... zeigte sich, wo wir gerade beim Thema waren, ebenfalls in Cannes. Dort wurde im Mai "The Tree of Life" von Terrence Malick zum Gewinner der Goldenen Palme gekürt - und von zahlreichen Kritikern gelobt. Bei der dortigen Vorführung selbst gab es jedoch auch laut vernehmbare Buhrufe. Wieso scheiden sich an ein und dem gleichen Kunstwerk so sehr die Geister? Ich glaube, es liegt daran, dass manche Menschen in ihren Erwartungen einfach nicht enttäuscht werden wollen, ja dies einfach nicht zulassen können.
Die Premiere dieses Filmes wurde mehrere Jahre lang verschoben. Regisseur Terrence Malick hat sich in der Filmwelt durch sein öffentlichkeitsscheues Benehmen und seine geringe Anzahl von Werken einen ähnlichen Ruf wie einst J. D. Salinger in der Literatur erworben. Als Poet des Kinos geschätzt, versuchte er sich nun an einer Darstellung der Schöpfungsgeschichte. In den ersten dreißig Minuten meint man einen irgendwie bekannten Beitrag von National Geographic zu sehen, bloß ohne Kommentar, für den Steven Spielberg in einer Szene noch ein paar schlecht animierte Dinosaurier auslieh: Vulkane explodieren, Quallen schwimmen dahin, die Zeit vergeht, und eine Kritikerin meint doch tatsächlich, so müssten sich ihre Zunft-Vorfahren beim ersten Sehen von Stanley Kubricks "2001: Odyssee im Weltraum" gefühlt haben. Ich stimme nur in einem zu - auch Menschen in Affenkostümen können schmunzeln machen. An die beklemmende Bildgewalt dieser SF-Story kommt Malicks Werk jedoch nicht heran, es bleibt durchschaubar um Mysteriösität bemüht und in klischeehaften Vorstellungen von Männern und Frauen stecken. Irgendwie hat das Festival von Cannes, das (siehe den Beitrag vom 01.06.) einen anderen Künstler schasste, der tatsächlich Wahrnehmungsgrenzen zu sprengen vermag (und nicht wie Malick - der in Cinemascope hätte drehen müssen - im falschen Format gefangen ist), einen solchen Sieger verdient. Das belegt die diesjährige ästhetisch-ethische Unsicherheit der dortigen Entscheider.
(Foto: Fox Searchlight)
Die Premiere dieses Filmes wurde mehrere Jahre lang verschoben. Regisseur Terrence Malick hat sich in der Filmwelt durch sein öffentlichkeitsscheues Benehmen und seine geringe Anzahl von Werken einen ähnlichen Ruf wie einst J. D. Salinger in der Literatur erworben. Als Poet des Kinos geschätzt, versuchte er sich nun an einer Darstellung der Schöpfungsgeschichte. In den ersten dreißig Minuten meint man einen irgendwie bekannten Beitrag von National Geographic zu sehen, bloß ohne Kommentar, für den Steven Spielberg in einer Szene noch ein paar schlecht animierte Dinosaurier auslieh: Vulkane explodieren, Quallen schwimmen dahin, die Zeit vergeht, und eine Kritikerin meint doch tatsächlich, so müssten sich ihre Zunft-Vorfahren beim ersten Sehen von Stanley Kubricks "2001: Odyssee im Weltraum" gefühlt haben. Ich stimme nur in einem zu - auch Menschen in Affenkostümen können schmunzeln machen. An die beklemmende Bildgewalt dieser SF-Story kommt Malicks Werk jedoch nicht heran, es bleibt durchschaubar um Mysteriösität bemüht und in klischeehaften Vorstellungen von Männern und Frauen stecken. Irgendwie hat das Festival von Cannes, das (siehe den Beitrag vom 01.06.) einen anderen Künstler schasste, der tatsächlich Wahrnehmungsgrenzen zu sprengen vermag (und nicht wie Malick - der in Cinemascope hätte drehen müssen - im falschen Format gefangen ist), einen solchen Sieger verdient. Das belegt die diesjährige ästhetisch-ethische Unsicherheit der dortigen Entscheider.
(Foto: Fox Searchlight)