Wie ich die Festive500 erlebte

Wie ich die Festive500 erlebte

Wie bekloppt muss ich eigentlich sein? Wieso setze ich mich ausgerechnet zwischen Heiligabend und Silvester auf's Rad um in der Zeit 500 Kilometer abzustrampeln? Irgendwie hat mich die #Festive500 genannte Challenge der britischen Radsportbekleidungs-Firma Rapha in ihren Bann gezogen, die über dem Portal von STRAVA weltweit die Radsportbegeisterten Menschen erreicht. Harte Männer und natürlich Frauen (!!!), die jeglicher Witterung trotzen, die keinen Schmerz kennen und heroisch durch die einsamen Landschaften dieser Erde pedalieren. Die ihre ureigensten Grenzen überwinden und tapfer im Schweiße ihres Angesichts die Leiden und Entbehrungen qualvoller Strecken ertragen. Nur für ein Ziel, die Festive500 zu schaffen. Kitschromantik und Abenteuer, so könnte man die Challenge auch beschreiben. Aber definitiv eine Herausforderung, die einen fesseln kann. Auch dank der hervorragenden Bild-Inszenierung und Storys von Rapha auf diversen Kanälen.

Die Idee zum Mitmachen für 2019 reifte erst wenige Wochen vor Beginn der Challenge in meinem Kopf. Im letzten Jahr hatte ich die Festive500 zwar schon auf dem Radar, konnte mir aber nicht vorstellen, wie ich das zeitmäßig auf die Kette bekommen sollte. Seit zehn Jahren gibt es die Festive500 bereits und diesmal wollte ich selber den Patch in Händen halten, den alle erfolgreichen „Finisher" erhalten. Im Netz häuften sich in den diversen Kanälen die Kommentare zur freudig erwarteten Festtagszeit. Doch auch durchaus ungläubiges Kopfschütteln ob meiner Pläne habe ich bekommen. Schließlich ist die besinnliche Zeit ja in den Köpfen der Menschen mehr als Familien- und weniger als Radfahrzeit verankert.

Verstaubte Krusten gehören aufgebrochen! So galt es zunächst ein feines Timing an den Tag zu legen, wie, wo und wann ich die Möglichkeit hätte zu fahren. Tatsächlich ist es so, dass es Fahrer gibt, die die Challenge in einem Rutsch fahren! Da zolle ich echt Respekt vor. Manche sagen, dann haben sie es wenigstens schnell hinter sich. Kann man machen, muss ich aber nicht haben. Mein theoretischer Plan war es, lange und kurze Tag auf dem Rad so zu kombinieren, das die Familie nach oder vor den kürzeren Touren entweder Morgens oder Nachmittags noch etwas von mir hat und mindestens an zwei Tagen über hundert Kilometer zu fahren. In den acht Tagen der Challenge wollte ich zumindest einen Tag zum Relaxen einbinden.

Viel Theorie, doch in der Praxis kommt noch das Wetter hinzu. Und das kann man meist erst rund drei Tage vorher mit Prognosen relativ zuverlässig einschätzen. So stellte ich dazu Überlegungen an, wie ich das im Extremfall angehen würde. Unterm Strich war ich mir aber im Klaren, dass ich so oder so einfach meinen Plan abspulen würde. In anderen Gegenden der Welt würden die Wetterextreme garantiert größere Probleme für die Fahrer darstellen als das hierzulande der Fall war. Schnee war ja bekanntlich nicht für meine Region angesagt. So war ich gesegnet, mit „nur" Regenschauer in meinen ersten Tag der Festive500 zu gehen...

