Die Mahnung des Papstes zur „Entweltlichung“ der Kirche rührt an deren – finanziellem – Fundament. Denn 2010 nahm die katholische Kirche in Deutschland 4,97 Milliarden Euro allein aus der Kirchensteuer ein, bei der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) waren es 4,25 Milliarden Euro. Im Jahr 2008 waren es noch 5,06 Milliarden Euro in der katholischen und 4,6 Milliarden Euro in der evangelischen Kirche. [...]
Immer wieder diskutiert wird auch über eine zweite wichtige Einnahmequelle der Kirchen, die Staatsleistungen. Sie sind nicht zu verwechseln mit der Refinanzierung, die die Kirchen, Caritas und Diakonie etwa für den Betrieb eines Krankenhauses oder einer Kindertagesstätte von den Kommunen oder den Sozialversicherungsträgern erhalten. Vielmehr handelt es sich um Entschädigungen: Als im „Reichsdeputationshauptschluss“ von 1803 die geistlichen Territorien des deutschen Reichs säkularisiert wurden, wechselten rund 95 000 Quadratkilometer Land den Besitzer. Für die Kirchen wurden damals jährliche Entschädigungszahlungen festgesetzt, die bis heute gelten und mittlerweile in Staat-Kirche-Verträgen flächendeckend geregelt sind.
Rund 460 Millionen Euro erhalten beide großen Kirchen jährlich auf diesem Weg. Dabei sah eigentlich schon die Weimarer Reichsverfassung eine Ablösung dieser Zahlungen vor, und auch das Grundgesetz enthält heute diesen Paragrafen. Weswegen die Staatsleistungen zunehmend in die Kritik geraten: Immer, wenn in Deutschland der Sommer anbricht, macht etwa der zur atheistischen Giordano-Bruno-Stiftung gehörende Autor Carsten Frerk mit Buchveröffentlichungen und Artikeln auf ihren Fortbestand aufmerksam. …
http://www.tagesspiegel.de/politik/wie-sich-evangelische-und-katholische-kirche-in-deutschland-finanzieren/4733358.html
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