Wie ethisch ist Low Carb?

 

Ist Low Carb ethisch vertretbar? Ist es ok wenn mein Essen auf Fleisch- und Fisch basiert?

Ich bin ein riesen Tierfreund! Trotzdem muss ich, sobald ich meine Ernährungsweise erwähne, häufig vernichtende Blicke aushalten. Ich höre oft Sätze wie: „Mit Deiner Ernährung kurbelst du die weltweite Fleischproduktion und damit die Massentierhaltung an! Du solltest Deinen Fleischkonsum überdenken, Dinge müssen sich ändern auf der Welt. Da ess ich lieber vegetarisch, verzichte völlig auf Fleisch und habe ein reines Gewissen.“

Erstmal sollst Du wissen: Ich war selbst mal Vegetarier. Das heißt meine Einstellung gegenüber Ernährung und Fleisch- sowie Fischgenuss ist nicht aus einer Laune, sondern aus jahrelanger Bildung, Erfahrung und Überzeugung entstanden. Vorneweg sei gesagt, dass ich nicht der Meinung bin, dass ein Essen erst dann ein Essen ist, wenn ein saftiges Steak auf dem Teller liegt.

Der Hauptbestandteil meiner Ernährungsphilosophie ist Gemüse. Fleisch und Fisch gehören aber unbedingt dazu. Nicht unbedingt jeden Tag, aber häufig. Das tut nicht nur meiner Gesundheit und Fitness, sondern auch meinem Gaumen gut. Das Beste dabei ist: Ich kann beim Essen ein weitesgehend reines Gewissen haben.

Lass mich Dir erklären warum.

Der wichtigste Punkt in meiner Ernärhung ist, dass ich darauf achte, keine Lebensmittel aus Massentierhaltung zu kaufen. Wenn irgendwie möglich, landet auf meinem Teller nur Fleisch aus ökologisch zertifizierter Landwirtschaft. Je nach Angebot so regional und so überzeugend wie möglich. Am besten fühle ich mich, wenn ich Fleisch essen kann, das ich vom Bauer nebenan gekauft habe. Unser Bauer hält Galloway-Rinder und Puten. Die kleine Rinderherde steht das ganze Jahr über auf der Weide und wird hofnah geschlachtet.

Wie ethisch ist Low Carb?

Glückliche mit Gras ernährte Rinder sind besser für die Gesundheit

Das Putenfleisch stammt sogar aus eigener Schlachtung, sodass den Tieren, zusätzlich zur artgerechten Haltung im Freien, auch der stressige Transport zum Schlachter erspart wird. Natürlich ist eine solche Quelle nicht immer erreichbar und nicht jedem möglich. Die Monate im Jahr, die ich in Brasilien lebe, habe ich deutlich mehr Mühe solche Quellen zu finden.

Als nächstbeste Option sehe ich einen Bioladen oder ein Reformhaus, das es mittlerweile so gut wie überall gibt. Natürlich ist das Fleisch dort teurer und ein Reformhaus nicht immer um die Ecke. Wenn Du auch diese Möglichkeit nicht hast, weichst Du am besten auf die mit dem EG-Biosiegel oder MSC-Siegel zertifizierten Produkte in den Supermarktketten aus. Mittlerweile haben fast alle Discounter auch ein mehr oder weniger großes Bio-Sortiment. Natürlich ist diese Art der biologischen Produktion kommerzieller, als die des Bauern in der Nachbarschaft.

Ich höre immer wieder: "Bio ist reines Marketing und nicht überall wo Bio drauf steht ist auch wirklich Bio drin!" Zum teil mag das stimmen. Sicherlich gibt es auch immer mal wieder schwarze Schafe unter den Produzenten. Allerdings ist die Wahl eines mit Biosiegel ausgezeichneten Produktes unter Garantie besser als die konventionelle Alternative- und das sowohl für Tier und Mensch.

Natürlich kannst Du jetzt sagen „Wenn ich nicht hundertprozentig weiß, dass das Tier
1. Sehr gut gehalten,
2. Artgerecht gefüttert und
3. Human geschlachtet und nicht transportiert wurde,

dann esse ich lieber gar kein Fleisch!“. Das hört sich nach absoluter Konsequenz und Tierliebe an und ich kann diese Denkweise absolut nachvollziehen. Jeder darf essen wie, wann und was er will.

