Ihr Lieben,
heute möchte ich Euch eine Geschichte von Wolfgang Endres erzählen:
„Begegnung mit der Angst“
„Ich ging den Spuren der Angst nach. Das war gar nicht so leicht.
Sie zog nämlich nur dünne Fäden hinter sich her, die kaum zu erkennen waren.
Um ein Haar wäre ich manchmal darüber gestolpert, wenn ich nicht meine leuchtenden Augen hätte.
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Damit konnte ich immer noch rechtzeitig erkennen, wie sie im Dunkeln auf ihre Beute lauerte. Am meisten hat mich dabei überrascht, dass sie auch Menschen überfiel, die Muskeln hatten wie Medizinbälle.„Woher nimmt diese heimtückische Zeitgenossin eine solche Kraft?“,
zerbrach ich mir den Kopf. „Am besten, ich geh mal einem ihrer Fäden nach, um näher an sie heranzukommen“, beschloss ich kurzerhand. Und ich tastete mich zu ihr vor.Wie ein Gespenst kauerte sie in der hintersten Ecke einer Höhle.
Als ich sie anstrahlte, konnte ich kurz ihr giftgrünes Gesicht erkennen.
Ich ging langsam auf sie zu, streckte ihr die Hand entgegen und ah ihr fest in die flackernden Augen. Ich wollte sie anfassen, schwupp, war sie in einem Loch verschwunden.
Freundlichkeit und Offenheit müssen ihr zuwider sein.
Quelle: Edvard Munch
Ich blieb still sitzen und wartete.Nach einiger Zeit kam sie tatsächlich wieder hervorgekrochen.Sie hatte sich in der Zwischenzeit offenbar abgeschminkt.
Sie sah jetzt natürlich aus, ihr Grinsen aber aus den hohlen Augen verriet, dass sie irgendetwas Hinterhältiges im Schilde führte.
„Hallo Angst“, sprach ich sie halb flüsternd an, „ich bewundere Deine Kraft und Energie. Kannst Du mir offen sagen…?“ Weiter kam ich nicht. Die Angst hatte sich schon wieder aus dem Staub gemacht.
„Merkwürdig“, dachte ich halblaut nach, „ich wollte ihre Fähigkeiten doch wirklich anerkennen und ihre Art einfach akzeptieren. Statt sich darüber zu freuen, verschwindet sie!?“
So hatte ich ein zweites Mittel entdeckt, erfolgreich mit ihr umzugehen.
Natürlich konnte ich nicht sicher sein, ob solch ein Mittel jedes Mal und auf Dauer wirkt, und ob sich die Angst wirklich jemals geschlagen gibt. „Sicher ist sie jetzt zu Tode beleidigt und heckt Rachepläne aus, um mich doch noch zu besiegen“, schoss es mir durch den Kopf.
In meiner Phantasie habe ich mir ausgemalt, wie sie in ihrem Verlies neue Waffen schmiedet. Schon sah ich sie mit glitschigen Fangarmen, rasselnden Ketten und einem glühenden Bohrer auf mich zukommen und mich am Halse packen.
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Mir blieb regelrecht die Luft weg. Die Bilder wurden immer grausamer.Ich sah die Angst den glühenden Bohrer auf mich richten, die Ketten um meinen Hals wickeln und mir mit einem heftigen Ruck – den Kopf abreißen…
Vor lauter Schreck muss ich wohl einen lauten Schrei aufgestoßen haben.
Jedenfalls rollte ein kräftiges Echo durch die Höhle. Schweiß stand mir plötzlich auf der Stirn.
Da, was musste ich tatsächlich vor mir sehen?
Ganz verschüchtert kroch die Angst wieder an die Oberfläche.
Was für eine traurige Gestalt!
Mit billigen Geschenken wollte sie mich nun erobern.
Klebrige Kaugummi baumelte zwischen ihren Fingern, ein kitschiges Kirmeskettchen hielt sie mir entgegen und für die mitgebrachte Flasche hatte sie gleich den Korkenzieher dabei.
Ich traute meinen Augen nicht, was aus den glitschigen Fangarmen, den rasselnden Ketten und dem glühenden Bohrer geworden war.
Mit einem Mal musste ich so laut loslachen, dass die Angst erschrocken zusammenzuckte und wegrannte. Ich lachte immer kräftiger und sie rannte immer schneller, rannte und rannte, als würde sie von sich selbst verfolgt.Zwar war ich sie nicht für ewige Zeiten los.
