Wie ich versuche meine Branche zu retten – Schritt 1

Seit kurzem bin ich Abonnent des «National Geographics». Also richtig, mit Rechnung (eigentlich Kreditkarte) und so. Doch weshalb schreibe ich das? Aus einem einfachen Grund: Ob «Tages-Anzeiger», «Neue Zürcher Zeitung», «Die Welt», «The New York Times» oder «The Washington Post», kaum hat der Monat angefangen, ist es immer dasselbe – ich stehe vor der Paywall. «You have reached your article limit» muss ich dann bei der «NY Times» ziemlich klein lesen. Deutlich grösser dafür: «Discover the truth with us». Diese sogenannte Metered Paywall erlaubt es, eine gewisse Anzahl Artikel kostenlos zu lesen, bevor man bezahlen muss. Im Gegensatz dazu stellte beispielsweise «Die Welt» letztes Jahr auf ein Modell mit kostenlosen Artikeln sowie Bezahlinhalten um – es nennt sich «WeltPlus». Bei «Spiegel Online» kennt man dieses Modell auch und nennt es treffenderweise «Spiegel Plus». Und jetzt ratet mal, wie es bei «Bild» heisst. Ja, richtig geraten. «BILDplus».

Deutlich kreativer ist da die «TAZ». Sie nennt das ganze «Pay-Wahl», weil man wählen kann, ob man zahlen will. Gekonnt schwingt die «TAZ» deshalb die Moralkeule. «Erst wenn der letzte Text kostenpflichtig, die letzte Neuigkeit ausgedacht, der letzte Beitrag gesponsert ist, werdet ihr feststellen, dass man Katzenvideos nicht lesen kann!» und darunter ein Button-mit-Herz und der Aufschrift «Ja, ich will.» Und ich klicke mit etwas schlechtem Gewissen auf «Gerade nicht/continue reading».

Noch besser hat es das Magazin «Republik» gemacht, sich mit einem Crowdfunding 13’845 Abonnenten an Bord geholt sowie 3’450’183 Franken gesammelt. Nota bene, ohne bisher einen einzigen Artikel veröffentlicht zu haben. Das Magazin wird erst im Januar 2018 starten.

Der Wikinger, der mich anlächelte
Es fällt mir ehrlich gesagt einfach schwer, für etwas zu bezahlen, was ich mit wenigen Mausklicks auch anderswo kostenlos erhalte. Aber nun stehe ich doch kurz davor, bei gewissen Zeitungen zumindest ein Digital-Abo zu lösen. Zum einen, weil es neuerdings deutlich flexiblere Abo-Varianten gibt, zum anderen, weil es doch seltsam ist, wenn man beim Untergang seiner eigenen Branche mithilft.

Aber wieso dann gerade «National Geographic»? Nun, als ich kürzlich in King City, Kalifornien, an der Kasse im RiteAid stand, lächelte mich der Wikinger auf dem Cover geradezu verlockend an. Fünf Wochen später zehre ich noch immer von der Ausgabe.  Ich lese – wie viele in meinem Umfeld – dort wo es gerade am interessantesten ist. Während man also früher eine regionale und im besten Fall auch noch eine nationale Zeitung abonniert hatte, konsumiert heute kaum mehr einer nur ein einzelnes Medium. Da hilft es auch nicht, wenn man zur Generation Y gehört. «Wir wollen lieber nicht – oder doch?» wurde einmal ein Artikel zu dieser Generation in der «FAZ» betitelt. Genau diese Generation sollte Blendle nutzen.

Für kleines Geld können dort am Computer, oder über iOS und Android einzelne Artikel aus über 100 verschiedenen Titeln abgerufen werden. Mehrheitlich stehen im Online-Kiosk deutschsprachige sowie niederländische Zeitungen und Zeitschriften zur Auswahl, aber auch internationale wie das «Time Magazine», «The New York Times», «The Washington Post», «Los Angeles Times» oder «The New Yorker». Die Verlage legen die Preise selbst fest, in der Regel liegen sie so zwischen 15 Cent bis zu 1.99 Euro. Wer pro Ausgabe für Artikel mehr ausgibt, als die gesamte Ausgabe kosten würde, dem berechnet Blendle nur den Preis für die einzelne Ausgabe. Wem ein Artikel nicht gefällt, kann sich sein Geld sogar noch bis zu 24 Stunden nach dem Kauf rückerstatten lassen. Einziger Wermutstropfen: aus der Schweiz scheinen nur die «Neue Zürcher Zeitung», die «NZZ am Sonntag» und das «NZZ Folio» sowie das Magazin «Reportagen» dabei zu sein. Don’t quote me.

Auch «National Geographic» ist (noch) nicht im Angebot. Muss es auch nicht, ich hab ja jetzt ein Print- und Digital-Abo.


Themenbezogene Interessen (-bindung) des Autors

Der Journalist Pascal Wiederkehr nutzt Blendle, aber bisher unregelmässig. Er hat kein Geld erhalten, um Blendle zu bewerben.



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