Wie ich auf den Ponyhof kam, Pferdemädchen wurde und im Blog parierte

Hallo? Wenn eine Blogparade “Das Leben ist kein Ponyhof” heißt, dann mache ich da natürlich auch noch mit 4 Tagen Verspätung mit (danke an Anne und SilentTiffy für die Idee – die ganzen anderen Pferdemädchengeschichten lest ihr hier) :) Immerhin heißt das Blog hier ja auch seit 5 Jahren das Leben ist (m)ein Ponyhof. Und das kam so:

Das Blog sollte damals eigentlich nur eine Ergänzung zu der-probefahrer.de sein und die Renovierung von und den Umzug in eine Wohnung auf einem Hof mit Ponies dokumentieren. Nicht meine Pferde. Auch nicht mein Hof. So weit isses noch nicht ;) Aber wohnen wo andere Urlaub machen hat auch was und das eine oder andere Mal durfte ich mich schon aufs Pferd schwingen.

Das hat aber gut 35 Jahre gedauert. Dabei hat meine Familie sogar ein ganz bisschen Hufschmiedblut in den Adern. Oppa mütterlicherseits war der letzte Hufschmied in Bielefeld. Und der Hufschmied von Hans Günter Winkler und Halla. Ich krieg heute noch ne Gänsehaut, wenn meine Ma erzählt, wie sie als kleines Kind auf der “Wunderstute” sitzen durfte :)

Wikipedia sagt zu Halla:
Zum Mythos wurde sie am 17. Juni 1956, als sie den schwer verletzten Hans Günter Winkler im entscheidenden Umlauf fehlerlos über den Olympiaparcours von Stockholm trug. Um die deutsche Mannschaft nicht aus der Wertung fallen zu lassen, ging er trotz großer Schmerzen mit Halla in den zweiten Umlauf. Infolge schmerzstillender und betäubender Spritzen und Zäpfchen – zahlreiche Quellen nennen Morphin – war Winkler derart benommen, dass er vor dem Start mit starkem Kaffee und durch Schütteln vor dem Einschlafen bewahrt werden musste. In diesem Zustand konnte Winkler Halla nur noch an die Hindernisse heranführen, ihr aber nicht mehr die üblichen Signale mittels Schenkeldrucks übermitteln. Winkler, der sich kaum im Sattel halten konnte, schrie über den Hindernissen vor Schmerzen auf – und blieb als einziger Reiter fehlerfrei. Damit hatten die deutschen Springreiter Gold in der Mannschaftswertung gewonnen, und Winkler wurde Olympiasieger in der Einzelwertung trotz Verletzung.

Ringereiten in Nordfriesland war bis zu meinen ersten eigenen Reiterfahrungen so ziemlich das beeindruckendste was ich in Sachen Pferd erlebt habe. Am Strand entlangreiten? Pfff. Die Leute haben auf Ihren Pferden quasi ein Ritterturnier nachgestellt! DAS wollte ich auch. Habe dann aber festgestellt, dass so ein Norddeutsches Warmblut hoch ist. Verdammt nochmal zu hoch für einen 10-jährigen. Dann noch in der anderen Hand ne Lanze halten und damit Metallringe im vollen Galopp aufspießen? Nä. So cool und romantisch das auch war – die Lernkurve überstieg alles, was sich in 3 Wochen Bauernhofurlaub meistern lassen konnte.

Vom typischen Pferdemädchentum habe ich in meinem Leben relativ wenig mitbekommen. Obwohl Heimatdorf Steinhagen jetzt schon eine kleine Reiterhochburg ist und ländlich genug um nen Haufen Reiterhöfe zu beherbergen. Einer Freundin habe ich ab und an vom Voltigieren abgeholt. Müsste man beim “Volti” nicht so lächerliche Superhelden-Latexanzüge tragen: Vielleicht hätte ich es mal versucht.

