Wie Homosexuelle von Feinden zu Freunden wurden

Wie Homosexuelle von Feinden zu Freunden wurden

Homosexuelle sind ...

... Menschen die wie Tiere, ständig an Sex denken. Sie gehen jeden Abend auf eine andere Party. So steigen sie mit immer neuen Jugendlichen ins Bett, und sorgen dafür, dass sich die Schwulen schnell vermehren. Ich habe deswegen allen Grund sie zu hassen. Sie bewegen sich und sprechen anders als "normale" Menschen. Entweder sind sie krank oder müssen ein Trauma erlebt haben, dass sie sich nur für das gleiche Geschlecht interessieren.

Der Prediger bezeichnet sie als Sünder. Wenn sie ihr Verhalten nicht ändern, wandern sie geradewegs in die Hölle. Gott hat Adam and Eva und nicht Adam and Stefan erschaffen. Sie können keine Kinder kriegen, also ist ihr Verhalten gegen die Natur.

Homosexualität ist Gott ein Greuel. Was man ganz klar an diesem jungen schwulen Mann in der Gemeinde sehen kann. Der rennt jedes Mal hinaus, wenn es um Sünde geht. Es wird einen Grund haben warum der Prediger ihn mitleidig als unser armer Schwuler bezeichnet.


Homosexuelle waren ...
... meine Feinde. Für mich war es unvorstellbar, ekelhaft und abstossend, dass zwei Männer miteinander Sex haben. Ich musste sie mir um jeden Preis vom Leibe halten. Als mich einer in der Bahnhofstoilette ansprach, brachte ich ein knappes "verschwinde sonst bist du tod" heraus. Wenn er mich berührt hätte, wäre er mindesten nicht mehr in der Lage gewesen, selber das WC zu verlassen.


Gerechtigkeit ...
... ist mir seit meiner Kindheit ein Anliegen. Zuerst wehrte ich mich ziemlich heftig, wenn ich weniger Schokolade als meiner Bruder abbekam. Später in der Schule setzte ich mich für Aussenseiter ein. Trotzdem dauerte es einige Zeit bis ich realisierte, dass Homosexuelle und im besonderen schwule und lesbische Christen ungerecht behandelt werden. So merkte ich, dass ich beiden ganz klaren und unmissverständlichen biblischen Aussagen von Predigern, Ältesten und Gemeinden zu anderen Antworten komme.


In der Bibel steht...

Laut Bibel ist es ein Greuel, wenn ein Mann einem Mann beiwohnt (3. Mose 18,22) oder Männer trieben mit Männern Unzucht und erhielten den ihren gebührenden Lohn für die Verirrung. (Römer 1,27). Der Fall ist klar und eindeutig. Wenn Homosexuelle Christ und erretten werden wollen, müssen sie ihr Verhalten ablegen. Da drüber braucht man gar nicht zu diskutieren. 

Für Menschen welche die Bibel 1:1, Wort für Wort in das heutige Leben übernehmen ist es somit sehr einfach. Sie nehmen diese Stellen und hauen damit wie mit einer Axt auf ihre abgefallenen Mit- und Nebenmenschen ein. Ich bin kein Theologe, weiss aber, dass man bei einem Lesen von Texten immer das Umfeld (gesellschaftlich, sozial, politisch etc.) berücksichtigen muss. 

Die paar wenigen Bibelstellen über die Homosexualität werden auch von namhaften Theologen durchaus kontrovers diskutiert. Sie sind doch nicht so glasklar und eindeutig, wie das viele gerne hätten. Es gibt so viele Arten die Bibel zu lesen und zu interpretieren wie es Leser gibt. Niemand von ihnen kann behaupten, dass seine Ansicht zu 100% dem Willen Gottes entspricht.



Leiden

Alle Homosexuellen, denen ich bis jetzt begegnet sind sprechen von einem Leidensweg. Mir ist niemand bekannt, der freudig gerufen hat: "Judihui, ich bin schwul - so schön!" Eine grosse Anzahl (vor allem Christen) durchliefen Lossprachen, Heilungsveranstaltungen, Seelsorge und Therapien die zwischen 1 und im Extremfall 30 Jahren dauerten. Sie haben Gott angefleht und sich die Knie blutig gescheuert. Trotzdem wurden sie nicht von ihrer Homosexualität erlöst. Ich kann und will nicht an einen Gott glauben, der Menschen aufgrund ihrer Veranlagung - Gefühle so leiden lässt. Er hat doch ein Interesse, dass wir ein gottgefälliges Leben führen. Für mich ist logisch, theologisch und menschlich nicht nachvollziehbar, dass Schwule und Lesben besonders leiden müssen, weil sie besonders (schlimm) gesündigt haben sollen.


