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GTL | 23.10.2013 | Kommentare (0)
Wie lange kann sich die Gesundheitspolitik noch hinter Zertifikaten verschanzen?
Am 15. September hat Quality Austria GmbH dem Wiener Krankenanstaltenverbund das Zertifikat "Committed to Excellence" im Donauspital Wien überreicht. Die Bewertungsgrundlage für das Zertifikat ist das international anerkannte EFQM-Excellence-Modell, das eine ganzheitliche Sicht auf Unternehmen und Organisationen ermöglicht. Mit dem Erhalt des Zertifikats befindet sich der Wiener Krankenanstaltenverbund (KAV) unter den Pionieren der Spitalsverbünde Österreichs. www.qualityaustria.com/index.php
Ich freue mich, obwohl gleichzeitig die seit Monaten geplante Softwareumstellung auf eine neue Abteilungssoftware um 4 Monate verschoben wurde und alles still steht, weil die Umstellung von Windows XP auf Windows 7 alles lahm legt.
Um den hohen Stellenwert der Gesundheitsförderung im Krankenhaus zu unterstreichen, hat das Österreichische Netzwerk Gesundheitsfördernder Krankenhäuser und Gesundheitseinrichtungen (ONGKG) einen Preis für herausragende Gesundheitsförderungsmaßnahmen in seinen Mitgliedseinrichtungen ins Leben gerufen.
Selbstverständlich sind auch einige KAV Häuser von der ONGKG ausgezeichnet worden, ich wage mir aber gar nicht vorzustellen, was denn die andere Spitäler fördern, wenn es nicht die Gesundheit ihrer Patienten ist.
Im Juli 2012 habe ich bereits unter Im Wiener Gesundheitswesen sind Zertifizierungen wie Totenscheine (wp.me/p1kfuX-mB) ausgeführt, dass es die meistzertifizierten Krankenhäuser sind, die geschlossen werden und bereits im Juni 2011 habe ich unter Die Qualität der Zertifizierung der Qualität (sprechstunde.meinblog.at/) darauf hingewiesen, dass in einer boomenden Zertifizierungsindustrie arbeitslose fachfremde Akademiker Tonnen von Papier produzieren, die die Verantwortlichen als Feigenblatt benutzen können um die ganz augenfälligen Probleme überdekcen zu können.
Bürgermeister Häupl weiss, dass er mit landesfürstlicher Mißgunstbezeugung die Kritik Prof. Hussleins am Personalengpass im AKH vom Tisch wischen kann (wien.orf.at/news/stories/2610608/), weil der Maulkorberlass der bei der Gemeinde Wien angestellten Ärzte (Husslein ist Bundesbediensteter) eine ähnliche "Medienarbeit" verhindert.
Trotzdem ist vermutlich die Zeit vorbei, in de sich die Gesundheitspoltik die wahren Probleme hinter ein paar bunten und meist auch nicht ganz billigen Zertifikaten verstecken kann.
Wie die FAZ im Artikel Ärzte der Generation Y schreibt (www.faz.net/aktuell/beruf-chance/arbeitswelt/aerzte-und-kliniken/aerzte-der-generation-y-selbstbewusst-gut-bezahlt-und-gern-in-teilzeit-12622408.html), stirbt auch die genussvoll Selbstausbeutung betreibenden Ärzte langsam aus, die für ein paar Kröten und ein bißchen Egopolitur viele Defizite des Gesundheitssystems überspielen hilft.
„Babyboomer sind Workaholics, die alles ausdiskutieren müssen und immer gerecht sein wollen“, glauben die jungen Ärzte etwa, und die Generation X jammert ihnen schlicht zu viel."
Die Frage aus dem Titel dieses Blogbeitrags paraphrasierend stellt sich die Frage:
Wie lange glauben wir denn, dass Qualitätszertifikate einen gut ausgebildeten und motivierten Arzt ersetzen können?