Lebe ich oder werde ich gelebt wäre die Frage anders herum gestellt. Oder aus Architektursicht – bin ich der Architekt meines Lebens oder lasse ich andere an mir “herumbauen”. Vor allem in meinen Profilings fällt mir sofort auf, ob ein Mensch sich eher von außen beeinflussen lässt oder aus sich heraus handelt. Da genügt ein Blick. Schwerer wird es dann im tatsächlichen Leben – welche Schritte und Interaktionen mache ich, weil ich sie möchte oder weil ich sie so gelernt habe. “Gelernt habe” – auch das ist eine Außensteuerung, weil das dann nicht aus mir selbst heraus kommt, sondern mir durch abkucken beigebracht wurde.
Es geht also um die Architektur Ihres Lebens und Ihrer Beziehungen und um Ihre Rolle als Architekt Ihres eigenen Lebens. Viel zu oft höre ich in meinen Kundensitzungen die Klage, dass die Umwelt und das Leben an sich so schwer sind, dass sich alles gegen einen wendet und man eher gelebt wird, als dass man selbst lebt. Ich kann diese Klagen gut nachvollziehen – es gab auch Zeiten in meinem Leben, in denen mir das so oder so ähnlich ging.
Das ist aber nur die eine Seite. Auf der anderen Seite sind wir erwachsene Menschen mit vollen Handlungs- und Veränderungsoptionen – ich schränke dies in genau zwei Dingen ein, sofern wir physisch und psychisch unversehrt sind. Heißt auf Deutsch: Wir können uns jederzeit verändern, wenn wir es wollen – alles andere ist eine Ausrede.
Ich bin für mich verantwortlich. Punkt.
Und ja, ich höre viele „, aber“ in meinen Coachings. Es gibt immer 1000 Gründe sich nicht zu verändern, die Situation so unbefriedigend sie auch sein mag, zu belassen, wie sie ist. Bei Paaren sind es oft die Kinder, weswegen man zusammenbleibt. Oder das gemeinsame Eigentum. Oder tausend andere Gründe. Der Effekt – ich schiebe die Verantwortung für meine Lebens-Architektur nach außen und lebe nicht selbst den Lebensentwurf, den ich eigentlich leben möchte.
Und vielleicht nehmen Sie sich an einem entspannten Abend und / oder Wochenende einfach die Zeit, setzen sich draußen hin und schreiben einfach mal unsortiert auf, in welchen konkreten Bereichen Sie eher gelebt werden, anstatt aufgrund Ihrer Lebens-Entwürfe selbst zu leben. Als Standortbestimmung für sich selbst. Ohne, dass Sie handeln müssen oder sollen. Einfach so. Und wenn Sie das Aufgeschriebene verstört – ich helfe gerne beim Sortieren.