jetzt endlich habe ich die Zeit und auch die Nerven gefunden, euch und mir aufzuschreiben was eigentlich gestern passiert ist und wie es uns ergangen ist.
ABER bevor ich euch von unserem Alptraum erzähle möchte ich DANKE sagen. So viele Nachrichten, aufbauende Worte und Gedanken. Auch wenn ich das meiste erst heute gelesen habe, es hat mich sehr berührt aber nun erzähle ich euch erstmal, was überhaupt los war.
Vor 2 Wochen machte ich einen Termin beim Kinderarzt, da der Prinz anfing zu humpeln. Er scheint in etwas getreten zu sein und es hatte sich entzündet. Der Kinderarzt sah sich das an und puhlte alles raus. Das tat dem Prinzen natürlich höllisch weh und er weinte sehr. Ein Verband kam drum und nach 3 Tagen war alles wieder gut verheilt. Vor einigen Tagen fiel uns auf, dass dieselbe Stelle schon wieder rot wurde. Der Prinz lief aber normal und sagte auch nix. Ich hatte dennoch ein ungutes Gefühl. Intuition vielleicht?
In der Nacht von Dienstag auf Mittwoch bekam der Prinz hohes Fieber. Wir machten Mittwoch morgen sofort einen Termin beim Kinderarzt, denn in ein paar Tagen sollte unser Urlaub starten. Scharlach ging rum und ich hatte etwas Panik. Ich sagte dem Prinzen bereits, dass ich das mit seinem Fuß nochmal ansprechen muss. Er fand das allerdings wenig witzig.
Die Ärztin war da und schaute erst in den Hals. Soweit sah es nicht so schlimm aus. Dann zeigte ich ihr den Fuß und da war der Spaß vorbei. Sie erklärte mir, er muss ins Krankenhaus.
Das muss chirurgisch entfernt werden da es nach einer angehenden Blutvergiftung aussieht.
Die Blutvergiftung kam mir vor 2 Wochen in den Sinn aber da der Kinderarzt nix sagte, versuchte ich das zu verdrängen. Bin ja doch manchmal eine Dramaqueen. Aber nun hatte der Prinz den Salat und ich wusste was ihm bevorstehen würde. Die Ärztin meinte, das wird ambulant gemacht, er schläft kurz und dann können wir auch in den Urlaub.
Vollgepackt mit Überweisung und Rezept fuhr ich bei gut 25Grad ins Krankenhaus. Der Prinz hatte nur ein Schluck Wasser und eine halbe Möhre gegessen.
Das sollte uns noch zum Verhängnis werden.
Dort angekommen trug ich ihn in die Kinderchirurgie. Die schickten mich natürlich weiter in die Zentrale Notaufnahme. Hach, da war ich ja schon lang nicht mehr. 😉 Ich schilderte alles. Wir warteten 10 Minuten und kamen dran. Ein etwas älterer Patient dachte noch, sich erwähnen zu müssen, dass doch der Bengel alleine laufen soll. Gut war das seine Frau mir gleich den Rücken stärkte.
Wir kamen zur Erstversorgung. Der Prinz weinte bereits. Er hatte solche Angst. Sie haben alles versucht-der Fuss wurde kurz gereinigt und dann wurde der Oberarzt gerufen. Der nahm uns mit in einen anderen Raum. Der Prinz schimpfte und weinte. Der Arzt erhob den Finger und meinte einem 3jährigen mit fast 40 Fieber sagen zu müssen, er solle doch leiser sein.
Ich erklärte ihm ruhig, dass wir seit 7Uhr wach sind, seit 10Uhr beim Arzt. Mein Kind hat hohes Fieber und will einfach nur nach Hause. Der Prinz beruhigte sich und der Arzt ebenfalls. Er erklärte mir, dass eine Operation bevorsteht. Es ist eine Vollnarkose notwendig und wir müssen über Nacht dableiben.
Ich wurde ganz bleich und fragte, wieso Vollnarkose und wieso dableiben?
Er meinte, das Fieber macht Ihnen sorgen und es sieht nach einer beginnenden Blutvergiftung aus. Das muss 24 Stunden überwacht werden. Er gibt nun alles weiter wenn ich zustimme und dann gehts los.
Der Prinz darf nix mehr essen und nix mehr trinken. Er ging und ich rief meinen Mann an, dass er kommen soll. Ich muss was essen sonst falle ich um.Der Prinz schlief vor Erschöpfung auf meinem Bauch ein inmitten dieser lauten und vollen Notaufnahme. Es war inzwischen 13Uhr und endlich kam eine Narkoseärztin. Sie erklärte mir das Prozedere und mir wurde immer schlechter. Der Prinz bekommt einen Zugang gelegt und ein Beruhigungsmittel. Dann wird er narkotisiert und ihm wird ein Tubus in den Mund gesteckt für die Beatmung.