Seither aber machte sie einen größeren Bogen um mich.
Ich bin ihr immer seltener begegnet.
Vielleicht auch, weil ich mein Liedchen fortan noch besser pfeifen konnte:
„Fröhlich sein, Gutes tun und die Spatzen pfeifen lassen!“
Quelle: Karin Heringshausen
Ihr Lieben,Von der Angst wird in seinem Leben niemand verschont:
Egal, ob einer groß oder klein, stark oder schwach, dünn oder dick, berühmt oder unbekannt ist, die Angst verschont niemand.
In dem Leben eines jeden Menschen gibt es Zeiten,
in denen er von der Angst heimgesucht wird.
Deshalb ist es sinnlos, die Angst aus unserem Leben verbannen zu wollen, entscheidend ist, wie wir mit ihr umgehen und da gibt uns unsere heutige Geschichte ganz wichtige Hinweise.
Die Angst in unserem Leben können wir besiegen, indem wir uns der Angst stellen.
Wir können uns Hilfe holen und mit Menschen sprechen, die Erfahrung damit haben, wie man mit Angst umgeht. Wir können uns aber auch selbst mit der Angst auseinandersetzen.
Das ist das erste große Geheimnis der Bekämpfung der Angst:
Sobald man sich mit der Angst gedanklich auseinandersetzt und ihr damit quasi in die Augen blickt, wird die Angst kleiner, ein großer Teil der Wirkung der Angst besteht ja darin, dass wir vor der Angst davonlaufen. Das einzig Richtige aber ist, auf die Angst zuzugehen.
Besonders schlimm ist es, sich die Angst auszumalen und ständig mit dem Schlimmsten zu rechnen. Diesen Zustand liebt die Angst ganz besonders, dann hat sie uns in ihren Fangarmen und raubt uns die Luft zum Atmen.
Das ist das zweite große Geheimnis der Bekämpfung der Angst:
Wer in einen solchen Zustand gerät, sich eine Angst auszumalen, sollte das sofort abbrechen, das hat noch nie zu einem guten Ergebnis geführt. In einem solchen Fall ist es besser, mit einem fröhlichen Menschen zu telefonieren oder einen Spaziergang durch die Natur zu machen, um im wahrsten Sinne des Wortes auf andere Gedanken zu kommen.
Aber – und das ist das besonders Teuflische der Angst -, sie kennt nicht nur den Weg des Erschreckens, um uns in den Griff zu bekommen.
Sie lockt uns gerne damit, dass sie uns einredet „Mit viel Süßigkeiten wird alles gut“, „Stürz Dich ins Vergnügen“ „Gönn Dir mal ein Glas Alkohol“.
Gegen Süßigkeiten, Ausgehen und Alkohol ist nichts einzuwenden,
aber sie sind gefährlich in Verbindung mit der Angst.
Das ist das dritte große Geheimnis der Bekämpfung der Angst:
Mit Süßigkeiten, Ausgehen und Alkohol kann man die Angst nur eine Zeitlang besänftigen. Sobald die Wirkung der Süßigkeiten, des Ausgehens und des Alkohols verflogen sind, kehrt die Angst umso stärker zurück.
Es gibt aber etwas, was die Angst gar nicht mag: Das ist die Freude!Das ist das vierte große Geheimnis der Bekämpfung der Angst:
Menschen, die fröhlich sind, die viele und auch mal laut lachen, die meidet die Angst wie die Pest, die mag sie gar nicht. Deshalb ist es so gesund, immer wieder auch einmal zu lachen.
Freude und Fröhlichkeit können sich vielfältig zeigen:
Wir können lachen, wir können in trauter Runde fröhlich sein, wir können fröhlich das Tanzbein schwingen, wir können fröhliche Filme ansehen (Horror-, Krimi- und Gewaltfilme sind nicht die geeigneten Filme für Menschen, die Angst empfinden), wir können frohmachende Bücher lesen, wir können uns einem Kreis fröhlicher Menschen anschließen, wir können fröhlich sind und musizieren. Es gibt eine riesige Zahl an Möglichkeiten, fröhlich zu sein.
Ich wünsche Euch einen fröhlichen Nachmittag und grüße Euch herzlich aus Bremen
Euer heiterer Werner
Quelle: Karin Heringshausen