Wenn Du aus ganzem Herzen Vegetarier bist, weil Du einfach keine Tiere essen möchtest, dann will ich Dich gar nicht davon abbringen (was ich auch nicht schaffen würde, oder?).Trotzdem bin ich der Meinung, dass viele Vegetarier nicht weit genug denken und ihre Ernährungsweise nicht unbedingt ethischer ist, als die der Fleischesser!

Warum? Lies weiter:

Was isst Du als Vegetarier, wenn Du kein Fleisch und keinen Fisch ist? Lehnst Du vielleicht nur die Tötung und den Transport der Tiere ab, oder die Nutzung und Haltung des Tieres allgemein? Sollte das der Fall sein, dann wäre es konsequenter Veganer zu sein, denn mit dem Kauf von Eiern, Käse, Quark, Joghurt, Milch usw. unterstützt Du genau dieselben Unternehmen, die auch das Fleisch produzieren.

Ok, vielleicht bist Du ja sogar Veganer. Abgesehen davon, dass die veganische Essweise gesundheitlich sehr schwierig mit der von mir empfohlenen Ernährung vereinbar ist, möchte ich Dir folgendes zu denken geben: Was essen Veganer? Richtig! Getreide, Mais, Hülsenfrüchte, Gemüse und Soja. Irgendwoher muss der menschliche Körper ja sein Eiweiß und sein Eisen beziehen.

Versteh mich nicht falsch, ich möchte niemanden persönlich angreifen, aber leider sehe ich in dieser Art der Ernährung, weder einen besonders tier- noch menschenfreundlichen Akt. Der weltweit steigende kommerzielle Anbau von Getreide, Mais und Soja ist nachgewiesen ein Hauptverursacher des Welthungers. Abgesehen davon gefährdet besonders der Anbau von Mais und Soja die Umwelt, raubt ihr Ökosysteme und damit Lebensräume für eine Vielzahl von Organismen.

Wie ethisch ist Low Carb?

Auch Getreide birgt Probleme: Nicht nur für Deine Gesundheit!

Gentechnisch veränderte Monokulturen schaden der Biodiversität unseres Planeten nachhaltig: Tier- und Pflanzenarten gehen für immer verloren. Pestizide und Düngemittel vergifen Böden und Grundwasser. Die Lebensgrundlagen für Mensch und Tier sind dadurch stark gefährdet. Wälder werden gerodet und Völker werden vertrieben, um Anbauflächen für Getreide, Mais, Soja und Reis zu schaffen. Der Klimawandel wird verstärkt.

Ein Gegenargument, das ich häufig höre, ist, dass derzeit ein Großteil des Getreides als Mastfutter für die Massentierhaltung angebaut wird. Da gebe ich Dir absolut Recht! Massentierhaltung ist schrecklich und schadet der Umwelt, der menschlichen Gesundheit und ist tierethisch nicht vertretbar. Diese Massentierhaltung wirst Du mit dem Kauf von Bio-Weidefleisch jedoch absolut nicht unterstützen!

Die Massentierhaltung ist ein schlimmes, moralisch katastrophales und globales Problem. Jedoch hat sie mit der bewussten Ernährung, in meinen Artikeln und meinem Buch (das bald fertig ist :-) !)rein garnichts zu tun.

Es ist wichtig, dass Du zu schätzen weißt, was Du isst. Schließlich bestimmst Du als Konsument am allermeisten, welche Art des Anbaus oder der Tierhaltung auf dem Planeten legitim sein soll.

Die Veränderung beginnt in Deinem Kopf. Wenn Dir Deine Lebensmittel mehr wert sind, dann bist Du bestimmt auch gerne dazu bereit einen höheren Preis für ein Stück Fleisch vom Biobauern zu zahlen, obwohl es in Discountern spottbillig in der Kühltheke liegt.

Mein Fazit zu diesem schwierigen Thema ist: Ja, die Dinge sollten sich tatsächlich ändern auf der Welt. Ob Vegetarier, Fleischesser oder Veganer, das Wichtigste ist meiner Meinung nach, dass Dein Essen einen vernünftigen Ursprung hat! Also greife wann immer es geht zu ökologisch nachhaltigen und regionalen Lebensmitteln aus biologischem Anbau.

Deine Karla

 

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