Wie gewinnt man den Eurovision Song Contest? Eine Analyse.

42 Teilnehmerländer, eine ganze Woche lang Spektakel: der ESC 2013 wird wieder richtig Spaß machen! An 3 Abenden erzählt Kommentator Peter Urban Geschichten und Hintergründe zu den Teilnehmer-Beiträgen. Das war früher, auf einen Abend reduziert, zu überladen. Übrigens kann das Überspringen der Halbfinals auch ein Nachteil sein, denn diese sind wichtiger Bestandteil des Wettbewerbs geworden! Zur Gewöhnung an Musik und zur häppchenweisen Darreichung von Informationen. Und die meisten Fans freuen sich, einen Beitrag und die meist gelungenen, kultigen Kommentare beim Finale wieder zu hören!

Für Nostalgiker hier die erfolgreichsten Teilnehmerländer: Irland (7 Siege), Schweden (6 Siege), Frankreich, Luxemburg und Großbritannien (jeweils 5 Siege), Niederlande (4 Siege), Norwegen und Israel (beide 3 Siege) … unglaublich aus heutiger Sicht, oder?

Rückblick – Der Eurovision Song Contest 2012

Platz 1

Der Siegertitel aus Schweden (MEINE VORAUSSAGE: „Loreen singt für Schweden „Euphoria“ und gilt als Favorit für Skandinavien, auch wegen der tollen Show – aber mir fehlt der Ohrwurmfaktor!“) war bei Buchmachern schon Favorit. So souverän gewinnt aber selten jemand. Warum bestätigte sich nicht der erste Eindruck einer durchgeknallten Spinnerin? War die Siegerin gar eine mutige Freiheitstänzerin, die zu den wenigen gehörte, die das Menschenrechtsthema ansprachen? Dann haben wir den Grund, warum als einziges Land die „neutrale“Schweiz keine Punkte gab.

Platz 2

Zweiter Sieger Russland (MEINE VORAUSSAGE: „Russlands Großmütterchen Buranowski Babuschki mit ihrer trashigen Folklore„Party For Everybody!” kann einen Überraschungserfolg erzielen, aber dafür müssen sie auch in Skandinavien Stimmen sammeln!“) war zweiter Favorit und hatte ebenfalls bis auf ein Land alle begeistern können. Die hohen Punktzahlen wie bei Schweden blieben aber aus.

Platz 3

Der dritte Sieger Serbien (MEINE VORAUSSAGE: „Serbiens gefühlvolle Ballade von Zeljko Joksimovic trifft zweifellos den Geschmack des gesamten Balkans.“) war für mich der Favorit und die unspektakuläre (manche sagen „altbackene“!) Ballade punktete fast überall. So viele „Gastarbeiter“ kann es gar nicht geben in Westeuropa. Hier scheinen die Jurys der Länder die musikalische Qualität gewürdigt zu haben. Ich mag den Einsatz „klassischer Instrumente“ wie Violinen bei der Balkanmusik. Wer den TV-Sender Balkanika TV hat, kann das Musikvideo mit zusätzlicher Gebärdensprache (!) nochmals genießen.

Platz 4

Gastgeberland Aserbaidschan (MEINE VORAUSSAGE: “When The Music Dies” von Sabina Babayeva hat „Gänsehautfaktor“, also durchaus Außenseiterchancen!“) hat in den letzten Jahren guten Pop, abgeliefert und der gute Platz ist für mich keine Überraschung.

Platz 5

Bei Albanien (MEINE VORAUSSAGE: „Albaniens „Björk“-Version, wer weiß: vielleicht doch einen Tick zu anstrengend?“) war mal eine „Kopie“ so gelungen, dass entweder die Jurys oder eher noch: die Jurys der Länder plus die Anrufe aus den Balkanländern den Erfolg gebracht haben. Musikalische Vorbilder haben sicherlich alle Künstler. Nur sollten sie nicht zu sehr damit kokettieren (Italien). Zu nah am Original bedeutet heutzutage auch: zu nach am Feuer!

Das „Mittelfeld“ (…wo ich meine Kommentare aus dem Vorbericht so stehen lassen kann…)

