Wie sah Heinrich VIII. aus? (Nicht so, wie Du denkst!)

Wie sah Heinrich VIII. aus? Die meisten von uns werden bei dieser Frage sofort an dieses Bild denken:

Wie sah Heinrich VIII. aus? (Nicht so, wie Du denkst!)

Eine Kopie des weltberühmten Portraits Heinrichs VIII. von Hans Holbein dem Jüngeren. Das Original fiel leider dem Brand zum Opfer, der 1698 den Palast von Whitehall fast komplett zerstörte. Der große König in beeindruckender Erobererpose, aber auch mit beeindruckendem Bauchumfang. So stellen sich wohl die meisten Heinrich VIII. vor. Gerade, da die beiden meistdiskutiertesten Themen rund um seine Person wohl zum einen seine Ehefrauen, und zum anderen sein groteskes Gewicht sind.

Doch was vielen nicht klar ist: Das Holbein-Gemälde entstand um 1537, als Heinrich bereits 46 Jahre alt war und nur noch zehn Jahre zu leben hatte.  Heinrich VIII. war beileibe nicht immer das kranke, übergewichtige Monster, das sich viele vorstellen.

Wie sah Heinrich VIII. aus? (Nicht so, wie Du denkst!)

Auch das ist Heinrich VIII., etwa um das Jahr 1520. Mit 29 in seinen (für jene Zeit) besten Jahren, der „schönste Fürst Europas“, sportlich, gesund und lebensfroh. Doch wie konnte aus diesem Mann die Vorstellung, die so viele von ihm haben, werden?

Wie sah Heinrich VIII. aus? (Nicht so, wie Du denkst!)

Heinrich in jungen Jahren

Bereits als Kind gewann Heinrich die Herzen aller, die ihn trafen. Grazil und elegant, mit schöner Haut und einem gewinnenden Lächeln. Als er mit 17 Jahren König wurde, war er ein hübscher, gesunder und sportbegeisterter junger Mann. Bogenschießen, Tennis, Jagen, Ringen, Tjosten – der König konnte sich mit den Besten seines Königreichs messen. Und das war auch ratsam, denn wenn der König agil und stark wirkte, wirkte seine Herrschaft ebenfalls stark.

„Mutter Natur hätte ihm nicht mehr schenken können.“ „Der bestaussehendste Herrscher, den ich je sah.“ So beschrieben Augenzeugen den jungen König. Er maß 1,87m und überragte den Durchschnittsmann seiner Zeit um 17 cm. Besonders die wohlgeformten Waden Heinrichs wurden gelobt, denn diese galten im 16. Jahrhundert als sehr attraktiv. Heinrich war sich dessen bewusst und stellte sie gern zur Schau. Er war ein begeisterter Tänzer, ein guter Sänger, ein talentierter Musiker – er war alles in allem ein Traum von einem Mann und König.

Ein Unfall, der alles verändert

Heinrich besaß schon als junger Mann großen Appetit, und natürlich gab es für ihn so viel zu essen wie er wollte. Da er jedoch gleichzeitig einen enormen Bewegungsdrang hatte und viel Sport trieb, ruinierte sein Appetit ihm nicht die Figur. Und dies blieb für erstaunlich viele Jahre so – bis zum Jahr 1536. Mit 44 war der König immer noch ein begeisterter Turnierreiter, und gab es am Hof ein Tjost (Lanzenstechen), war Heinrich mit von der Partie. So auch in besagtem Jahr in Greenwich. Doch dieser Lanzengang verlief nicht nach seinen Vorstellungen: Sein Gegner stieß den König aus dem Sattel, und Heinrich stürzte, zusammen mit seinem Pferd. Der spanische Gesandte Eustace Chapuys berichtete, jeder Augenzeuge habe es für ein Wunder gehalten, dass der König diesen Sturz überlebt hatte.

Bereits 1524 gab es einen Zwischenfall, als der König tjostete. Damals hatte er vergessen, beim Lanzengang gegen seinen guten Freund Charles Brandon das Visier seines Helms zu schließen. Brandon traf den König mit der Lanze im Gesicht, verletzte ihn jedoch wie durch ein Wunder nicht. Er schwor, nie wieder gegen den König zu tjosten, während dieser den Vorfall nur lachend abtat.

1536 hatte Heinrich nicht mehr so viel Glück, und nach seinem Sturz war er zwei Stunden lang bewusstlos. Zudem brach an seinem Bein ein Geschwür auf, das sich bis an sein Lebensende nicht mehr schloss und ihm permanent Schmerzen bereitete. Mit dem Tjosten war es vorbei, und auch mit seiner Fitness. Auch sein Gehirn könnte Schaden davongetragen haben, denn nach dem Unfall wurde Heinrich ein anderer Mann: launisch, depressiv, paranoid, cholerisch. Noch im gleichen Jahr schickte er seine zweite Ehefrau Anne Boleyn aufs Schafott.

