Wie mach ich mich in einer Buchhandlung total unbeliebt?

Von Alexandrak @Alexandra71

Ich arbeite ja seit bald 3 Jahren in einer Buchhandlung. Und was soll ich sagen? Grade gestern, als ich arbeiten war, sind mir wieder einige Dinge aufgefallen und ich hab mir darüber Gedanken gemacht. Und das möchte ich hier mal loswerden. Buchhändler könnten wahrscheinlich noch viel mehr dazu sagen. Ich werde heute und hier mal das ein oder andere aufzeigen wie ihr euch benehmen müsst wenn ihr Buchhändel in den Wahnsinn treiben und euch so richtig unbeliebt machen wollt.

Fressalien und Getränke mit sich führen, nein, nicht im Einkaufswagen und sorgfältig verstaut sondern in den triefenden Händen und Mündern von Kindern und Erwachsenen! 


Ich finde das es eigentlich völlig selbstverständlich das man nicht mit einem Eis, einem Döner oder sonstigen triefenden, fettigen, oder flüssigen Dingen in einen Buchladen marschiert. Oder? In eine Boutique geht ihr ja auch nicht mit Essen und Getränken in den Händen,  und wenn doch, würdet ihr gleich wieder hinausbugsiert werden. Wenn man bei uns die Leute darauf anspricht, dann werden sie noch pampig! Hallo, ihr zahlt ja die Bücher dann nicht wenn euch wieder mal der Latte aus den Händen flutscht und 6 Kochbücher im Wert von 64 FR. zu Sau macht oder? Genau das selbe mit Krümeln im Buch von Buttergipfeli! Das gibt nämlich richtig hässliche Fettflecken. Würdet ihr so ein Buch kaufen? NEIN!! Eben. Und ich bin mir sicher das ihr eure Kinder auch nicht in euer Schlafzimmer lasst und im Kleiderschrank wühlen lässt oder Bücher anschauen dürfen wenn sie mit ihrem Eis beschäftigt sind. Warum also um alles in der Welt soll das in einer Buchhandlung okay sein? 

Foltere Bücher, knicke sie, besudle sie, mach sie fertig! 


Ja... das ist auch so eine Geschichte. Klar will Kunde auch mal in ein Buch rein gucken. Das ist ja auch ganz normal und soll auch so sein, wer will schon die Katze im Sack kaufen. Aber... BITTE behandle doch das Buch gut, geh bitte nicht mit verschmierten Fingern an das Buch. Selbst du magst so ein Buch nicht kaufen denn meist kommst. Auch hier gilt das Sprichwort; "Das du nicht willst..." Ihr wisst was ich meine. Meist sind genau solche Kunden aber diejenigen die dann wegen praktisch nichts eine Preisreduktion wollen. Das sind dann solche Sachen die ich echt schon lächerlich finde. Aber gut, Kunde ist König. Wenn er es um bedingt jetzt grade haben will und nicht ein oder 2 Tage warten kann auf ein ganz persönlich für ihr bestelltes neues Buch, dann findet man meist ne Lösung. So ist es ja nicht. Und es sind ja nicht alle so. Aber wenn ich sehe wie manche Leute Bücher anschauen und es dann getrost weg legen um sich dann ein unberührtes Buch zu nehmen, dann könnte ich manchmal echt wütend werden. Man kann auch ein Buch angucken ohne ihm gleich den Rücken zu brechen oder mit sabbernassen Blätterfinger durch die Seiten zu blättern. Wenn Ihr euch das alles nicht verkneifen könnt, dann macht ihr euch wirklich unbeliebt bei uns. 

Empört euch über die Frage des Buchhändlers wenn er euch über die Schreibweise des Autors fragt. 


Genau, das haben sie nämlich besonders gerne. Schliesslich muss man jeden Namen kennen geschweige denn wissen wie man das ausspricht und gar schreibt. Klar! Oder?! Hallo, wisst ihr eigentlich wie viele Autoren es gibt? Oder wie viele Bücher? Laut Google sind das sage und schreibe 130 Millionen Bücher welche veröffentlicht worden sind! Und nicht zu vergessen, all die neuen die in den Markt eintreten. Alle kann man da doch gar nicht kennen. Ach ja, übrigens,  das sind dann 10 Millionen Autorennamen also nur mal so eine vorsichtig geschätzte Untergrenze. Das muss man sich mal vorstellen! Anstelle motzen, sich mal Gedanken machen ob Sie das könnten!? Und nur weil der Buchhändler Autoren wie  Krešimir Bagić oder Angèle Ntyugwetondo Rawiri nicht kennen, oder nicht gleich auf Anhieb wissen wie man das buchstabiert, muss man nicht gleich beleidigt sein oder unfreundlich werden. 

Mit kryptischen Wünschen antanzen und dann drohen! 