Entscheidung

Wann hast Du Dich entschieden heterosexuell zu sein? Ich nie, denn ich bin es einfach. Für viele konservative Christen ist Homosexualität ein Verhalten oder eine Lebenseinstellung zu der wir uns (bewusst) entscheiden. Dem widersprechen aber unzählige Betroffene.  Die überwiegende Mehrheit erzählt, dass sie bereits in frühster Kindheit solche Gefühle in sich trugen. Es mag sein, dass ein paar von einem Vater- oder Mutterkomplex herstammen aber gleich alle in einen Topf werfen finde ich unrealistisch. Homosexualität ist für mich eine Veranlagung. 



Coming Out

Solange Homosexuelle kein Coming Out hatten dh. nicht offen zu ihrer Veranlagung stehen sind sie geachtete und akzeptierte Mitglieder in unseren Gemeinden. Sie übernehmen Verantwortung oft auch in leitenden Positionen.
Wenn sie sich nicht mehr verstecken und ihr Leben offen gestalten, werden sie von Heute auf Morgen untragbar. Die Monate, Jahre der guten Zusammenarbeit vor dem Tag X sind plötzlich nichts mehr wert. Es ist als legt man einen Schalter um von gut auf schlecht. Sie werden ermahnt, zur Seelsorge gezwungen, ausgegrenzt, verleumdet, verdammt. Zuerst hinter vorgehaltener Hand und Schritt für Schritt immer agressiver. 

Wenn sie Glück haben, sind sie in den Gemeinden nur noch geduldet, wenn sie sich zu einem zölibatären Lebensstiel entscheiden.

Werden Kinder missbraucht, interessiert das in der Gemeinde niemanden. Denn man sieht es in der Regel nicht. Steht ein homosexuelle empfindender Mensch zu seiner Veranlagung wird er behandelt als sei er ein Kinderschänder und Pädophiler.


Ich achte und respektiere einen Menschen. Seine Gaben und Fähigkeiten faszinieren mich. Für mich zählt der Charakter und nicht mit wem er gemeinsam in einem Bett schläft. Für mich ist nicht nachvollziehbar, dass gläubige Eltern ihre Kinder verstossen nur weil sie nicht ihren Vorstellung entsprechen wie ein richtiger Christ zu sein hat.


Ich hasse die Sünde und liebe den Sünder

Mit diesem Satz positionieren sich viele Christen und meinen sich damit gegen Homophobie abzugrenzen. Wenn ich einen Menschen liebe, dann voll und ganz. Dazu gehört auch die Art wie er sein Leben gestaltet. Wenn ich Homosexualität als Sünde hasse, dann auch den Menschen der dahinter steht. 

Homosexualität ist für mich keine Sünde. Die Art wie wir alle unsere (sexuelle) Veranlagung leben kann aber sehr wohl zur Sünde werden. Ich habe kein Recht einem gleichgeschlechtlichen Paar Vorschriften zu machen, die gemeinsam durchs Leben gehen. 


Vorurteile gegenüber Homosexuellen gibt es sehr viele. Eines der häufigsten ist, dass sie nicht fähig sind eine längere verbindliche Beziehung einzugehen. Wer bin ich um Menschen das abzusprechen? Ich habe kein Recht ihnen die körperliche Liebe zu verwehren.


Akzeptanz fordern aber keine leben


Ja es stimmt, Homosexuelle fordern, meiner Meinung nach immer noch zu Recht, mehr Akzeptanz. Christen gegenüber sind sie dabei aber mehrheitlich ablehnend und feindlich eingestellt. Bevor wir auf die Gleichberechtigung pochen, sollten wir uns überlegen von wo dieser Hass kommt. Ist er nicht zum grössten Teil selbst verschuldet? Haben wir sie nicht verurteilt, weil sie nicht zu 120% unseren Vorstellungen vom Glauben entsprechen? 

Ein Bibeltext zum Schluss...
In Matthäus 7,3 steht folgendes: Vom Richten 1 Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet! 2 Denn wie ihr richtet, so werdet ihr gerichtet werden, und nach dem Maß, mit dem ihr meßt und zuteilt, wird euch zugeteilt werden. 3 Warum siehst du den Splitter im Auge deines Bruders, aber den Balken in deinem Auge bemerkst du nicht? 4 Wie kannst du zu deinem Bruder sagen: Lass mich den Splitter aus deinem Auge herausziehen! - und dabei steckt in deinem Auge ein Balken? 5 Du Heuchler! Zieh zuerst den Balken aus deinem Auge, dann kannst du versuchen, den Splitter aus dem Auge deines Bruders herauszuziehen.

Es ist doch erstaunlich, wie oft Bibelstellen ge- oder sogar missbraucht werden um die eigenen Sicht möglichst fromm zu verkaufen. Andere Stellen wie z.B. diese werden dabei oft übersehen oder bewusst ausgelassen. Wenn wir schon Menschen mit BIbelstellen messen, dann wäre es nichts als fair, wenn wir Gegenrecht walten lassen - und das mit Texten die sie und nicht wir auswählen.





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