Tag 1

Wie ich die Festive500 erlebte

Ich hatte alles fein säuberlich zurechtgelegt. Die warmen Radfahrklamotten, dickere Handschuhe, On-Board-Getränk, Ersatzschlauch und den heutzutage üblichen Technikkram, den man so braucht, lagen bereit. Das Aufstehen war trotzdem nicht schön, erst ein kleines Frühstück brachte mich etwas auf Trab. Der erste Blick aus dem Fenster war ernüchternd. Regen. Genau die Art von Regen, den eine Challenge direkt zu Beginn braucht. Ironie aus. Alles grau in grau, dazu noch Kälte. In Regenklamotten eingehüllt schwang ich mich auf's Rad, ohne das mir die Freude ins Gesicht geschrieben stand. Obwohl ich mich schon freute, dass es endlich losging. Der Duisburger Landschaftspark, den ich unterwegs passierte, bot mit seiner rostigen Industriekulisse ein trostloses Bild. Nur ein unscheinbares Weihnachtsbäumlein in einer Ecke, mit roten und silbernen Kugeln geschmückt, brachte etwas Farbe ins Spiel. Bei Walsum und den riesigen Stahlwerken von Thyssen-Krupp war ein ähnlich trist-graues Bild zu sehen. Am Rhein angekommen, brauchte ich erst einmal eine kurze Pause. Meine Stimmung war nicht die beste. Was, wenn der Regen in der Form jetzt eine Woche anhalten würde? Dann würde es schon ein gewisses Aufraffen und Durchhaltevermögen erfordern. Über die A40 Brücke zu fahren bei dem Wetter war ebenfalls prickelnd. Der Wind pfiff hier deutlich stärker, während von oben der Regen wie Bindfäden niederprasselte. Mittlerweile sah ich aus wie ein Schweinchen. Der Matsch und Dreck klebte überall am Fahrrad und den Klamotten. Ich durchfuhr auf linksrheinischer Seite einige Felder und vom Regen aufgeweichte Trails. Schlingernd und rutschend bis zum nächsten Stückchen halbwegs befahrbaren Wegs. Durch kleinere Industriegebiete kam ich dann wieder zum Rhein an der A40 Brücke und fuhr dann auf der anderen Seite zur Rheinorange, dem Kunstwerk, welches an der Stelle der Ruhr-Mündung steht. Weiter den Rhein-Herne-Kanal entlang musste ich auf den Wegen entweder den Pfützen ausweichen oder wenn es nicht anders ging, mitten hindurch fahren. Manchmal macht das ja Spaß, aber an diesem Tag war es einfach anders. Und so endete er, wie er begonnen hatte. Grau in Grau und dazu nass. Heiligabend. 80 Kilometer. Check.

Tag 2

Wie ich die Festive500 erlebte

Nachdem die Fressorgie am gestrigen Abend eher ausgeblieben ist (zum Glück), sollte am zweiten Tag der Challenge der Essener Süden und ein wenig das Süd-östliche Ruhrgebiet angefahren werden. Bei der Planung der Strecke hatte ich auf den Karten ein paar Wege entdeckt, die ich bisher vernachlässigt hatte. Beste Gelegenheit also, dieses Manko auszumerzen. Grau war es trotzdem erneut, nur nicht ganz so feucht von oben. Immerhin. Regenklamotten schützten mich aber vor dem Dreck von unten. Und gegen die Kälte. Durch das so lieblich klingende Nachtigallental fuhr ich zur Villa Hügel, einst Wohnsitz der Familie Krupp und eher einem kleinen Palast gleichend. Im riesigen Park war am ersten Weihnachtstag nichts los. Trotzdem musste ich 5 € als Eintritt bezahlen, ohne das man in die Räumlichkeiten kommen konnte. Wucher. Ein paar Fotos vor der Villa und schon war ich wieder weg. Vom Baldeneysee, wo mich nur ein paar einsame Möwen empfingen, gelangte ich ins Deilbachtal. Ein recht neuer Radweg führte mich in die hügelige Landschaft der Elfringhauser Schweiz. Bis zu dreihundert Meter hohe Hügel rahmen diese Landschaft ein, die hier schon zur Region des Bergischen Lands gehören. Es kam mir da schon vor, als ob ich im Urlaub wäre. Genau richtig also für diese Challenge. Das einzige, was mich tierisch nervte, war meine Schaltung. Seit Tagen und fast schon Wochen habe ich Ärger damit. Sobald ich in Anstiege gehe oder einfach mehr Power in die Pedale trete, rutscht die Kette. Mal zwischen den Gängen, mal einfach so ein, zwei Glieder über's Blatt. Zwei „Fachbetriebe" haben das Problem bisher nicht in den Griff bekommen. Nachdem ich die herrliche Bahntrasse von Sprockhövel noch einigermaßen gut damit ertragen konnte, hätte ich am imposanten Industriedenkmal der Henrichshütte in Hattingen am liebsten die ganze Apparatur in den Müll gepfeffert. Ich hatte die Schnauze voll. „Bin nur immer ich derjenige, der solche Probleme hat?", ging es mir durch den Kopf. Ich hätte schreien können. Stattdessen fuhr ich zum Kemnader See, wo wesentlich mehr Spaziergänger unterwegs waren. Nach der Umrundung ging es die Ruhr entlang zurück. Hochwasser versperrte teilweise den Weg. So musste ich einige Umwege in Kauf neben. Und ganz plötzlich war der Hunger da. Das Essen hatte ich die ganze Zeit verdrängt, was sich nun rächte. Nicht gut. Denn selbst Pommesbuden hatten noch zu. Pech gehabt. Erst zu Hause konnte ich den Kühlschrank plündern. Doch zuerst hieß es das Bike erneut sauber machen. Das alles wieder voller Matsch und Dreck war muss ich nicht erwähnen. Trotzdem toller Tag. 1. Weihnachtstag. 106 Kilometer. 186 insgesamt. Check.

