Es ist ein Manuskript, das Vita dazu bringt, in Viagello zu bleiben. Ein Manuskript, was der Auslöser für die Enttarnung vieler kleiner Geheimnisse wird. Ein Manuskript, welches Vitas ganzes Leben - alles, an das sie je geglaubt hat - plötzlich auf den Kopf stellt.
Und selbst wenn die Überschrift des Posts auf den ersten Blick etwas pathetisch klingen mag, so müssen sich doch viele von euch eingestehen, dass auch wir hin und wieder, oder vielleicht viel häufiger als geglaubt, von Geschichten und ihren Worten beeinflusst werden. Jeder kann Literatur sehen wie er mag - ob nun als reine Unterhaltung, oder doch eher als eine Chance der Horizonterweiterung - aber mit jeder neuen Erzählung, die wir in uns aufnehmen, verändern wir uns ein kleines bisschen; gewinnen vielleicht sogar etwas Neues dazu.
Ich bin im Laufe der Jahre ein wenig zum Büchersnob geworden und muss ehrlich gestehen, dass ich Romane nur noch sehr selten rein aus Unterhaltungszwecken lese und vielmehr hoffe, dass mir ein neues Buch eine originelle, gleichzeitig aber ebenso authentische Geschichte beschert, über die ich auch nach dem Lesen noch gerne nachdenke. Ich bemerke immer öfter, dass mir Bücher, die ich früher gerne gelesen hätte, heute nicht mehr gefallen, weil sie nur Altbekanntes wiedererzählen oder ganz einfach sehr durchschaubar sind. Mein Draht zu Kafka war zwar nie ein besonders guter, jedoch schrieb er einst etwas über Bücher, was ich bemerkenswert und in meinen Augen auch sehr zutreffend fand:
“Ich glaube, man sollte überhaupt nur solche Bücher lesen, die einen beißen und stechen. Wenn das Buch, das wir lesen, uns nicht mit einem Faustschlag auf den Schädel weckt, wozu lesen wir dann das Buch? Damit es uns glücklich macht, wie Du schreibst? Mein Gott, glücklich wären wir eben auch, wenn wir keine Bücher hätten, und solche Bücher, die uns glücklich machen, könnten wir zur Not selber schreiben. Wir brauchen aber die Bücher, die auf uns wirken wie ein Unglück, das uns sehr schmerzt, wie der Tod eines, den wir lieber hatten als uns, wie wenn wir in Wälder vorstoßen würden, von allen Menschen weg, wie ein Selbstmord, ein Buch muß die Axt sein für das gefrorene Meer in uns.”
(Franz Kafka, Briefe 1902- 1924, Fischer Verlag 1998, Seite 27 ff)
Ich liebe es, wenn mich Bücher überraschenderweise dort treffen, wo es noch kein anderes vor ihnen geschafft hat. Ich mag ungemütliche Bücher; Bücher, die etwas in einem bewegen und verändern. Um das zu verdeutlichen, möchte ich kurz ein paar der Werke aufzählen, die in der Vergangenheit solchen Effekt auf mich hatten...
Ob es nun Boynes Junge im gestreiften Pyjama und McEwans Abbitte waren, deren bittere Enden mir zeigten, dass nicht für jede Geschichte ein Happy End geschrieben wird; oder die unerwartet politische und brutale Reise in mir so unbekanntes afrikanisches Gebiet im Zufälligen Leben der Azalea Lewis; der für mich erste Episodenroman, den ich in Kehlmanns Ruhm fand; oder Emily Brontës Sturmhöhe, die mir zeigte, dass ich eine innige Zuneigung für Klassiker verspüren kann, die ich all die Jahre davor nie vermutet hätte ... sie alle haben mich auf ihre Art bewegt, bei manchen sind sogar Tränen geflossen (meist solche, der Verzweiflung) und so kann ich sie zu den wenigen Büchern zählen, deren Handlung mir auch nach vielen Jahren noch im Gedächtnis blieb.
Doch genug meiner Worte, was ist mit euch? Ich würde gern wissen, welche Bücher ihr in der Vergangenheit gelesen habt, die euch in irgendeiner Weise beeinflusst, oder vielleicht sogar verändert haben. Bücher, die euren Horizont erweitert oder euer Interesse auf noch unbekannte Gebiete gelenkt haben.
(Das interessiert mich übrigens auch, selbst wenn ihr nicht am Gewinnspiel teilnehmen solltet. Schreibt im Kommentar dann einfach dazu, dass ihr nicht im Lostopf landen wollt.)