AUF DVD UND BLU-RAY! ©Bildstörung
Wer hätte das gedacht? Ende 2014 erreichte ein Juwel die deutschen Kinos, mit dem niemand mehr rechnete. „Coherence“ heißt er und es ist schlichtweg schade, dass dem Film nicht größere Aufmerksamkeit zu Teil wurde. Denn „Coherence“ ist nicht nur spannend, sondern nutzt das zugrunde liegende Thema äußerst originell und effizient. Eines vorweg: Der Filmgenuss während der Erstsichtung steigt, je weniger der Zuschauer über die Geschichte im Vorfeld erfährt. Deshalb wird an dieser Stelle bloß die Rahmenhandlung erzählt. 8 Freunde treffen sich auf einer Party. Sie haben sich schon lange nicht mehr gesehen und freuen sich allesamt auf den Abend. Zur selben Zeit zieht ein Komet an der Erde vorbei und was anfänglich noch der Aufhänger für witzige Geschichten ist, wird Ernst. Seltsame Vorgänge häufen sich und die Freundschaften werden auf eine harte Probe gestellt.Gedreht wurde „Coherence“ im Haus des Regisseurs James Ward Byrkit. Mit einem Nichts an Budget lud er für fünf Nächte einige Freunde zu sich ein, die verschiedene Situationen durchspielen sollten. Byrkit gab ihnen bloß die Rahmenhandlung vor und filmte anschließend die Gespräche und Handlungen ganz im Stil von „Blair Witch Project“. Die Darsteller hatten keine Ahnung, was als nächstes passieren würde und so ist die Überraschung in ihren Gesichtern nicht gestellt. Generell hat „Coherence“ durch seine grobkörnigen Kameraaufnahmen einen gewissen Doku-Charakter. Der Zuschauer befindet sich gefühlt mitten in dieser Truppe, rätselt was vor sich geht und tappt doch im Dunkeln. Die vielen Auszeichnungen für das Drehbuch machen insofern Sinn, da das Konzept des Films von Anfang bis Ende durchdacht ist. Zwar wurde keine Dialogzeile niedergeschrieben, doch ist es den Ideengebern Byrkit und Schauspieler Alex Manugian hoch anzurechnen, wie sie die losen Fäden zusammenführen.
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Es gibt wenige Filme, die sich für eine Zweit- und Drittsichtung anbieten und dadurch an Stärke gewinnen. Denn erst nach wiederholtem Male fallen einem weitere winzige Hinweise auf, die Byrkit in „Coherence“ hat einfließen lassen. Gespräche, die vorher nichtig erschienen – insbesondere der etwas schleppende Beginn – erscheinen später in völlig anderem Licht. „Coherence“ ist eine Naturgewalt von Film, die aus seinen Low-Budget-Bedingungen beneidenswert viel herausholt. Ein übermäßig hoher Spannungsfaktor, interessante Figuren und Darsteller, die es tatsächlich fertigbringen, einen Film ohne vorgeschriebene Dialoge zum Leben zu erwecken. Ohne Zweifel ist „Coherence“ einer der Geheimtipps für Freunde des fantastischen und unheimlichen Kinos.Unheimlich, komplex, intelligent und spannend bis zuletzt – so müsste Low Budget immer sein. Kein Wunder, dass Hollywood schon an die Türe geklopft hat und ein Remake mit Staraufgebot machen wollte. James Ward Byrkit lehnte dankend ab. Dieser Mann hat es verstanden.