Tag 3

Wie ich die Festive500 erlebte

Müde. Heute war ich einfach nur müde. Nach einem kurzen Frühstück, das ich eher schläfrig zu mir nahm, ging es zunächst etwas zum Aufwärmen auf flacher Strecke in Richtung Essener Norden. Die Frage, warum ich das hier eigentlich mache, obwohl ich jetzt schön im warmen Bett schlummern könnte, stellte sich mir nur kurz. Aber sie schwebte trotzdem immer irgendwie über meinem Schädel. Zum Glück war das Wetter freundlicher. Dafür war es immer noch frisch. Bei jedem Radfahrer, der mir unterwegs entgegenkam (es waren nicht viele) überlegte ich, ob der Fahrer vielleicht genauso bekloppt wäre wie ich und bei der Festive500 mitmachen würde. Eventuell war es andersherum einfacher zu erkennen. Aus Prinzip trug ich stets meine Rapha-Cap! Zeche Zollverein bot eine kurzweilig schöne Fotokulisse und beste alte Trassenwege in Richtung Rhein-Herne-Kanal und den Nordsternpark. Nur ein Schlenker hindurch und dann in Richtung Gelsenkirchener Altstadt. „Gelsenkirchener Barock", wenn es um alt und muffelig geht, fand ich nicht vor, aber schön zu fahren war anders. Interessant wurde es ab dem Solarbunker und dem dahinter im Neubau befindlichen, riesigen Gewerbegebiet. Fast noch eine Brache, aber schon mit toller asphaltierter Straße versehen, flitzte ich dahin. Eine einsame, aber anscheinend beliebte neue Tankstelle mit prima Rastmöglichkeit bot sich direkt mal als Pausenstopp und Verpflegungsstation an. Danach ging es kreuz und quer durch typische Wohnsiedlungen der alten Zechen-Zeit. Bei Hordel fuhr ich auf die mir gut bekannte Erzbahntrasse mit dem legendären Pausenstopp der Erzbahnbude. Die hatte allerdings zu. Wäre ja auch zu schön gewesen. Das Radfahren fiel mir leicht. Kein Wunder, nachdem ich in Essen auf meinen normalerweise alltäglich zu fahrenden Wegen angekommen war, fühlte sich das nicht sonderlich nach Challenge an. Abends dann schon das fast zur Routine gewordene Technik-Ritual mit diversen Akkus aufladen von Licht, Navi und Actioncam. Und dem Saubermachen des Rads. 2. Weihnachtstag. 69 Kilometer. 255 Kilometer insgesamt. Check.

Tag 4

Wie ich die Festive500 erlebte

Entspannen und Familienleben. Ja, tatsächlich. Das kann ich auch!

