Wie meine Erziehung versagte.

Von Berit Andersen

Ich bin Biologin und liebe es, Kindern die Natur zu zeigen. Und zu erklären. Wie oft waren wir im Wald und haben Picknick unter Bäumen gemacht? Wie oft haben die Kinder dort gespielt und Hütten gebaut, Zwergen Häuschen hingestellt und kleine Tierchen gesucht? Wie oft habe ich ihnen erklärt, dass diese Tierchen welke Blätter essen und dass Regenwurmkacke astreine Erde ergibt? Alles umsonst.

“Mama?” fragte Sohni heute, vorne im Lastenrad sitzend. Wir sind auf dem Weg in den Wald und müssen noch die Schulkinder abholen.

“Was machen wir denn da im Wald?” fragt das liebe Kind.

“Wir bauen Vogelnester und locken Vögel an.”

“Arbeitest du da?”

“Nee, heute nicht, heute bin ich nur so dabei.”

“Wer macht denn das?”

“Da ist ein Förster.”

“Und der kennt sich aus?” Höre ich da einen Hauch von Zweifel?

“Das will ich hoffen”, erkläre ich, während wir vom Kindergarten starten wie eine Hummel aus ihrem Loch.

“Mama?” fragt das Kind, “wieso wird im Wald eigentlich nie saubergemacht?”

“???”

“Wird der Dreck nie weggeräumt?”

“Welchen Dreck meinst du, Hase?”

“Na, die ganzen Blätter und Stöcke, die da herumliegen.”

Ich baue fast einen Unfall.

“Hase, die welken Blätter werden doch von den kleinen Tierchen gefressen. Erinnerst du dich? Die fressen die und hinten heraus kommt Erde! Und die Erde brauchen wiederum die Pflanzen, um darin zu wachsen.”

“Aha”, sagte das Kind und schaute nach vorne auf die Straße, um sich neue unheimliche Fragen auszudenken.


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