Wie ich mich mit dem “Virus Britannicus” infizierte und wo ich es besonders gern pflege

Von Heike

Hallo liebe Freundinnen und Freunde der Regenbogenkombüse!

Heute möchte ich Ihnen/ Euch mit Camaret-sur-Mer einen meiner Lieblingsorte in der Bretagne vorstellen.

Vorweg möchte ich jedoch erklären, wie wir überhaupt auf die Bretagne als eines unserer Lieblingsreiseziele in Frankreich gekommen sind. Bis vor 10 Jahren sind wir nämlich meist entweder in den sonnigen Süden, meist in die Provence oder in die Region von Vias Plage, oder an die Atlantikküste zwischen La Rochelle und Biarritz gefahren. Was die Bretagne betraf, da ließen wir uns bis dahin von den üblichen Klischees, die da behaupten, dass es im Nordwesten ständig und zu jeder Jahreszeit regnet, dass die Landschaft nur karg und unwirtlich, dass die Einheimischen nicht zu verstehende Eigenbrötler sind und das Essen ungenießbar ist, verleiten.

Dann stieß ich durch Zufall auf die Reiseberichte der Familie Reichert. Diese machen seit Jahr und Tag u.a. die Bretagne mit  2 Erwachsenen und 3 Kindern in ihrem Wohnmobil unsicher. Die wunderbaren, vielfach poetisch anmutenden Fotos von Gabi Reichert und die Insidertipps zum Reisen mit dem Wohnmobil machten uns Lust, dies auch einmal auszuprobieren. Nachdem wir uns einen komplett autarken Wohnwahgen, den Westfalia Columbus zugelegt hatten, konnten wir uns wie die Reicherts  auf in den westlichsten Zipfel von Frankreich machen. Wir hatten kaum die Départementgrenze zur Bretagne passiert (wo die gut ausgebauten Autobahnen übrigens auf einen Schlag mautfrei sind), da waren wir dem “Virus Britannicus” auch schon verfallen. Hier eine Warnung an alle, die es uns gleichtun wollen: Ein Gegenmittel gegen dieses Virus gibt es nicht und eine Heilung ist absolut ausgschlossen!

So haben wir uns in den vergangenen Jahren, wannimmer der Urlaub dazu ausreichte, mit dem Wohnwagen im Schlepptau in Richtung Bretagne aufgemacht. Der einzige Wermutstropfen bei diesen Urlaubsreisen ist, dass der Urlaub natürlich immer viel zu kurz beziehungsweise die Anreise zu lang ist. Gut 1.000 Kilometer müssen auf den teilweise durchaus holprigen Nationalstraßen erst einmal abgerissen werden! Aber die Ausdauer lohnt sich auf jeden Fall!

Urlaubsglück am Ende der Welt

Wenn es nach mir geht, heißt das Motto unserer Bretagnereisen gern: Go (very) West. Meine Lieblingsregion ist der westlichste Zipfel der bretonischen Halbinsel, das Département Finistère. Steht man dort an der Steilküste auf den Klippen und schaut auf das tosende Meer hinunter, spürt man, warum schon die Römer dieses ungestüme Fleckchen Erde Finnis Terrae, also das Ende der Welt, nannten. Die Bretonen, die auch heute noch stolz zu ihrem Land stehen, betiteln es als Penn ar Bed, was in etwa als Spitze oder Haupt der Welt übersetzt werden kann.

Mittig zwischen Nord- und Süd-Finistère liegt die Halbinsel Crozon. Dort macht sich noch der Einfluss des wärmenden Golfstroms bemerkbar, sodass das Klima auf diesem sagenumwobenen Teil des Naturparkes Armorique  nicht ganz so rau wie z. B. an der ebenfalls wild-romantischen, weiter nördlich liegenden Côte des Abers ist. Die Steilküste auf der Halbinsel fällt teilweise bis zu 100 Meter tief zum Meer hinab und wird von vielen kleinen Buchten mit weißen Sandstränden gesäumt. Auf der Nordhälfte der Halbinsel hat sich eine weitgestreckte Einbuchtung gebildet, an deren westlichen Ausläufer der pittoreske Ort Camaret-sur-Mer liegt. In Pastellfarben gestrichene Häuser schmiegen sich an die Klippen und drängen sich dicht hinunter bis zum Hafen, in dem nicht nur  Fischerboote, sondern in den Sommermonaten ebenfalls zahlreiche Sportjachten vor Anker liegen.

Der Hafen von Camaret-sur-Mer

Der Hafen vom Camaret-sur-Mer

Außenhafen

Sehenswert ist der Turm-Vauban, der wie zahlreiche andere, von General Vauban unter der Herrschaftszeit von Ludwig XIV in Auftrag gegebene, Befestigungsanlagen die Reede von Brest vor feindlichen Angriffen schützen sollte. Heute zählt der Turm zum Unesco Weltkulturerbe.

Vauban-Turm

In der Kapelle Notre-Dame de Rocamadour,  von der Teile aus dem Jahr 1527 stammen, beteten die Fischer und ihre Familien um eine sichere Rückkehr vom Sardinen- und Langustenfang und um volle Netze.

Kapelle Notre-Dame de Rocamadour

Im Inneren von Notre-Dame de Rocamadour

Friedhof der ausrangierten Schiffe

Viele Fototouristen kommen jedoch nicht wegen des Turm-Vauban oder wegen der Kapelle nach Camaret-sur-Mer, sondern weil ein Schiffsfriedhof interessante und außergewöhnliche Motive bietet. An der Innenseite des Sillon (eine natürliche, aus Kieseln aufgeschichtete Barriere gegen das Meer) wurden vor etwa 20 Jahre, als sich das Fischen nach Sardinen und Langusten vor Afrika und Madagaskar nicht mehr rentierte, die ausgedienten Fischkutter aufs Trockene gezogen. Seitdem kann sich kaum ein  Hobbyfotograf der eigentümlichen, teils melancholisch, teils eher futuristisch anmutenden Aura  der alten Kähne entziehen. Natürlich können auch wir, wie man sieht, nie widersehen:

Friedhof der ausrangierten Schiffe

Vom Hafen aus benötigt man zu Fuß eine gute Viertelstunde, um zu den Steinreihen von Lagatjar und zur tragisch-romantischen Ruine des Manoir du Boultous von Saint-Pol-Roux zu gelangen. Aber das ist eine andere Geschichte, die ich zu einem späteren Zeitpunkt erzählen werde…

Ich hoffe, dass ich Sie/ Euch auch ein wenig mit dem “Virus Britannicus” infiziert habe.

À bientôt

Heike Kügler-Anger

Hinweis für Campingfreunde

Campingplätze in der Nähe von Camaret-sur-Mer finden sich hier:

  1.  Camping le Grand Large
  2.  Camping de Trez Roux
  3. Le camping municipal du Lannic

Wohnmobilisten finden isg. 3 Wohnmobilstellplätze in Camaret. Vom schönsten aus hat man einen Blick auf die Steinreihen von Lagatjar und erreicht den Strand in wenigen Minuten:

L’aire d’accueil rue Georges Ancey