Litauen (Platz 14) hat einen „George Michael“-Charme, immerhin! Rumänien (Platz 12) Mandinga (“Zaleilah”) mit ihrem südamerikanischen Flair, diesmal ganz kubanisch, Shakira-Pop als Einstimmung auf die Fußball-EM geeignet! Und die Türkei (Platz 7 sehr überraschend, finde ich! Hier war eine zweifellos unterhaltsame Show wichtiger als Song und Stimme.) ist sicherlich trotz (oder gerade wegen!) dem „Kitsch-Faktor“ ein weiterer Top 10-Kandidat. Moldavien (Platz 11) swingt mit Balkan Pop. Die Ukraine (Platz 15) ist zu schrill, dagegen kann der Tenor aus Estland(Platz 6!) überzeugen! Die italienische Sängerin Nina Zilli (Platz 9) mit “Per sempre” erinnert an Amy Winehouse. Den Vorwurf, zu sehr „Retro“ zu sein, lasse ich nicht gelten. Der Song ist ein Hammer! Sehr stark überhaupt die automatisch qualifizierten Länder dieses Mal! Der deutsche Beitrag Roman Lob (Platz 8) wird sich immerhin achtbar schlagen und auch Spanien (Platz 10) kann ebenfalls ordentlich Punkte sammeln. Dance Hymnen aus Zypern oder Griechenland (Platz 16 und 17) stören nicht, aber begeistern auch nicht. Jedward aus Irland (Platz 19) langweilen mich bei ihrer zweiten Teilnahme.(Nachtrag: den überraschenden Platz 13 aus Mazedonien hatte ich als einzigen Titel aus dem Top 15 nicht vorher kommentiert: trotz des Erfolgs war der Mix aus Ballade und schnellem rockigen Song für mich weder Fisch noch Fleisch und eigentlich nicht erwähnenswert…)

Fast schon ein Kunststück – wie wird man Letzter?

Gar nicht so einfach! Gewählt wird gemeinsam von einer Jury und Anrufern, so dass es fast unmöglich ist, ganz leer auszugehen. Heute nimmt man in (fast) allen Ländern den Wettbewerb (d.h. die Songauswahl) und die Konkurrenz ernster. Der ESC ist demokratisch. Jedes Land die gleichwertigen Stimmen.

Frankreich (Platz 22 von 26!) ) bewarb sich für den Letzten Platz: tolle Stimme, die bei einem sperrigen Song nicht zur Geltung kommt PLUS langweilige Show PLUS arrogantes „kleopatrahaftes“ Auftreten in exklusiven Designerklamotten = GLEICH Misserfolg! Anggun ist eigentlich eine der erfolgreichsten aktuellen Sängerinnen aus Frankreich! Ungarn (Platz 24) mit einer drögen Depeche Mode-Kopie, blutleer ohne die unverwechselbare Stimme von Dave Gahan – die von TV-Moderator Peter Urban fast schon leidenschaftlich bis zum Schluss verteidigt wurde. Genauso uninspiriert waren für mich Island mit Düster-Bombast-Pop aus. Auch Dänemark (Platz 23) mit ebenso kopiertem Alanis Morisette/ Avril Lavigne- 08/15 Singer Songwriter Pop kam nicht an, nutzt sich beim mehrfachen Hören schnell ab. Man bedenke: Dänemark und Norwegen haben nicht mal von „befreundeten“ Ländern Punkte erhalten.
Und ein weiterer hoffnungsvoller Beitrag (oder sogar Mitfavorit): Engelbert für Großbritannien (Platz 25): “Oldie” Engelbert, fast schon mit “Johnny Cash”-Flair, ist eine positive Überraschung nach jahrelangem Shit! so hatte ich im Vorbericht geschrieben. Zugegeben, am Schluss bangte man mit, ober er die Tonhöhen trifft. Aber er war gut und ich behaupte: Teilnehmer aus England werden in Sippenhaft genommen! So wie Deutschland vor einigen Jahren. Da gilt der Mangel an Sympathie einem ganzen Land statt eines einzelnen Interpreten (wie bei Norwegen). Deutschland hat in den letzten Jahren gezeigt, wie man ohne arrogantes Gejammere Sympathie zurückgewinnen kann.

Den Beitrag aus Norwegen hatte ich sogar vor Schweden gesehen („weil das mehr hängenbleibt und das „Gesamtpaket“ – inklusive einer Spur von ESC-typischem Kitsch (!)-100%ig zum ESC passt“)Hier stimmte eigentlich der „Erfolgsmix“ für einen „Grandprix“-Sieg: junger, attraktiver Boygroup-Sänger mit interessanter Biografie + Dancesong mit Ohrwurmcharakter. Hier zeigt sich, dass sich das Publikum nicht verarschen lässt! Großspurig und unverfroren kokettierte er mit dem Erfolg – und bekam keine Sympathiepunkte. Letzter Platz!
Warum war das ein Kunststück? Weil die Flops, zu künstlich rüberkamen!

Auf jeden Fall ist der Wettbewerb spannender denn je: wir freuen uns auf 2013 in Schweden!

Wer sind EURE Favoriten?
(P.S. Dieser Artikel besteht aus 2 Teilen: kursiv geschriebene 1:1 übernommene Zitate aus dem Vorbericht (den ich nur kurz skizziert und wieder entfernt habe!) – diese sollen ein Vorher/ Nachher-Bild ergeben und auch zeigen, wo/ warum sich Meinungen ändern + die Analyse NACH dem „Grand Prix“, ohne Wählerwanderungen, aber mit Sympathien!)

P.S. DAS WAR MEIN TIPP vom 25.Mai 2012

1 Serbien (Platz 3)
2 Russland (Platz 2)
3 Italien (Platz 9)
4 Norwegen (Letzter Platz!)
5 Aserbaidschan (Platz 4)
6 Schweden (Platz 1)


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