Taxifahrer Mahmout, zweiter Teil.
Banksy sieht die Mauer in der Westbank ja als Aktivurlaub an, also kam er nach Betlehem und sprühte ein paar Flächen voll. Auch eine Wand, die an das Haus von Mahmouts Mutter grenzt. “Wir haben dort immer das Auto geparkt, aber komischerweise war es am nächsten Morgen immer dreckig.” Also besorgten er und sein Kumpel sich zwei Kameras und stellten sie auf. Kurze Zeit später hatten sie wohl Banksy und Konsorten auf Tape. “Zu dem Zeitpunkt wusste ich gar nicht, wer das war”, sagt Mahmout. Auf jeden Fall hat es ihn geärgert, dass Banksy noch nicht mal gefragt hat, ob er die Wand besprühen kann. “Und meine Mutter hat denen auch noch mitten in der Nacht Tee serviert!”
Mahmout sagt, er besitze ein Bild des weltberühmten Sprayers. Die BBC wolle es haben, Fox News waren auch schon da. Aber er rückt es nicht raus. Und zwar wegen folgender Geschichte: Erst ein Freund hat ihn darauf aufmerksam gemacht, dass Banksys richtig viel Geld wert sind. Mahmout überlegte, fragte einen weiteren Freund, ihm Geld zu leihen – für einen Betonschneider. Auf seinem Handy zeigt Mahmout mir ein paar Bilder der Aktion: die beiden sind hin zu einem der Banksys – das nicht direkt auf der Sicherheitsmauer war – und haben das Ding mit der Hilti ausgeschnitten. Er meint, sie hätten daran 48 Stunden gearbeitet und von der Aktion auch noch ein Video gedreht. Dann das Betonstück zu seinem Freund geschafft. Jetzt versuchen beide es zu verkaufen. “Wenn ich sein Bild zuerst verkaufe, wird das Graffiti natürlich nicht mehr soviel wert sein”, sagt er.
Das ist ziemlich clever, doch ganz zuende gedacht war die Aktion auch nicht. Denn wie das Graffiti aus dem Westjordanland rausschaffen? Über einen israelischen Mittelsmann? Kann man dem trauen? Noch viel problematischer: Ohne Autorisierung von Banksy stellt keine Galerie die Dinger aus. Aber das tut er erst nach fünf Jahren. Mahmout und sein Kollege haben das Teil rausgeschnitten, da war es noch nicht mal richtig trocken.
Egal, Mahmout gibt in Gedanken schon mal das Geld aus: “Ich werde mit meiner Familie auf eine richtig große Reise gehen. Einen Monat lang. Erst nach Istanbul, dann in die Schweiz. Und vom Rest kaufen ich mir neue Sitze für mein Taxi.”