In meiner alten Straße wohnte schräg gegenüber eine alte Dame, die vor allem durch ihre Haartracht für Aufmerksamkeit sorgte – sie hatte keine. Und die Perücke trug sie gekonnt verkehrt herum. Vermutete ich jedenfalls.
Diese Dame sorgte bei den Nachbarn für Gesprächsstoff, denn sie schwang ihre Handtasche beim Spazieren doch sehr energisch. Das brachte ihr den Spitznamen “Frau Schlenker” oder bei anderen Nachbarn “Frau Ruderer” ein. Besonders auffallend war, dass sie ab einer gewissen Stelle auf der Straße, kurz vor ihrer Wohnung, nicht nur mit der Handtasche ruderte, sondern auch schon mal den Wohnungsschlüssel in die Hand nahm und beidseitig schlenkerte.
Ich konnte damals nicht begreifen, wie man so frühzeitig nach dem Schlüssel suchen musste.
Heute ist Frau Schlenker viele Jahre tot. Und ratet mal, wer sich regelmäßig dabei erwischt, beim Einbiegen in die Stiege schon den Schlüsselbund in der Hand zu haben?
Ich.
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