Tag 5

Wie ich die Festive500 erlebte

Kilometer bolzen. Das war der Plan. Das hieß in der Früh aufstehen. Doch das sich das lohnen kann, zeigte mir der tolle Sonnenaufgang über schockgefrorenen Feldern. Es war klirrend kalt. Das Wasser in den Pfützen überzog eine Eisschicht. Beim Durchfahren gab es nach und machte knirschende Geräusche an den Reifen. Ja, ich war dabei etwas unvorsichtig. Machte aber Spaß. Mein erster Halt war schon nach wenigen Kilometern in einer mir wärmstens bekannten Bäckerei, wo ich mich perfekt für den Tag stärken konnte. Was so ein paar wenige Sonnenstrahlen schon mit dem eigenen Gemüt machen können. Voller Energie trieb ich das Fahrrad vorwärts. Und mich auch. Immer am Rhein-Herne Kanal entlang. War das der Weg des geringsten Widerstands? Vielleicht, aber bei der Planung ging es mir weniger um qualvoll erreichte Höhenmeter, als mehr um die zu erledigen Kilometer. Immer wieder blinzelte die Sonne zwischen den Bäumen. An der Brücke „Grimberger Sichel", direkt am Gelsenkirchener ZOOM, gab das ein wunderbares Licht ab. Ich verharrte kurz mit dem pedalieren und genoss den Augenblick. Meine Laune war sehr gut, nur eine kleine Scheuerstelle in der Innenseite des linken Oberschenkels machte sich bemerkbar. Aber halb so wild. Egal. Einfach ignorieren. Am Schiffshebewerk Henrichenburg war es ruhig. Nur ein paar Vögel auf dem eiskalten Wasser brabbelten vor sich hin. Im Sommer ein beliebter Ausflugsort, hatte ich die Kulisse ganz für mich alleine. Diese Ruhe tat gut. Die Gedanken schweiften frei umher und begleiteten mich entlang des Datteln-Hamm-Kanals bis zum Pausenstopp am Preußenhafen Lünen. Dort gibt es eine nette Bude, an der man ungeniert leckere Pommes und Currywurst bekommen kann. Zu meinem Glück hatte sie auf und...ich war ungeniert. Bei einstelliger Temperatur dabei draußen zu sitzen ist allerdings etwas dekadent provozierend. Die Hälfte der geplanten Tour bereits geschafft, wurde das reine Strampeln nun doch ein wenig eintönig. Immer gerade am Kanal entlang. Doch interessantes gab es bald rechts zu sehen. Das ehemalige Bergwerk Aden, links dann das Kraftwerk Bergkamen und ein Stück weiter noch mehr Industriekulisse am Hafen von Hamm. Am dortigen kleinen Flugplatz, oben auf dem Damm, erwischte es mich dann. Zur Abwechslung mal wieder ein Plattfuß am hinteren Rad. Perfekt vor einer Bank kam ich zu stehen. Schnell das Rad aufgebockt, das Laufrad ausgebaut und den Reifen begutachtet. Metall! Da steckte eine Krampe tief im Mantel und sorgte für ein schnelles ablassen der mir eher bevorzugt innen verharrenden Luft. Ersatzschlauch geschnappt und ruckzuck ausgewechselt. Netterweise war da ein älterer Herr zu Fuß unterwegs und schaute sich zu mir rüber gebeugt das Spektakel an. „Das ist mir hier in 25 Jahren noch nie passiert!", staunte er. „Tja, ich ziehe das magisch an", antwortete ich. Er wünschte mir viel Glück und schlurfte weiter den Damm entlang. Ein paar Minuten später flog ich wieder an ihm vorbei, meinen Daumen weit nach oben in den Himmel gestreckt. Wer bei solchen Touren meint, er wird ohne jede Panne davonkommen, der wird schnell merken, dass er falsch liegt. Auch wenn ich bei den Festive500 in diesen Breitengraden nicht gerade durch extreme Fahrten auffalle, so muss ich doch trotzdem immer mit diversen Pannen rechnen und dementsprechend handeln können. Nördlicher, in Richtung Ahlen fahrend und dem Werse-Radweg in östliche Richtung folgend wurde es wesentlich ländlicher. Die Sonne stand bereits tief, das Lichtspiel war weiterhin wunderschön. Von leiden während dieser Challenge war ich meilenweit entfernt. Ich müsste eigentlich dankbar dafür sein. Es war herrlich. Einzig die Zeit drückte, denn schon bald würde mich die Dunkelheit einholen. Kleines Manko aber auch weiterhin: die Schaltung, die manchmal ohne Ankündigung die Kette durchrutschen oder springen ließ. Grrr. Erinnerung an mich: Rund um Beckum und dem Werseradweg sollte mal eine eigene Tour geplant werden. In der Dämmerung erreichte ich Rheda-Wiedenbrück. Zack - geschafft! Keine Pause für einen Essensstopp, wenn ich den Zug erwischen wollte, der mich ohne Umzusteigen nach Hause bringen sollte. Nur ein Foto von der Kirche zur blauen Stunde, das Ticket am Automaten gezogen für einen völlig unattraktiven Preis und schon saß ich im Zug und konnte anderthalb Stunden über den Tag sinnieren. Da war es, dieses Gefühl, dass dies eine Challenge war. Darauf hatte ich die ganze Zeit gewartet. Und es fühlte sich gut an! Die Leute schauten mich in meiner Kluft an. Bemitleidenswerte Blicke. Wer fährt denn zu dieser Jahreszeit auch mit dem Fahrrad? Selbst schuld. Ich konnte es in den Augen ablesen. Mir war es egal. Ich war glücklich. Das war alles, was zählte. Glückselig starrte ich auf mein Rad, dem einzigen im Fahrradabteil. Tag 5. 145 Kilometer. 400 Kilometer insgesamt. Check.