Trockenreiten durfte ich das Pferd einer anderen Freundin. Sprich Draufsitzen und dann ein paar Runden über den Platz geführt werden, bevor der hufige Kollege wieder in den Stall zurück kam. Das Pferd kam mir schon nicht mehr ganz so hoch vor.

probefahrer-pferd-2010

Dann kamen die ersten Male an denen ich hier zu Hause auf einem der Pferde sitzen und so grundlegende Dinge wie Schritt, Trab, durchparieren, wenden und was man sonst noch so braucht. 2009 dann mein persönliches Reit- und Schmerzhighlight: Ein Wanderritt durch den Taunus. Bei 0° an Sylvester. 7 1/2 Stunden lang. Den Abend habe ich vor Schmerzen geweint, aber war glücklich :)

Hier mein Videobeweis:

Kann ich reiten? Nein. Ich kann genug um zu wissen, dass ich kaum etwas kann und das zum Reiten und zum Umgang mit Pferden irre, IRRE viel Erfahrung gehört, die man nur mit der Zeit bekommt. Kann man sich auch nicht aus Büchern anlesen. Aber ich kann mich auf Pferden ganz wacker halten, wenn sie es nicht zu eilig haben :)
UND
Wenn ich in einem Westernsattel sitze. Mein Versuch an der Ostsee mal die deutsche Reitweise auszuprobieren hätte nach 2 Galopprunden fast in einem Abflug aus einmeterachtundsiebzig geführt. Da war nach über 25 Jahren das Höhenempfinden meines 10-jährigen Ichs wieder da. In diesen Sätteln hält man sich auch nur, wenn man darin aufgewachsen ist.

Das Bemerkenswerteste am Reiten und im Umgang mit Pferden ist für mich, wieviel ich dadurch über Menschen im Allgemeinen und mich im Speziellen gelernt habe. Reiten ist Flow. Das pure im Hier und Jetzt sein. Nur auf das achten was um dich herum und vor allem unter Dir passiert. Bist Du mit Kopf und Körper nicht beim Pferd, dann macht es was unter Umständen es will.

Dazu habe ich mal nen Horsemanship-Kurs bei Peter Pfister mitgemacht. 2 Tage nur Bodenarbeit. Definitiv Lehrreich. Wobei wenn ich nochmal ein Seminar mitmache, dann wohl bei Peter Kreinberg mitzumachen, der eine nochmal deutlich sanftere Umgangsweise mit Pferd lehrt.

Ziele setzen war für mich immer nur ein inhaltsfernes Manager-Buzzword. Bring mal ein Pferd am Halfter von Punkt A nach Punkt B und hab dabei kein festes Ziel im Fokus. Lass nur kurz durchblicken, dass Du nicht weißt was Du tust oder nicht weißt wohin Du willst. ZACK! Kannst Du zusehen wie Du die grasende Pferdeschnauze wieder vom Boden wegbekommst :)

Schön übrigens auch, so lässig mit einer Hand den Halfter festzuhalten, Pferd erschrickt vor Hund, reißt den Kopf hoch und Dich und Deine fast 100 Kilo damit mal eben 30 cm in die Luft. Schultereinrenken auf pferdisch :).

Der ehemalige Kodak CMO Jeffrey Hayzlett hat mir auf einem Presseevent mal von seinen Pferden in South Dakota erzählt:

Das beste an dieser Blogparade ist ja, dass ich dadurch erfuhr, dass der wirre reiten kann.

Spätestens zum Herbst hin, wenn die Bremsen abgehauen sind, werde ich glaube ich auch mal wieder.

Ach einer fällt mir da noch ein:

Warum heißen Pferde eigentlich Pferde? – Das kommt daher, weil sie auf der Erde laufen. Könnten sie fliegen, hießen sie Pfluft.

Ich hoffe, der Eingangsgag mit der verlinkten Parade, von durchparieren – also Pferd langsamer machen, abbremsen, Von Trab in Schritt bekommen ist verständlich gewesen ;)


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