Wie ich zum Läufer wurde – Laufen um des Laufens Willen

Von Kristin Von Eat Train Love @EatTrainLove_de

Als ich vor einigen Jahren sporadisch mit dem Laufen begonnen habe, hätte ich es nie für möglich gehalten, dass ich daran Spaß finden würde. Früher war meine Motivation zum Laufen ganz einfach: “fit werden”. Ich bin nicht um des Laufens Willen gelaufen, sondern weil ich Kondition aufbauen und ein paar Kilo abnehmen wollte. Nicht mehr und nicht weniger!

Und genau aus diesem Grund hatte ich überhaupt keinen Spaß daran! Ich habe mich schon bei einer halben Stunde regelrecht gequält. Anfangs, weil ich noch nicht 30 Minuten durchlaufen konnte und später – als ich durch Bodyrock schon sehr fit war – weil mir das Laufen einfach nichts gegeben hat. Während meiner Läufe dachte ich die ganze Zeit: “Ooaah erst 10 Minuten um….” oder “Meine Güte, ist das langweilig!”. Ich hätte mir nie vorstellen können, mehr als eine Stunde am Stück zu laufen!

Erst vor ein paar Wochen hat es bei mir “klick” gemacht. Es gab keinen besonderen Moment und ich weiß nicht mal, ob es direkt bei einem meiner Läufe passiert ist, aber irgendwie treibt es mich seitdem immer wieder begeistert in meine Laufschuhe. Schon morgens freue ich mich auf meinen geplanten, abendlichen Lauf. Den langen Lauf am Wochenende kann ich gar nicht mehr abwarten. Sogar das Intervalltraining auf dem Laufband im Fitnessstudio macht mir auf einmal Spaß, ohne auch nur einen einzigen Blick auf das breitgefächerte Fernsehprogramm vor meinem Laufband zu werfen.

Genau das, was ich mir nie vorstellen konnte, setzt langsam bei mir ein: Ich laufe einfach! Und ich schaue kaum auf die Uhr, höre kaum auf die angesagten Kilometer und mir ist überhaupt nicht langweilig dabei! Im Gegenteil! Ich denke beim Laufen an gar nichts mehr und genau das macht es so schön. Die ersten 4-5 Kilometer muss ich mich immer erst einmal eingewöhnen, aber dann setzt in mir eine Art meditativer Zustand ein. Meine sonst oft so hektischen Gedanken des Alltags hören einfach auf. Es kommt nichts mehr. Der Kopf hat Pause und ich kann ganz bewusst auf das Geräusch meiner Schritte oder sogar auf das Schlagen meines Herzens hören. Etwas Beruhigenderes kann ich mir kaum vorstellen!

Und bei meinem gestrigen langen Lauf ist noch etwas passiert. Ich lief zum ersten Mal eine neue Strecke, da ich mir für einen 15km-Lauf schon gut überlegen musste, wo es entlang geht, um auf die geplanten Kilometer zu kommen. Aber ich habe eine wundervolle Strecke gefunden: einmal quer durch die Stadt, durch den Bürgerpark, um den Südsee und zurück. Klingt fantastisch, nicht wahr? Oh ja, denn bei solch langen Läufen sieht man unglaublich viel von der Umgebung. Ganz ehrlich, wann geht man sonst schon mal regelmäßig 15 Kilometer spazieren oder wandern?! Also hatte ich gestern erstmals das Gefühl, dass ich laufend auf so einfache und wunderbare Weise meine Heimatstadt und die Umgebung erkunden kann. Ich hatte ein gutes Tempo für meinen langen Lauf gewählt, fühlte mich großartig und sah gestern Plätze, Häuser und Teiche, die ich noch nie zuvor wahrgenommen habe! Laufend die Welt entdecken…

So kam ich nach 15,5 Kilometern und 1:44 Stunde stolz wie Oscar mit einem Strahlen auf dem Gesicht zuhause an und hatte sogar das Gefühl, dass ich noch weiterlaufen könnte. Ich glaube, der Lauf gestern war einfach besonders fantastisch und nicht jeder Lauf wird so sein. Vielleicht habe ich gestern auch zum ersten Mal das berühmte Runner’s High in Kombination mit einer guten Dosis Vitamin D erlebt. Doch auf dieses Kurzzeit-High kommt es mir gar nicht an. Aktuell habe ich einfach das Gefühl, dass meine Begeisterung für das Laufen von Dauer ist, weil sie aus meinem tiefsten Inneren kommt!

Ich glaube, das ist der Punkt, an dem man zum Läufer wird. Die intrinsische Motivation zum Laufen steht im Vordergrund…kein Abnehmen, kein Fit werden, kein Wettkampf…sondern Laufen um des Laufens Willen. Und so bin ich irgendwie über Nacht zum Läufer geworden. :-)