AB 11. DEZEMBER IM KINO! ©Paramount Pictures
Regisseur Jason Reitman ist ein genauer Beobachter zwischenmenschlicher Beziehungen. In seinen besten Filmen ist es nicht die Story, die begeistert und berührt, sondern seine Figuren und deren Handlungen. Dabei trifft er meistens exakt das Lebensgefühl der 2000er und zwar mit einer Leichtigkeit, die seine Filme noch eleganter wirken lassen („Up in the Air“, „Young Adult“). Umso passender wirkt der deutsche Verleihtitel seines neuen Filmes: „#Zeitgeist“, anstelle des englischen „Men, Women & Children“.Äußerst feinfühlig beobachtet Reitman die Veränderungen im Leben, die durch Social Media Einzug gehalten haben. Kinder, die in Online-Welten versinken, frühreife Mädchen, die sich durch ihre Anzahl an Likes definieren. Oder Eltern, die nicht genau wissen, wie sie mit der Welt des Internets umgehen sollen. Das Internet hat die größte Veränderung dieser Welt seit Jahrzehnten vorangetrieben und gerade jetzt ist es spannend, hinzusehen. Auf die Gesellschaft als Ganzes und eine Familie im Kleinen. Vom Mikro- zum Makrokosmos und umgekehrt. All das spricht Reitman an und es verwundert nicht, dass einige Aspekte dieses komplexen Themengebietes auf der Strecke bleiben.
©Paramount Pictures
Doch ist das im Grunde nichts Schlechtes. Reitman verweigert sich auch bis zuletzt einer Antwort, wie die gegensätzlichen Generationen zusammenleben sollen. Doch wirft das die nächste Frage auf: Gibt es überhaupt einen idealen Weg? „#Zeitgeist“ kommt glücklicherweise ohne erhobenen Zeigefinger aus. Er porträtiert, zeigt, erklärt jedoch nicht. Der Zuschauer muss mit sich selbst ausmachen, wie er die nebeneinander ablaufenden Storylines interpretiert. Fakt ist, dass sich das Publikum an einigen Stellen wiedererkennen wird. Denn Reitman begnügt sich nicht mit der Sicht der Jugendlichen und ihren Schwierigkeiten in der vernetzten Welt herauszustechen, sondern widmet sich im selben Maße den Eltern. Unsere Art miteinander zu kommunizieren, ist es, was „#Zeitgeist“ zeigen möchte. Nicht nur die Jugend hat in Zeiten von Facebook und Co. Probleme damit. Auch das ältere Semester ist im Angesicht der digitalen Möglichkeiten überfordert. Durch die digitale Revolution ist die Welt enger zusammengerückt, doch der einzelne Mensch fühlt sich verlassener als je zuvor. Das ist keine neue Erkenntnis und doch wichtig genug um es erneut darzustellen.Das Internet ist Zufluchtsort und Ursprung des Übels. Ein Weg, sich besser zu fühlen, aber auch einer, der Schwierigkeiten auslöst, sie potenziert. „#Zeitgeist“ geht hierbei behutsam vor, gönnt sich unaufgeregte Passagen und schafft den Spagat zwischen Drama und Komödie. Lacht der Zuschauer anfangs noch aufgrund der Gegensätze zwischen Jung und Alt (+ Internet), bleibt es bald im Hals stecken. Dann entfaltet der Film sein dramatisches Potenzial und lässt die Zuschauer nachdenklich zurück. An mancher Stelle driftet er gefährlich nahe am Kitsch vorbei, doch funktioniert „#Zeitgeist“ als Drama immer noch hervorragend. Die sonst realistische Herangehensweise, die leicht in oberflächlichem Geplänkel hätte enden können, ist Beweis genug. Ein größeres Kompliment kann man einem Film dieser Art gar nicht machen.
©Paramount Pictures
BEWERTUNG: 08/10Titel: #ZeitgeistFSK: ab 12 freigegebenLaufzeit: 119 MinutenGenre: DramaErscheinungsjahr: 2014Regisseur/Autor: Jason ReitmanDarsteller: Adam Sandler, Dean Norris, Ansel Elgort, Jennifer Garner, Judy Greer, Emma Thompson, Dennis Haysbert, J. K. Simmons