Tag 6

Wie ich die Festive500 erlebte

Ich habe geschlafen, wie ein Baby. Nur noch hundert Kilometer zu fahren. Locker einzufahren, jawohl! Und so habe ich mir die Route mit etwas Sightseeing geplant und bin erst spät gegen Mittag los. Von der Haustür weg in nördliche Richtung. Die Strecke an sich mit wenig Überraschungen. Fast alles bekanntes Terrain. Vorbei am Fuße der Halde Haniel in Richtung Grafenmühle, dem Hiesfelder Wald und auf den schönen Rotbach-Radweg. Problem: die Idee hatten auch viele Spaziergänger. Und leider fiel mir wieder die ignorante Art und Weise vieler, ja, vieler Menschen auf. Ich fahre immer rücksichtsvoll, klingel rechtzeitig, fahre langsam, bei Kindern auf dem Weg erst recht und bedanke mich bei JEDEM Fußgänger, der mich beachtet im Vorbeifahren mit einem freundlichen „Danke". Doch die Art von Menschen, die einen völlig ignorieren, selbst im gegenseitigen Angesicht, hochnäsig und respektlos, denen trete ich ebenfalls ohne Respekt gegenüber. Irgendwann fletsche auch ich meine Zähne. Bei Dinslaken traf ich dann auf eine tolle Industriekulisse der alten Zeche Lohberg. Teilweise umgestaltet als „Bergpark", mit einem Förderturm, allerdings ohne Seilscheibe, einem schönen See und einem Kreativ-Quartier. Das gefiel mir gut und ich machte ein paar Fotos. Ich umrundete den Tenderingsee und Dinslaken, fuhr entlang oder in der Nähe des Emscher-Radwegs und war völlig relaxt. An diesem Tag fühlte sich das einfach nach Spazierfahrt an. Nicht nach irgendeiner anstrengenden Challenge. Der Spirit, wo war der? Gestern noch kurzzeitig da und fast greifbar, heute eher unnahbar. Klar, es machte Spaß, gar keine Frage. Aber mir kam das alles zu einfach vor. Nun gut. Die Kilometer mussten aber auch ja erstmal getreten werden. Zum Ende führte mich die Route vorbei an dem Einkaufs- und Konsumtempel des CENTRO Oberhausen. Auf der dortigen Promenade war der Abbau des Weihnachtsmarktes im vollen Gange. Und auch ich wusste, das ich am morgigen Tag mein Ziel erreichen würde. Tag 6. 61 Kilometer. 461 Kilometer insgesamt. Check.

