Wie es mir gelungen ist, die Menschheit zum Aussterben zu bringen

06-116

Kurz vor neun Uhr morgens hatte mir der Baggerführer angerufen, denn beim Ausheben der Baugrube waren ein paar alte Goldmünzen zum Vorschein gekommen. Da musste ich sofort hin, ich weiss nicht mehr in welcher Funktion, aber sofort. So stand ich jetzt also am Rand der grossen Grube, der Bagger unten, er hat schon eine ganze Lage Goldstücke freigelegt. Ich erkannte sofort, dass die Münzen aus dem Mesozoikum sein mussten, genauer gesagt aus der Kreidezeit (Erdzeitalter der Saurier) und ich rief dem Arbeiter zu, er soll die mal ein bisschen wegbaggern, damit wir sehen könnten, was die nächste Schicht darunter wäre. Mit der schweren Baggerschaufel hat er die Münzen also aufgehäuft, ein tiefes Loch geschürft, und darunter kommen noch viel mehr Goldmünzen zum Vorschein. Die sind jetzt offensichtlich vom Paläozoikum, aus der Karbonzeit, damals, als es auf unserer Erde schon mal Kakerlaken und so gab.

Stunden Später war klar, dass der ganze Untergrund der grossen Baugrube aus Goldmünzen bestand, und die Schicht war unermesslich tief. Was machen wir mit dem gigantischen Fund? Da heute jeder Dritte Burnout gefährdet ist, beschloss ich, dass das Gold an sämtliche Menschen auf der ganzen Erde verteilt werden soll, es gibt eine Unmenge für jeden.

Allerdings mit der einzigen Bedingung, dass alle erst mal ein Jahr Urlaub machen müssen. Punkt, fertig.

Die Verteilung begann am gleichen Tag und tags darauf fuhren schon die ersten weg. Nach einer Woche hatte auch der letzte Eskimo und Zulu, der letzte Bänker und Künstler sein Gold bekommen und alle fuhren in die Ferien. Auch ich machte das, was ich am liebsten tat, ich ging mit meiner Partnerin Wandern, diesmal ein Fernwanderweg in den Pyrenäen.

Nach ein paar Tagen kamen wir in ein Dorf, aber da war niemand, eigenartigerweise waren alle im Urlaub. Die Läden waren leer, die Restaurants geschlossen. Einige Kühe streunten im Wald herum ein Rudel Hunde verfolgte uns. Nach einer Woche waren unsere Vorräte zu ende und wir machten einen Abstecher in eine Stadt weiter unten im Tal, aber die war wie entvölkert, einzig einige ausgemergelte Urlauber, die in diesem Ort Ferien machen wollten streunten abgerissen durch die Strassen, mit Beutel voller Goldmünzen in der Hand. Da erst schwante mir was.

Alle Ärzte, Altenpfleger, Polizisten, Pfarrer, Müllmänner, Piloten, Politiker und Supermarkt Lieferanten waren für ein Jahr irgendwo im Urlaub. Aber dort wo sie waren, waren auch alle Hotelmitarbeiter, Wasserwerkangestellte und Surflehrer (woanders) im Urlaub. Alle Bauernhöfe waren geschlossen, alle Zoomitarbeiter waren fort und alle Armeen dieser Welt hatten für ein Jahr Betriebsferien.

Bereits nach einem Monat gab es Hungersnöte, Seuchen brachen aus und nach einem knappen Jahr war die Menschheit ausgestorben.

Und in der Baugrube sind  immer noch viele Goldmünzen übrig. Auch der Bagger steht heute noch dort.

Was ist wichtig und was nicht? Was ist schon vorbei? Wofür lohnt es sich zu leben? Diese Energie steckt in diesem Bild aus gefärbtem Naturpapier und gepressten Blätter. Kostet 200.-CHF
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BILD:
Vorbei I / 25cm x 34cm / Collage auf MDF / 2006, Nr 06-116

Good News!

Meine Galerie 2014 ist online!
Die ersten neun Bilder von diesem Jahr sind drauf – davon drei surrealistische Ölgemälde (14-007, 14-008, 14-009)!


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