein ekliges Gemisch aus Haaren und Seife entfernen. Alles wieder zusammenschrauben.
3. Prüfen, ob es wieder fließt.
Sonst zurück zum ersten Schritt.
Klingt logisch, klar. Aber in der Praxis wenden wir dieses einfache Rezept manchmal nicht an. Der schöne Ausdruck "verschlimmbessern" beschreibt den misslichen Umstand, dass wir ein Problem durch ungeeignete Maßnahmen beseitigen wollen und es hinterher genauso schlimm oder noch schlimmer ist. Ein aktuelles Beispiel aus der Politik lesen Sie hier.
Das passiert mir auch immer wieder.
Um Zeit zu sparen und mehr Überblick über meine Aufgaben zu haben, wollte ich von meinem System mit vielen Notizzetteln wegkommen und suchte ein entsprechendes Tool im Internet.
Aber welches nehmen? Evernote? Memonic? Springpad? Simplenote? Wunderlist? Gar nicht so einfach all die verschiedenen Eigenschaften zu vergleichen und bewerten.
Bis mir auffiel: ich verzettelte mich schon wieder - mangelnde Fokussierung! Kaufte mir ein kleines Notizbüchlein und gut war's.
Was ist Ihr grösster Engpass?
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Bilder: © RKW