Wo Menschen zusammenarbeiten, kommt es zu Konflikten und nicht selten arten diese aus. Für manche Kollegen ist es eine harmlose Pausenbeschäftigung, für die Opfer aber eine unglaubliche Belastung. Krankheit, Depressionen, Stress und Arbeitsplatzwechsel sind häufige Folgen von Mobbing am Arbeitsplatz. Sich aus dieser Situation zu befreien, kostet Anstrengung, kann aber auch gelernt werden.
Wann handelt es sich um Mobbing?
Bei Mobbing handelt es sich um feindliche Angriffe gegen eine oder mehrere Personen, die systematisch und über einen längeren Zeitraum ausgeübt werden, mit dem Ziel, die Person zu demütigen und/oder auszugrenzen. Dabei kann es sich um Konflikte zwischen Kollegen, aber auch zwischen Vorgesetzten und Untergebenen handeln.
Mobbingforscher sind sich noch unsicher, ob das Verhalten oder die Persönlichkeit der Opfer begünstigen kann, ob jemand gemobbt wird oder nicht. Generell gilt aber: Es kann jeden treffen. Gründe dafür können schlechte Rahmenbedingungen am Arbeitsplatz, wie z.B. ein schlechtes Betriebsklima oder unklare Kompetenzregeln, aber auch Ursachen im sozialen System, wie z.B. Gruppendruck, Verantwortlichkeitsprobleme oder einfach nur eine unglückliche soziale Zusammensetzung sein. Oft liegt die Ursache aber auch in der Persönlichkeit des Mobbenden. Menschen mit Persönlichkeitsmerkmalen wie Selbstzweifel, Selbstwertprobleme, Überforderung oder einer soziopathischen Persönlichkeit bekommen ihr Selbstbewusstsein aus der Erniedrigung anderer.
“Jetzt reicht es mir!”- Wege aus der Opferrolle
Aber wie kann man sich wehren, wenn man in die Rolle des Gemobbten gerät? Wichtig ist, dass man sich wehrt. Viele Mobbingopfer, vor allem Männer, trauen sich nicht zuzugeben, dass sie in diese Rolle geraten sind. Das ist aber gerade falsch. Als Mobbingopfer ist es ganz wichtig, dem Gegenüber seine Grenzen aufzuzeigen. Während viele Menschen konfliktscheu sind und unangenehme Situationen eher aus dem Weg gehen wollen, ist es in einer Mobbingsituation wichtig, aktiv zu handeln. Werden den Mobbenden keine Grenzen gesetzt, hören sie nie auf.
Dazu muss man sich erstmal sein eigenes Ziel klarmachen. Was erwarte ich? Was könnten die Ursachen, Auslöser sein? Wer ist daran beteiligt? Und will ich überhaupt mich dem entgegenstellen, oder bin ich eventuell an einem anderen Arbeitsplatz besser aufgehoben?
Wer sich entscheidet die Schikanen nicht hinzunehmen, kann das auf mehrere Art und Weisen tun.
Kommunikative Kompetenz gegen Mobbing
Gemobbt wird oft durch abwertende Aussagen, die das Handeln der anderen Person lächerlich machen sollen: “Die Idee ist blöd”, “So ein Schwachsinn”, etc. Hierbei ist es wichtig, dass man über genug kommunikative Kompetenzen verfügt, um sich nicht auf die Stufe des Gegenüber herabzulassen. Man sollte unbedingt auf der gleichen Ebene kontern, aber nicht unter die Gürtellinie zielen. Dabei kann es sich um Strategien mit Gegenfragen handeln. “Warum findest du das schwachsinning?”, “Was genau ist daran blöd?”. Dem Mobber wird so der Wind aus den Segeln genommen und er muss nun Rede und Antwort stehen. Wem kommunikative Kompetenz schon in die Wiege gelegt ist, kann im besten Fall mit Humor antworten und so ein paar Lacher auf seine Seite ziehen und dem Gegenüber damit klarmachen, dass auch über ihn gelacht werden kann und die Kollegen auf der eigenen Seite stehen.
Allerdings ist gerade dieses selbstbewusste Auftreten schwierig in einer Situation, in der man systematisch über längere Zeit angegriffen wird. Mobbing nagt am Selbstbewusstsein. Kommunikative Kompetenz kann man aber trainieren und so einen ersten Schritt in Richtung “Jetzt reicht”s” wagen. Wichtig dabei ist aber auch die Körpersprache. Die Körperhaltung sollte Selbstbewusstsein ausdrücken. Dabei sollte man gerade sitzen, keine nervösen Gesten machen und nicht unruhig mit den Händen in der Luft fuchteln.
Wer allerdings von der Situation so belastet ist, dass er sich nicht mehr selbst zu helfen weiß, sollte durchaus Hilfe suchen, bei Personal- oder Gleichstellungsbeauftragten oder dem Vorgesetzten.
Auch wenn nicht viel darüber geredet wird, ist Mobbing in vielen deutschen Büros vorhanden. Wer sich gemobbt fühlt, sollte sich jedoch in jedem Fall die Lage bewusst machen, und sich gezielt damit beschäftigen, die Situation zu verändern. Auch wenn Mobbing eine extreme Belastung ist, muss man die Stärke aufbringen um dem entgegenzutreten, denn von selbst hört eine Mobbing selten auf.
Dieser Beitrag wurde geschrieben von Eva Mattern, Content Editor bei Springest, der neuen unabhängigen Online-Plattform zum Vergleich von Fort- und Weiterbildungen.