Bis zum Aufwachraum können wir ihn begleiten und dann wird er in den OP geschoben. Da er schläfrig ist, wird er nicht viel davon merken.
Wisst ihr, das war immer mein allergrößter Alptraum,
dass er operiert wird und wir sind nicht bei ihm, wir können ihm nicht beistehen und müssen warten.Mein Mann kam, ich aß schnell um die Ecke etwas und er versuchte den Prinzen abzulenken, der inzwischen wieder wach war und natürlich Durst hatte. Mit diesem Fieber bei solchen Temperaturen hätte ich das auch.
14:30Uhr holte uns jemand, damit wir unser Zimmer beziehen können. Mein Mann ging wieder um ein paar Sachen zu besorgen. 15:30Uhr fragte ich, wann denn nun endlich die OP wäre. 16Uhr teilte man mir mit, die OP ist 16:30Uhr anberaumt.
Ich verabreichte dem Prinzen das Beruhigungsmittel, das ein Saft war, der so ekelhaft schmeckte, dass er schrie vor Ekel. Im selben Atemzug sollten 4 Emlapflaster auf seine Handrücken und Armbeugen verteilt werden. Emlapflaster enthalten ein Betäubungsmittel für die Hautoberfläche, damit man den Venenzugang nicht spürt.
Das war alles zuviel für den Prinzen.
Er weinte und wollte diese 4 riesigen Pflaster einfach nicht. Ich bekam es mit viel gutem Zureden hin und es tat mir in der Seele weh, zu was ich ihn alles überreden musste ohne selber zu weinen.Er wurde schläfrig aber hatte Hunger und Durst. Er wollte nach Hause.
17Uhr fragte ich die Schwester was denn nun mit der Op wäre. Sie antwortete sehr gleichgültig, das Sie nix weiss und wir sollen eben warten.
Ich wurde langsam etwas wütend.
Der Prinz wurde wieder wacher und weinte und weinte und weinte. Die Schwester kam und meinte sie macht jetzt die Tür zu, da er zu laut ist und ich soll ihn ablenken. Ich glaube da verlor ich kurz meine Beherrschung. Ich blieb ruhig aber erklärte ihr, dass mein Sohn seit 9Uhr morgens nichts mehr getrunken hat, das er Fieber hat und 3 Jahre alt ist und wir seit 11Uhr hier warten und ich alles versuche, ihn zu beruhigen aber ihn durchaus verstehe, das er keinen Bock mehr hat, denn ich habe auch keinen mehr.
Sie ging. Eine andere Schwester kam. Sie sagte mir, dass Sie nun einen Arzt rufen würde, damit der Prinz den Zugang bekommt und mit einer Infusion versorgt wird, da das so echt nicht geht und Sie kann uns voll und ganz verstehen. Das gab mir wieder etwas Kraft.
Es war inzwischen 18Uhr. Mein Mann kam. Er konnte den Prinzen im Spielzimmer etwas beschäftigen und ich nochmal was essen und einen Kaffee trinken. Die Schwester kam und meinte 18:45Uhr steht jetzt der Prinz auf dem OP Plan. Es gab 2 Notfälle. Die Infusion gibts deshalb jetzt nicht. Wir hatten Hoffnung. Es war nun 19:30Uhr und endlich holte uns jemand ab.
Der Weg zum Op und Aufwachraum waren locker 5 Minuten. Mir wurde immer schlechter aber Sie sagten uns nochmal, dass er etwas Gas über die Maske bekommt, um schläfrig zu werden und dann gehts direkt in den Op. Im Aufwachraum angekommen warteten wir wieder. Eine OP- Schwester kam zu mir und fragte, ob sie indiskret sein darf. Sie fragte ob ich schwanger sein. Ich bejahte und Sie erklärte mir, dass ich gleich nach der Op Abstand vom Prinzen halten muss, da er noch Gas ausatmet und das gefährlich für schwangere ist. Ich darf am Bettende sitzen und erst nach 30 Minuten zu ihm.
In dem Moment merkte ich so langsam, wie mir die Tränen in die Augen schossen
aber nein nein nein, er soll nicht noch mehr Sorgen haben. Wir wurden in den Vorraum des Ops gerufen und dann standen da 3 Menschen in grüner OP-Kleidung und schnallten mein kleines Kind auf einer Trage fest.
Kein Gas, kein Beruhigungsmittel. Nur 3 fremde Menschen, unser nach mir schreiendes Kind und wir. Er wurde weggefahren und ich brach zusammen.
Wenn ich daran zurückdenke, muss ich gleich wieder weinen. Er rief so verzweifelt nach mir und wir konnten nix anderes machen als zu gehen und draussen vor einer Glastür auf einer Bank im Flur eines Krankenhauses zu sitzen. 1 Stunde sollte es dauern. zum Glück war mein Mann bei mir, ich wäre ohnmächtig geworden alleine.
