Wie ich zum Stricken kam – Ein Gastbeitrag von Anja B.

Auf Wunsch eines einzelnen Herrn (dessen Name ich aus Datenschutzgründen natürlich nicht nennen werde) hab ich mal aufgeschrieben wie ich zum Stricken kam. Viel Spaß damit!

dreamstime_12009343Wie einige von euch wissen, bin ich ein kleiner Pressefuzzi und somit ständig und überall unterwegs. Kurz vor Weihnachten musste ich also in eine Kirchengemeinde um über eine Schalstrickaktion für Obdachlose zu berichten. Die Damen, ein munteres Völkchen von ca. 50 bis weit über 70 wollten mich dann auch gleich einbinden.

Ich hab aber brav meine Arbeit gemacht und bin wieder abgedackelt. Am Ende waren über 100 Schals in vielen Farben und Mustern zusammengekommen und die wurden am Heiligen Abend verteilt. Also ich wieder zu den Damen und einen Folgebericht geschrieben. Dann habe ich den größten Fehler begangen in dem ich ihnen sagte, wie schön ich doch gestrickte Socken finde. Naja ich sollte mir ein Knäuel Wolle besorgen und ein Nadelspiel. Nächsten Samstag wäre Sockenstricken für Anfänger. Sie würden mir das schon beibringen. Gesagt getan. Naja gut dachte ich mir, so schwer kann das ja nicht sein und wenn Du eine Nadel verbiegst hast Du ja noch 3 in Reserve. Fällt also nicht weiter auf.

Ich todesmutig in Begleitung meiner Männer in diese Gruppe von Frauen gegangen, die in einer fernen Sprache irgendwas von Wickelmaschen und Wendemaschen erzählten, dass mir gleich der Kopf brummte. Ich wollte schon rückwärts wieder raus, mein Mann hinderte mich jedoch daran. Erst jetzt viel mir auf, da lagen schon so viele Socken herum. Und die Damen machten alle nicht den Eindruck als würden sie das heute zum ersten Mal machen.

Eines hatten die Damen aber wohl noch nicht mitbekommen: Ich hatte bis dahin nicht nur keine Socken sondern noch nicht mal eine Masche gestrickt. Ich hielt es auch für überflüssig dies zu erwähnen und trank viel Cappuccino und schaute links und rechts was die Damen da so machten und bereute zeitgleich jemals dort aufgetaucht zu sein. Und irgendwie waren die Reservenadeln auch gar keine Reserve. Nach dem ersten Kampf Maschen aufzunehmen ging es erstaunlich gut. Mich beschlich der Eindruck, dass die Strickerinnen es genossen, ein so unbefangenes Opfer  wie mich gefunden zu haben.

Dann kam die Ferse. Die Oberstrickerin meinte ich solle doch am besten gleich die Bumerangferse lernen die würde am besten aussehen und wäre auch gar nicht so schwer. Außerdem säße die viel besser.

Da ich zwar wusste wie meine Ferse aussieht aber nicht wie eine Bumerang- oder Käppchenferse aussehen sollte war es mir relativ egal was ich nun lernen sollte. Irgendwie musste die Socke nun einen Knick bekommen, damit der Schlauch auch zu einer Socke wurde. Zwischenzeitlich konnte ich meine Socke auf den Tisch stellen. Sie stand 1A. Man sagte mir ich würde zu fest stricken, aber lass die Leute mal reden, denen fallen die Maschen ja nicht von den Nadeln. Aber mir, also immer schön festzurren damit nix abhaut.

Da war schon wieder dieses komische Wort: Wickelmasche. Irgs kann mir das mal einer übersetzen. Ich also gewickelt. Mal links rum mal rechts rum, mal zweimal und mal gar nicht.

Ich musste gefühlte 100 Mal wieder ribbeln. Man stellte mir in Aussicht dass ich bis Weihnachten ein Paar Socken verschenken könne. Ok es war Januar…

Das erste Paar Socken war dann nach ca. 3 Wochen auch fertig. Meine Männer amüsierten sich köstlich über die neue fernöstliche Kampfkunst und meine krampfhaften Versuche die Nadeln zu beherrschen. So – glatt rechts ging schon mal ganz gut.

Quelle: wollhuhn.deAlso auf zu neuen Taten, bei dem zweiten Paar sollte es dann bitte schön schon mal ein Muster sein. Meine Wahl fiel auf die Secret-Shell-Socken. (Foto rechts, Screenshot von www.wollhuhn.de/..) Die wollte ich für Mama zu Ostern haben. Fleißig und hochkonzentriert habe ich Tag und Nacht daran gearbeitet. Jedes Mal bei den Treffen mit der Strickgruppe wurde ich gelobt.

Eine Woche vor Ostern: Wieder einmal waren die fast zwei Stunden Strickgruppe vorbei. Plötzlich und völlig unerwartet platzte aus einer der Damen heraus: Bist Du Dir eigentlich sicher, dass diese Socken deiner Mutter passen? Na die stellen Fragen. Das weiß ich doch nicht. So langsam aber sicher flog auf, dass ich noch nie zuvor gestrickt hatte. Nach Beratung in der großen Runde meinten die Damen, die Socken passen nicht, es sei denn meine Mutter hätte Schuhgröße 35. Ähm nein hat sie nicht.

An dem Abend war ich so niedergeschlagen und ließ mich abholen. Zwei Stunden hatten sie mir beim stricken zugesehen um mir dann zu sagen, dass da nicht das raus kommt was rauskommen soll. Ich wollte doch in einer Woche die Socken verschenken und von schnell stricken konnte man bei mir wahrlich nicht sprechen. Es folgte eine Stunde fluchen, weinen und ribbeln. Am nächsten Morgen hatte ich zwar keine Minute geschlafen, aber die Socke war wieder so weit wie am Abend zuvor und diesmal auch vieeeel größer.

Zu Ostern hatte ich meiner Mama nun die Secret-Shell-Socken schenken können und Papa bekam auch noch gleich ein Paar dazu.

Ich war mächtig stolz, hatte meine Mutter mich doch schon in der Kindheit in jeden erdenklichen Handarbeitskurs geschickt, zuhause musste ich häkeln und knüpfen und sticken, aber stricken und erst recht Socken, das konnte selbst sie nicht.

Heute wünscht sich wahrscheinlich mein Mann er hätte mich nie zu den Damen geschickt. Er hätte viel Geld gespart und der ein oder andere Schrank wäre nicht so voll. Aber das gehört nun mal zum Stricken dazu ;-)

Vielen Dank an Anja B. für diesen tollen Gast-Beitrag.


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