Wie ich für 30 Tage zum Sudetendeutschen wurde

Das ganze Schlamassel begann damit, dass letzten Winter in der Lokalzeitung meiner Geburtsstadt Trostberg ein Zeitungsartikel über mich erschien.

Trostberg liegt im oberbayerischen Chiemgau – einer wunderschönen, vom Herrgott ganz besonders geliebten Gegend. Der Himmel ist blau, die Berge nah, die Menschen ehrlich und das Land weit – so weit, dass die bayerische Staatsregierung nach dem letzten Kriege, als der Iwan die Rote Armee in den östlichen Reichsteilen wütete, zweitausend heimatvertriebene Sudetendeutsche ansiedeln konnte. Man stampfte eine Retortenstadt namens Traunreut aus dem Boden, nur wenige Kilometer von Trostberg entfernt, wo die Vertriebenen seitdem fruchtbar sind und sich mehren.

Zeitungsartikel vom 6. Januar 2015

Ursprung allen Unheils: Zeitungsartikel vom 6. Januar 2015 (Exzerpt)

Da die Sudeten ein Kulturvolk sind, vergeben sie alljährlich einen Kulturpreis. Hochrangige Künstler von sudetendeutschem Blute werden damit ausgezeichnet, z.B. Dr. Elmar Walter, Musik-Förderpreisträger des Jahres 2014, geboren 1979, ein vielversprechender, hochtalentierter junger Kulturschaffender, dessen Großmutter einst aus dem Egerland vertrieben wurde und der mit seinem frechen Blasorchester „Schabernack“ bereits Europameister der Böhmisch-Mährischen Blasmusik geworden ist.

Da ein solcher Glücksgriff – selbst für ein Kulturvolk wie das sudetische – naheliegenderweise nicht jedes Jahr möglich ist, hielt man für 2015 schon früh nach einem halbwegs ebenbürtigen Nachfolger Ausschau. Und man stieß in der Lokalpresse – der Leser ahnt es bereits – auf einen in Trostberg geborenen Jungkomponisten, der ganz gewiss sudetendeutscher Abkunft sein musste, gab es doch in der benachbarten Sudetenstadt Traunreut ein Buchgeschäft, das ganz genauso hieß wie er: GRÜTTER.

So ward der junge Mann Sudetendeutscher Musikpreisträger des Jahres 2015. Der Brief jedoch, der ihn darüber in Kenntnis setzte, fiel an der bayerisch-preußischen Grenze der Zensur zum Opfer. Aus ungeklärten Gründen kam er niemals in Berlin an.

Ich erfuhr von der Causa daher erst einige Wochen später. Mitte August erzählte mir meine Tante – die Inhaberin des obgenannten Buchgeschäfts GRÜTTER –, sie habe einen Anruf der Sudetendeutschen Landsmannschaft erhalten. Man wollte wissen, ob ihr Neffe wohl sudetendeutschen Bluts sei? Ach was – nein? Hm, na dann könne er den Preis wohl doch nicht bekommen. Ich lachte herzlich und legte die Sache ad acta.

Kurze Zeit drauf – inzwischen war es Anfang September – bekam ich eine aufgeregte Mail des Vertriebenenverbands: Man habe noch keine Antwort auf den Brief vom 31. Juli bekommen!! Ob ich den Sudetendeutschen Preis etwa nicht anzunehmen gedächte?!

Bernd PosseltNu, ich bin ja ein total flexibler Mensch. Gerne nahm ich also den Preis, der mir eben noch aberkannt worden war, wieder an. Tausend Euro kann man immer brauchen. Und ich sagte zu, am 9. Januar 2016 zur Preisverleihung ins Sudetendeutsche Haus nach München zu kommen. Schließlich sollte dort der Fette von der CSU der Vertriebenenguru Bernd Posselt (l.) das Grußwort sprechen – ein Schmankerl, das ich mir nicht entgehen lassen wollte!

Ich räumte meinen Kalender frei, sagte siebzehn andere Verpflichtungen ab und war gerade dabei, meine Bahnfahrkarten zu buchen – da erhielt ich Mitte Oktober eine empörte Mail der Sudetendeutschen Landsmannschaft: Neuere Recherchen hätten ergeben, dass meine Ahnentafel falsch sei ich in Wahrheit gar nicht sudetendeutsch sei!! Man werde mir daher den Preis, den man mir im Juli verliehen, im August aberkannt und im September wieder verliehen habe, umgehend wieder aberkennen. Denn, wie ich sicherlich verstehen würde, wolle man lieber unter sich bleiben.

Ich verstand: ich würde Bernd Posselt niemals kennenlernen. Unüberwindliche Blutsschranken standen zwischen uns. Ich war sehr traurig. Außerdem hätte ich die 1000 Euro gut gebrauchen können.

Am meisten aber schmerzte mich die unsolidarische Haltung zwischen den Opfergruppen der stalinistischen Gewaltherrschaft. Hatte meine Familie nach Kriegsende nicht ebenfalls Übles durchgemacht? Waren meine donauschwäbischen Urgroßeltern etwa weniger wert als die egerländische Großmutter Dr. Elmar Walters? War der tiefe Sturz meines Urgroßvaters, der einst „König der Batschka“ genannt wurde und auf seinen südungarischen Ländereien hunderten Sklaven Zwangsarbeitern dankbaren Serben die Haut abzog Lohn und Brot gab, bevor er anno 1945 von den Gulaschkommunisten totalenteignet wurde und in einem Haus aus Sonnenblumenstengeln vegetieren musste – war dieser Sturz etwa weniger schmerzhaft?! Ist nicht überhaupt mein ganzes musikalisches Werk ein einziger Aufschrei gegen die Greueltaten der alliierten Besatzer?! Worauf sollte sich denn der Titel Tiefflug beziehen, wenn nicht auf die brutale Auslöschung unserer altdeutschen Städte durch Bomber Harris? Zirkelspielchen und Veitstanz – dieses verzweifelte Im-Kreis-Laufen der Heimatvertriebenen – ist das kein Protest gegen die Beneš-Dekrete? Und was soll die NeandertalerRocketUniversalmusik karikieren, wenn nicht den Morgenthau-Plan? Schakal, das aasfressende Ungeheuer: kann das jemand anders sein als der ewige Russe? Und Mandala Mossad – ha, wir wissen schon, wer letztendlich hinter allem steckt!

Liebe Vertriebenen — Ihr macht einen Riesenfehler, mir den Preis abzuerkennen!!! ICH BIN SUDETISCHER ALS IHR ALLE!!!!! Ich bin zwar kein Genie vom Range eines Dr. Elmar Walter, ich werde niemals Blasmusik-Europameister sein, meine Musik klingt schräg, laut und einfach nur unerträglich – aber politisch – POLITISCH – bin ich ganz bei Euch!!! Ich bin ein Sudetendeutscher im Geiste – ich habe genausoviele Schrauben locker wie Ihr!!!!


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