Ja, das ist anscheinend auch so beliebte Masche. Da kommt ein Kunde und was sucht er, ein Buch. Okay... ist ja schon mal etwas. Aber wenn es einfach wäre, wär's ja langweilig, manchmal scheint es schon fast ein Sport zu sein den Buchhändler zu testen. Also noch mal. Der Kunde such ein Buch. 
K: Hallo, ich such ein Buch.B: Guten Tag, wie ist der Titel?K: Kenn ich nicht.B: Nicht schlimm, wie heisst denn der Autor?K: Keine Ahnung. B: Hm... Um was geht es denn in dem Buch?K: Weiss ich nicht mehr so genau, meine Freundin hat's mir Empfohlen. B: Was wissen sie denn vom Buch? Wissen sie wie es ausschaut? K: Nein, natürlich nicht sonst hätte ich es ja auch selber gesucht. B: Gibt sich mühe... B: Ist es denn neu? K: Woher soll ich das denn wissen? Darum bin ich doch hier? B: Ja ein bisschen mehr sollte ich schon an Infos haben, denn wie soll ich den suchen?K: Ist genervt und wird pampig... K: Ja bin ich bin ich hier der Buchhändler oder Sie!! B: Reisst sich zusammen... K: Also bei ihnen war ich das letzte mal, schon vor einem Monat war ich hier und ihr konntet mir nicht helfen dann geh ich halt in eine andere Buchhandlung, oder bestelle gleich bei Amazon. B: Danke, ja machen sie das. Viel Glück. 
Man könnte dieses Gespräch immer mal etwas abändern aber es läuft meist auf das selbe raus. Hört also auf mit der Droherei, es bringt nichts. Die Buchhändler geben sich echt Mühe und ehrlich, was die schon an Bücher gefunden haben aus total falschen angaben oder trotz mangelden Angaben, da staun ich echt immer wieder. Aber manchmal klappt's einfach nicht. Also Leute, wenn ihr ein Buch sucht, dann haltet wenigstens eine Info, Titel, Name des Autors oder eine kurze Zusammenfassung bereit. Am besten wäre natürlich die ISBN Nummer. Aber den Buchhändler ist klar das diese nicht immer gleich verfügbar ist. Und bitte, schnautzt den Buchhändler nicht an wenn ein gesuchtes Buch vergriffen ist er kann nichts dafür. Und nein, auch eine andere Buchhandlung kann es dann nicht mehr bestellen! Ausser das Buch würde da noch an Lager um liegen, dann wär das Glück, sonst müsste mans antiquarisch suchen. Auch können sie nichts für wenn in einer Zeitung eine Rezension veröffentlicht wird und das vorgestellte Buch nicht mehr zu bestellen ist. Da hat sich der Journalist wohl dann nicht die Mühe gemacht darauf hin zu weisen oder nicht recherchiert ob es das Buch noch gibt. Dann melden sie sich doch allenfalls bei der Zeitung und lassen da Dampf ab. Danke.

Bestelle ein Buch, und hole es nie ab.

Ja, solche Experten gibts auch. Da wünschen sie sich ein ganz besonderes Buch und wollen das man alles daran setzt es auch zu bekommen. Der Buchhändler sucht, telefoniert und muss am Schluss über Australien oder weiss ich wo bestellen. Das geht dann 3 Wochen und dann... Der Kunde wird benachrichtigt das sein heiss ersehntes Buch endlich angekommen ist. Soweit so gut. Nach 3 Wochen liegt es immer noch im Abholfach, dann schicken wir eine erneute Einladung um es sich abzuholen. Nach 6 Wochen immer noch kein Lebenszeichen des Kunden. Man ruft an, Mailbox. Quatscht drauf, keine Reaktion. Tja, dann sitzt man auf einem Buch das man hier nie verkaufen wird und das man auch nicht zurück schicken kann. Danke auch dafür. Gut, das sind seltene Exemplare. Aber viele Bücher werden bestellt und werden dann nie abgeholt. Bei den meisten ist da ja an sich kein Problem. Denn man kann es an Lager nehmen oder eben zurück senden aber es geht einfach auch um den Anstand. Das man vielleicht mal das Buch zwischenzeitlich wo anders geholt hat, oder es gar geschenkt bekommen hat, kann ja vorkommen aber dann könnte man doch auch mal schnell anrufen und Bescheid geben. So erspart man nicht nur dem Buchhändler unnötige Arbeit. 

Ein gelesenes, dreckiges Buch oder altes Buch zurück bringen. 