Tag 7

Wie ich die Festive500 erlebte

Und auch diesmal konnte ich etwas länger schlafen, vor zehn Uhr am Morgen war ich aber bereits wieder auf dem Fahrrad unterwegs. Die Ruhr bei Mülheim und die Gegend rund um den Duisburger Stadtwald war mein Ziel, um die Festive500 zum Finish zu rocken. Strahlend blauer Himmel empfing mich. Und die berühmt-berüchtigte Schaltung, die mich an diesem Tag noch mehr nervte als bisher schon. Das Stück in Mülheim, an der Ruhr entlang, lag im Dornröschenschlaf. Es begegneten mir so gut wie keine Menschen. Erst im Naturschutzgebiet Auberg, einem ehemaligen Truppenübungsplatz, gab es ein paar Hundehalter. Auf den schön verzweigten Wegen fuhr es sich prächtig und machte richtig Laune. Auf den Anhöhen hatte ich einen herrlich weiten Blick in die Region. Diese Ecke am Auberg empfinde ich nie als typisches Ruhrgebiet. Es fühlt sich mehr als Urlaubsregion an, nur in ganz klein. Irgendwie. Ab und rüber in die Wälder der Saarner Mark. Herrlich frische Luft füllte meine Lungen. Ja, es war wieder eine Spazierfahrt. Mal eben bis zum Mittagessen erledigt. Nichts Wildes. Wettkampf? Nö, nicht so richtig. Aber trotzdem schön. Quer durch die Sechs-Seen-Platte in Duisburg und der dortigen Regatta-Strecke entlang ging es zurück in einen anderen Teil des Duisburger Stadtwalds. An den kleinen Anstiegen hätte ich wiedermal das ganze Rad wegen der Schaltung in die Botanik pfeffern können. Ein kurz ausgestoßener Frustschrei kam aus meiner Kehle. Zum Glück war niemand in der Nähe. Bergab fiel es mir leichter mit der Schaltung und ich erreichte wieder die Ruhr. Vom Ruhrstadion (natürlich nicht das in Bochum!) ging es entlang kleiner Wege neben der A40 her wieder der Heimat entgegen. Und dann war das Ziel erreicht. Irgendwie ganz unspektakulär. Heute mal eben so eingefahren. Tag 7. 47 Kilometer. 507 Kilometer insgesamt. Festive500 2019 gefinished! Und doch ein klein wenig stolz. 🙂

- FAZIT -

Ich weiß nicht, wie sich dasWie ich die Festive500 erlebte anfühlen muss, wenn man die Festive500 geschafft hat. Ich empfand die Tage und Kilometer relativ einfach zu fahren. Ich habe „nur" sechs Radtage dafür gebraucht. War das denn dann überhaupt eine Herausforderung? Doch, ganz klar ja. Die 500 Kilometer muss man erst einmal fahren! Und schließlich hätte das Wetter ja auch überhaupt nicht mitspielen können. Wenn wir richtige Winterverhältnisse im Ruhrpott gehabt hätten, dann wäre es eine Extrem-Challenge geworden. Dann braucht man um so mehr auch mentale Fitness. So, wie es garantiert irgendwo auf der Welt für viele andere Fahrer notwendig gewesen ist. Denen und natürlich allen anderen genauso gebührt meine Hochachtung! Außerdem war meine Schaltung ja eine echte Herausforderung. Nämlich die, dass ich nicht die Nerven verlor! Und schließlich muss man das ja auch mit der Familie zwischen den Tagen organisiert bekommen. Das hat übrigens sehr gut geklappt! Zwischendurch kam die Frage auf, ob das denn überhaupt mit relativ wenigen Höhenmetern eine Challenge ist? Müssen es denn immer Höhenmeter sein, nach denen eine Leistung bemessen wird? Ich denke, das muss jeder für sich entscheiden. Für mich ist es so okay und bei der Planung auch kein Gradmesser gewesen. Der Faktor Spaß gehört ja auch dazu! Andererseits und insgeheim hätte ich es doch gerne ein bisschen schwieriger gehabt. Irgendwie... Damit ich die ureigensten Grenzen überwinden und tapfer im Schweiße meines Angesichts die Leiden und Entbehrungen qualvoller Strecken ertragen muss...Klingt doch irgendwie gut, oder? 😉


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