Wir versuchten etwas zu Trinken zu besorgen. Es war inzwischen 20Uhr. Wir saßen vor der Tür, die sich 20:15Uhr öffnete und unser schlafender Spatz kam heraus. Wir wurden auf die Intensivaufwachstation gebracht, da der normale Aufwachraum geschlossen wurde. Ich saß am Ende des Bettes wie angeordnet. Der Anästhesist sagte, es lief alles problemlos. Mein Mann ging dann 21Uhr nach Hause. Er war auch total kaputt und konnte eh nicht mehr mit aufs Zimmer.
Die Schwester meinte bis 21:30Uhr bleiben wir definitiv noch da. Sie prüfte die Atmung und die Augen des Prinzen. 2 Minuten später schreckte er hoch. Er rief sofort: „Ich will zu meiner Mami" Ich durfte ihn hochnehmen aber er war noch benommen, er rief nach mir, er weinte und er merkte gar nicht das ich da war. Ich sprach leise mit ihm, damit er merkt das ich da bin. Uns kullerten beiden die Tränen aber ich war erleichtert und froh, dass es nun vorbei war.
22Uhr wurden wir endlich auf die Station gebracht.
Der Prinz war wach und durfte endlich essen und trinken. Eine tolle Schwester brachte auch mir noch etwas. 23:30Uhr lagen wir endlich nebeneinander und wollten schlafen. Da entschied der Arzt, dass jetzt doch noch ein Antibiotikum über die Vene verabreicht würde.
0:30Uhr und nach 3 Versuchen merkten Sie nun endgültig, dass der Zugang nicht mehr funktionierte und kamen meiner Bitte nach, das Antibiotika als Saft zu geben. 1:30Uhr fiel ich endlich in den Schlaf. 5Uhr morgens war dieser vorbei, da dem Prinzen Fieber gemessen wurde.
Dieses war tatsächlich direkt nach der Op weg. Es lag wirklich an dem Fremdkörper in seinem Fuss und dem Abszess, der sich dadurch gebildet hatte. Wir schliefen nochmal bis 8Uhr ein. Dann frühstückten wir und die 1.Antibiotikagabe stand an. Dieser Saft ist genauso widerlich wie das Beruhigungsmittel und wieder musste ich ihn überreden und fühlte mich schlecht dabei.
10Uhr kam mein Mann, der Prinz lief schon wieder. Er war fit. Er war froh und er wollte nach Hause. 10:30Uhr kam die Visite. Wir erklärten, dass wir nach Hause wollen. Sie erklärte uns, dass wir das Antibiotika mindestens 3 Tage statt 24 Stunden geben müssen und sehr sehr vorsichtig sein sollten. Die Stelle am Fuss ist sehr schwierig und anfällig für eine erneute Entzündung. Wir müssen nun alles beobachten und hoffen das es schnell heilt. Wenn nicht müssen wir im Urlaub erneut zum Arzt. Sand oder Wasser ist erstmal Tabu aber er hat es geschafft und wir haben es geschafft.
12 Uhr waren wir wieder zu Hause und nun starten wir in unseren Urlaub und hoffen, dass das für lange lange Zeit der letzte Aufenthalt im Krankenhaus war.
Im Nachhinein, war es sehr klug vom Körper des Prinzen mit Fieber zu reagieren. Das hat ihn und uns wohl vor sehr viel schlimmeren bewahrt.
Dennoch waren es die 24 schrecklichsten und auch anstrengendsten Stunden seines und unseres Lebens.
Ich bin immer wieder schockiert, wie einige Menschen völlig empathielos sind und absolut nicht mit den Bedürfnissen eines so kleinen Menschen zurecht kommen. Ich verstehe den Druck in Krankenhäusern und bin dankbar für jeden der da arbeitet, jedoch ist es eine Tortur für jeden, so behandelt zu werden. Die Schwester die übrigens so ungehalten war, war am nächsten Tag wie ausgewechselt. Sie sagte dann auch, dass es ihr sehr leid täte, wie lange wir wirklich warten mussten.
Fehler passieren überall aber die Zustände, die teilweise durch Überarbeitung, zu wenig Personal und durch falsche Strukturen in Krankenhäusern herrschen, müssen gesehen werden. Der Kinderchirurg, der den Prinzen operierte, war eigentlich ohne Pause, den ganzen Tag im Op und wir waren fast die Letzten an diesem Tag-eigentlich unverantwortlich oder?
Hattet ihr bereits ähnliche Erfahrungen?
Habt ein schönes Wochenende eure Glucke
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Ich bin Dani, in den Dreißigern, also den besten Jahren des Lebens. Ich bin Mama vom Prinzen, Ehefrau vom Liebsten und Schreiberin von diesem, meinem Schatz Glucke und So. Hier findet ihr eigentlich recht viel von mir und meinem Leben. Authentizität und Ehrlichkeit ist mir sehr wichtig und ich hoffe das spürt man auch. Viel Spaß beim Stöbern und schön das Du vorbeigeschaut hast.