Hier soll auf den neuen Artikel eines britischen Philosophen hingewiesen werden, der sich die Frage stellt, ob man einem ewigen Leben Sinn geben kann. (1) Schon einer der ersten bedeutenden deutschen Evolutionsbiologen, August Weismann, (1834 - 1914) hat diese Frage aufgeworfen in seinen berühmten "Vorträgen über Deszendenztheorie". Nämlich warum eigentlich von potentiell unsterblichen, zellkernlosen Bakterien ausgehend in der Evolution nach einigen Milliarden Jahren der Alterstod auf der Erde eingeführt wurde. Dies geschah im Wesentlichen parallel mit der Einführung der Vielzelligkeit, also mit der Entstehung von komplexerem Leben überhaupt.
August Weismann und Richard Dawkins, ein Schriftsteller und mehrere Philosophen
Solche Fragen sind zuletzt bei "WeiterGen" angesprochen worden. Aber auch Schriftsteller und Philosophen beschäftigen sich immer wieder einmal mit ihr. Das wird nicht jeder wissen. Und deshalb dieser Beitrag. Die sich hier stellenden (philosophischen) Fragen werden nämlich nun in dem genannten Aufsatz (1) illustriert und erläutert anhand einer Erzählung aus dem Buch "Life, The Universe, and Everything", das der britische Schriftsteller Douglas Adams (1952 - 2001) 1982 herausgebracht hat, zu deutsch: "Das Leben, das Universum und der ganze Rest". Dieser Schriftsteller hat sich als Atheist und Anhänger von Richard Dawkins verstanden. Und Dawkins selbst hat sein neuerlich erschienenes Buch "Gotteswahn" Douglas Adams gewidmet.
Der Autor dieser Zeilen muß gestehen, daß er von Douglas Adams noch nie etwas gelesen hat. Das muß so bald wie möglich nachgeholt werden. Die genannte fiktive Geschichte nun handelt von einem unsterblichen Menschen und dreht sich um die Frage, mit welchen Vorhaben dieser Mensch versucht, seinem ewigen Leben Sinn zu geben. Und im Anschluß daran wird die Themenstellung des Aufsatzes folgendermaßen umrissen:
(...) Many contemporary philosophers, notably Bernard Williams (1973) and Adrian Moore (2006), see a conceptual problem here. They cannot conceive how anyone could cope with immortality, even in the rather minimal sense (...).
Und der Autor glaubt dann, seine Leser von folgendem überzeugen zu können:
An eternal life, I argue, can be meaningful and (...) will be more meaningful than any finite life could be, because free from a threat to meaningfulness that cannot be removed from any finite life. We therefore have reason to want eternal life lived under these circumstances.
Ein "ewiges Leben" also wäre frei von der Bedrohung durch die Bedeutungslosigkeit, von der ein sterbliches Leben bedroht wäre, meint der Autor. Und nicht ganz unplausibel beginnt er das Argument seines Aufsatzes zunächst eben auch mit dem Gedanken, daß man auch die Aussicht auf den sicheren Tod als sehr "sinnlos" empfinden kann. Natürlich kann er da viele berühmte Zeugen aufführen, wem würde da nicht auch William Shakespeare einfallen? Und so viele andere bedeutende Dichter. Und weil ein endliches Leben nicht nur einem "Hamlet" so sinnlos erscheint, erscheinen dann Argumente dafür, daß ein ewiges Leben im Gegensatz dazu sinnvoller wäre, plausibel - nach Meinung des Autors.
Es sollte hier zunächst nur auf den Aufsatz selbst und seine Fragestellung hingewiesen werden. Das Thema verdient eine gründliche Behandlung, die in diesem kleinen Beitrag nicht geleistet werden kann. Deshalb soll hier erst einmal nur noch auf die beiden weiteren philosophischen Texte hingewiesen werden, auf die sich auch dieser neue Aufsatz vor allem bezieht in seiner Reflektion. (2, 3)
1. Timothy Chappell (2009). Infinity Goes Up On Trial: Must Immortality Be Meaningless? European Journal of Philosophy, 17 (1), 30-44 DOI: 10.1111/j.1468-0378.2007.00281.x
2. Williams, B. (1973), ‘The Makropoulos Case: Reflections on the Tedium of Immortality’, in his, Problems of the Self: Philosophical Papers 1956–1972. Cambridge: Cambridge University Press: 82–100
3. Moore, A. (2006), ‘Williams, Nietzsche, and the Meaninglessness of Immortality’, Mind, 115: 311–330