Des Königs Gesundheit

Von der Gesundheit des Königs hing das Schicksal des ganzen Landes ab – gerade, da Heinrich lange Zeit keinen männlichen Erben hatte. Und auch nach Prinz Edwards Geburt blieb die Aussicht auf Heinrichs Tod prekär, da ein Kind als König alles, aber keine stabile Herrschaft versprach. Kein Wunder also, dass Heinrichs Gesundheit nicht nur von seinem eigenen Hof peinlichst genau überwacht wurde. Auch die Botschafter der französischen und spanischen Höfe erstatteten ihren Herren regelmäßig Bericht.

Über die Jahre wurde Heinrich nahezu panisch, was Krankheiten betraf. Immerhin hatte er seinen Vater und seinen Bruder Arthur an Krankheiten verloren. Seine in jungen Jahren gute Konstitution ließ ihn sowohl die Pocken als auch Malaria überleben. Brach jedoch in der Nähe des Hofes eine Krankheit aus – und derer gab es viele – packte der Hof seine Koffer und zog um. Zeigte einer der Höflinge Anzeichen einer ansteckenden Krankheit, wurden sie vom Hof verbannt.

Was Gesundheit angeht, so war man damals jedoch nicht unbedingt kompetent, und das zeigte sich nicht zuletzt in der Ernährung, die am Hof üblich war.

Heinrich nahm etwa viermal so viel Protein am Tag zu sich wie wir das heute durchschnittlich tun – und unsere Ernährung ist bereits zu proteinreich. Er aß sehr viel Fleisch, nur wenig Obst (und das oft gekocht oder gezuckert) und kaum Gemüse. Gemüse galt als Nahrung für die Bauern. Außerdem hielten die Tudors rohes Gemüse für nicht eßbar. Vitamin-C-Mangel war also vorprogrammiert. Dazu kamen große Mengen Weißbrot.

Es wird angenommen, dass Heinrich täglich etwa 5.000 kcal zu sich nahm – die doppelte Menge dessen, was für einen Mann heutzutage empfohlen wird. Zudem aß er täglich etwa 20 g Salz, was dreimal so viel ist wie heutzutage empfohlen wird.

An Getränken war Wasser ausgeschlossen, da es eigentlich nicht trinkbar war. Stattdessen trank der König große Mengen Bier und Rotwein, mit zugesetzem Zucker.

Viel fettes, rotes Fleisch, Süßigkeiten, Alkohol, viel zu wenig Vitamin C – Diese Ernährung blieb nicht ohne Folgen für seine Gesundheit. Hoher Blutdruck, schlechte Durchblutung, Gicht, Fettleber, starkes Übergewicht, Verstopfung und sehr vermutlich Diabetes. Maßen Heinrichs Brust und Taille im Jahr 1536 noch 114 und 94cm, waren sie bis 1541 auf 144 und 137cm gewachsen.

Das Ende

Die Beingeschwüre, die Heinrich jahrelang plagten, könnten Krampfaderknoten gewesen sein, u. a. hervorgerufen durch das ständige Tragen abschnürender Strumpfbänder. Seinem Leibarzt war es gelungen, diese Wunden heilen zu lassen, doch nach seinem Turnierunfall ging es Heinrich in der Tat jedes mal schlechter – teilweise lebensbedrohlich- , wenn die Wunden an seinen Beinen geschlossen waren. Also entschied man, sie offen zu halten und mit heißen Eisen auszubrennen. Heinrichs Beine waren daraufhin quasi kontiniuerlich entzündet, eitrig, schmerzhaft und schrecklich unangenehm – für ihn und seine Umgebung. Es hieß, man würde den König und seine eitrigen Wunden drei Räume weiter riechen können. Aufzeichnungen über Ausgaben des Hofes ergeben, dass sein Haushalt Unmengen an Parfum verbrauchte, umd den furchtbaren Geruch zu überdecken.

Jeder, der seine Beine gesehen hatte, war erstaunt, dass der König mit diesen Wunden nicht bettlägerig war. Selbst heutzutage würde man Körperteile mit solchen Infektionen amputieren, aber zu jener Zeit, mit der Person des Königs, war dies undenkbar.

Sein Team von Leibärzten umfasste mittlerweile 15 Personen. Ein sehr gefährlicher Job, denn die Wahrheit konnten sie Heinrich nicht sagen: Dass sein Gesundheitszustand lebensgefährlich war. Den Tod des Königs vorherzusagen, war Hochverrat.

Ab 1545 musste Heinrich in einem Tagestuhl die Treppen hoch- und runtergetragen werden. Zum Zeitpunkt seines Todes wog er ganze 400 Pfund.

Sicher keine Entschuldigung für die grausamen Taten, die Heinrich verübte und verüben ließ, aber die letzten Jahre seines Lebens müssen die Hölle gewesen sein. Ständig Schmerzen, zahllose Leiden, immer und immer eingeschränkter in seiner Beweglichkeit – vom Traumprinzen seiner Jugend war nichts mehr übrig.

Vielleicht ist es sogar gnädig für sein Andenken, dass wir heute ein Bild Heinrichs VIII. vor Augen haben, das er nie wirklich gewesen ist: Massiv, aber stark und gesund. Weder der junge, strahlende Prinz, aber auch nicht das mit eitrigen Wunden bedeckte Wrack.

Wie sah Heinrich VIII. aus? Du weißt nun, dass Du diese Frage nur mit einem „Wann?“ beantworten kannst.


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