Jeder von uns lernt täglich und zieht daraus neue Erkenntnisse. Wenn wir zum Beispiel die Bahn verpassen und deswegen zu Spät zur Arbeit erscheinen, lernen wir daraus, am nächsten Tag früher aufzubrechen. Wir erkennen also ein Problem und leiten daraus entsprechende Maßnahmen ab. Diese Lernprozesse laufen bei uns ständig, ohne dass wir darüber großartig nachdenken müssen. Im Gegensatz dazu gibt es jedoch auch Lernstoff, der mehr Aufmerksamkeit erfordert. Hierzu gehört zum Beispiel das lernen von Tanzschritten oder aber trockene Themen wie Rechnungswesen. Durch ständige Wiederholung erlernt unser Gehirn die Inhalte. Die Lernvorgänge sind vom Ablauf jedoch immer ähnlich.
Was passiert im Gehirn, wenn wir lernen?
Wenn wir etwas neues lernen, egal ob unbewusst oder bewusst, verändert sich das Gehirn. Es beginnt damit, dass das Gehirn neue Eindrücke wahrnimmt. Das erfolgt über unsere Sinneszellen, wie zum Beispiel hören, fühlen oder schmecken. Diese Reize werden als elektrische Impulse über die Nerven an das Gehirn weitergeleitet. Dort wird die Information weiterverarbeitet und löst bei Bedarf eine entsprechende Reaktion aus.
Die Nervenzellen sind über Synapsen miteinander verbunden und können Informationen miteinander austauschen. Sobald die Synapse durch einen elektrischen Impuls angesprochen wird, wird von einer verbundenen Nervenzellen ein chemischer Botenstoff ausgeschüttet. Die benachbarte Nervenzelle erkennt das und sendet einen neuen elektrischen Impuls aus. Die Nervenzellen verarbeiten hierdurch gemeinsam die Impulse und aktivieren bei Bedarf andere Nervenzellen damit eine bestimmte Reaktion eingeleitet werden kann.
Der Einfluss von positiven und negativen Empfindungen
Handlungen, die von positiven Gefühlen begleitet werden, werden vom Gehirn besonders gern ausgeführt. Handlungen, die unangenehme Gefühle zur Folge haben wie z.B. das Verbrennen am Bügeleisen, versucht das Gehirn zu vermeiden. Durch ständige Wiederholungen werden die Nervenverbindungen erneut aktiviert. Hierdurch werden die Synapsen zwischen den Nervenzellen gestärkt. Wenn nun erneut ein Reiz kommt, sucht sich der elektrische Impuls den Weg des geringsten Widerstandes und läuft über die gebildeten und gestärkten Synapsen. Die Reaktion erfolgt dann fast automatisch. Dieser Lernprozess funktioniert bei positiven und negativen Verhaltensweisen. Man muss die Handlungen nur oft genug wiederholen. In diesem Fall gehen sie in Fleisch und Blut über, so das wir sie kaum noch absichtlich unterdrücken können.
Der Aufbau von neuen und die Verbesserung der bestehenden Synapsen ist mit Energieaufwand verbunden. Um einer großen Energieverschwendung vorzubeugen, passt das Gehirn seine Struktur nur für die Informationen an, die auch wirklich wichtig erscheinen. Hier ist auch der Grund dafür zu suchen, warum wir uns einige Informationen unterschiedlich lang merken können.
Wie funktioniert das Gedächtnis?
Unser Gedächtnis wird in das Ultrakurzzeitgedächtnis, das Kurzzeitgedächtnis und das Langzeitgedächtnis unterteilt:
- Das Ultrakurzzeitgedächtnis wird auch sensorischer Speicher genannt. Wird in unserem Gehirn ein Reiz verarbeitet, bleiben die beteiligten Nervenzellen noch einige Sekunden elektrisch geladen. Wenn wir uns nicht weiter mit dem Reiz beschäftigen, ist die Information nach spätestens 20 Sekunden vergessen.
Die Zeitspanne ist jedoch vollkommen ausreichend um eine angefangene Handlung zu beenden. Das Ultrakurzzeitgedächtnis wird auch für das Lesen benötigt. Das letzte Wort befindet dann noch im Speicher, während wir das neue lesen. - In das Kurzzeitgedächtnis gelangen die Eindrücke, mit denen wir uns intensiver beschäftigen. Die Nervenzellen, die an der Verarbeitung beteiligt sind, schütten in dieser Zeit sehr viele Botenstoffe über die Synapsen aus. Das ganze kann einige Tage andauern. In dieser Zeit kann man sich in der Regel sehr gut an Einzelheiten erinnern.
- Wenn unser Gehirn zum Entschluss kommt, dass der Eindruck wichtig ist, wird dieser in das Langzeitgedächtnis aufgenommen. Hierbei bilden die Nerven neue Verbindungen untereinander, die an der Verarbeitung beteiligt sind. Diese Verbindungen können von einigen Wochen bis hin zur kompletten Lebensdauer anhalten. Das ist davon abhängig, wie häufig wir das neue Wissen und die Verhaltensweisen abrufen. Beschäftigen wir uns nicht regelmäßig damit, geraten die Informationen wieder etwas in Vergessenheit. Die Nervenverbindungen bilden sich übrigens nur zurück und werden nicht vollständig abgebaut. Daher kann das Wissen sehr zügig wieder aufgefrischt werden.
Wie gelangt das Wissen in das Langzeitgedächtnis?
In unserem Gedächtnis werden die unzähligen Reize und Informationen gefiltert, die in jeder Sekunde auf uns einströmen. Das Gehirn setzt diesen Filter ein, um arbeitsfähig zu bleiben und nicht mit Reizen überflutet zu werden. Anhand unserer bisher gemachten Erfahrungen entscheidet das Gehirn in Sekunden, was wichtig ist und was nicht. Durch die Erfahrungen lernt das Gehirn von welchen Informationen wir am meisten profitieren. Diesen Informationen schenkt das Gehirn dann mehr Aufmerksamkeit.