Ja, man glaubt es kaum, so was gibt's. Das mal ein Buch doppelt gekauft wird, kommt vor. Das man was geschenkt bekommt was einem nicht gefällt, ebenso. Alles kein Problem. Das Wichtigste hier für... Quittung behalten. Aber mir würde nie und nimmer in den Sinn kommen ein Buch, welches ich nur schon an gelesen habe, doch das sieht man! Sorry, nur weils Buch nicht gefällt kann man es nicht zurück geben. Der versuch ein verschmutztes Buch zurück zu geben klappt nicht. Das Buch müssen wir auch wieder verkaufen können. Und ihr bringt es ja auch zurück weil's nicht mehr euren Vorstellungen entspricht. Auch das Argument das ihr es so schon gekauft habt, zieht nicht. Sorry. Es gibt auch Kunden die denken sich das sie ein Buch nach über 6 Monaten und länger zurück geben können, am besten noch ohne Quittung. Leute, nein, das geht nicht. Und wir können nachschauen wann wir das Buch das letzte mal verkauft haben. Umtausch nach 2 Wochen mit Quittung völlig ok. Über Weihnachten auch länger. Aber es muss zwingend immer die Quittung behalten werden es reicht nicht wenn noch das Preisschild drauf ist oder es gar noch Original eingeschweisst ist. Denn es könnte ja auch gestohlen sein. 

 Endlos diskutieren ob wir verpflichtet sind Wahre zurück zu nehmen und Bargeld auszuzahlen. 

Also für alle noch mal hier verständlich NEIN, wir sind nicht verpflichtet etwas zurück zu nehmen! Mit dem Kauf einer Wahre, egal ob das jetzt eine Waschmaschine ist oder ein Buch, mit dem kauf bist du einen Kaufvertrag eingegangen. Mit anderen Worten: Gekauft ist gekauft! Es gibt, in der Schweiz zumindest, kein gesetzliches Rückgaberecht ausser es ist ausdrücklich darauf hingewiesen worden. Es ist also reiner Gutwill der Geschäfte die Ware zurück zu nehmen. Klar wollen wir den Kunden glücklich machen und ihn auch als Kunde behalten aber, dies hat Grenzen. 
Auch die nachführende Diskussion können sie sich in Zukunft sparen, denn wir sind ebenso nicht verpflichtet ihnen das Geld zurück zu geben. Denn weil es eben freiwillig ist das wir ihnen entgegen kommen und das Buch oder andere Ware zurück nehmen, ist es aus in unserem Ermessen wie wir das handhaben. Die meisten Läden geben wie wir einen Gutschein, und das muss so auch akzeptiert werden, da können sie uns noch so drohen das sie nie mehr bei uns einkaufen werden oder gar mit einem Anwalt drohen, was angesichts der meist lächerlichen Beträge, eh völlig unrealistisch wäre. Oder drohen den Geschäfteinhaber zu benachrichtigen. Das hilft alles nichts.
Auch das ein 7-tägiges Rückgaberecht besteht, ist ein Irrtum. Diese Regelung gilt nur bei den Sogenannten Haustürverträgen. 

Sich Minuten lang über die horrenden Preise in der Schweiz auslassen. 

Ja, nichts macht uns mehr spass als uns zu rechtfertigen! Tja, wir leben nun mal hier. Wir zahlen Mieten in der Schweiz, die Löhne, und nicht nur die Zwischenhändler wollen etwas verdienen. Klar, manchmal kann  ich es verstehen. Manchmal sind die Preise echt krass. Aber schauen wir mal die Preise an die vor 10 oder 20 Jahren bezahlt wurden und das ohne zu murren. Die Preise sind wirklich stark gefallen. Es gab Zeiten da zahlte man für ein Taschenbuch noch bis zu 22 Fr. Heute bekommt man Hardcovers ab diesem Preis. Als ich damals angefangen habe Bücher zu sammeln waren die Preise für HCs doppelt so hoch. Ich hab hier einige stehen für die ich über 40 Fr. gezahlt habe. Und ja, Schweizer Verlage sind meistens teurer, einfach weil sie ne keiner Auflage haben.
Ich find es schon traurig das ein Buch anscheinend so an Wert verloren hat. 2 Tage rauchen und man hat ein Taschenbuch bezahlt! Die Zigaretten sind weg, von denen habt ihr vielleicht 2 Minuten was ein Buch ist für die Ewigkeit, oder etwa nicht. Ich mein, da sitzt ein Autor Monate an einem Werk, auch der Verlag hat seine Arbeit darn. Das kostet halt einfach alles. Mir scheint bei nichts sind manche Menschen so knausrig wie beim Buch. Ehrlich, ich kann's nicht verstehen. Dann geht doch zu Exlibris, da werdet ihr dann auch die kompetente Bertaug eines Buchhändler bekommen. *haha*
Uff... der Beitrag wurde jetzt viel länger als gedacht! Sorry... Aber das musste einfach mal raus.
In diesem Sinne, einen schönen Sonntag und vor allem viel Spass beim nächsten Besuch in eurer Buchhandlung des Vertrauens