Der Rückblick des Spieltags kann entfallen – aus bekannten Gründen. Vielmehr pushen die aktuellen FC-Bayern-Ereignisse die Nachrichten ganz von alleine hoch. Medial getrieben, wie wir nunmal (leider) sind. Der Vorstand hat gestern fünf Stunden getagt und nach den markigen Worten von direkt nach dem Spiel kam nun … fast nichts heraus: Man bleibt bis zum Saisonende zusammen, danach trennen sich die Wege des Holländers und des FC Bayern. Vorzeitig. Denn eigentlich wäre van Gaals Kontrakt bis 2012 gelaufen. Diese „Entscheidung“ ist letztlich keine. Man erschafft sich eine „lame duck“. Oder kann sich wer vorstellen, dass van Gaal Trainer bleibt, wenn wir beispielsweise sowohl gegen Hamburg verlieren UND aus der CL doch noch ausscheiden? Ich glaube kaum.
Man kann zu van Gaal stehen wie man will, aber eine klare Entscheidung – eine die unserem Vorstand würdig wäre – war das nicht. Vielmehr ist seine Autorität damit völlig untergraben. Er wird bei Transferentscheidungen für die kommende Saison nicht mehr gefragt werden. Jeder Spieler kann ihm ungestraft auf der Nase herumtanzen. Jeder Medien“experte“ wird (wie bisher) an seinen Aufstellungen herumkritteln und dabei nun auch noch ständig fragen „Hätte der neue Trainer das so auch gemacht“?
Und wer soll Nachfolger werden? Die Liste der möglichen Namen ist lang. Für meinen Geschmack zu häufig fällt der Name Heynckes. Ein guter Trainer, keine Frage. Aber wo ist seine „Vision“, seine „Spielphilosophie“, die der FC-Bayern mit van Gaal so händeringend gesucht hat, um endlich wer zu werden im internationalen Konzert? Nämlich „wer“ mit unverkennbarer Handschrift, von der E-Jugend bis zum Profikader. Ein durchgehendes Spielsystem mit klarer Taktik – die natürlich variabel genug ist, um sich auf jeden Gegner anzupassen – oder aber so dominant (Barcelona), dass jeder Gegner gezwungen ist, sich dem FC Bayern anzupassen. Breitnigge hat das in seinem Beitrag gut beschrieben (ihr könnt nach der Hälfte des Textes einsteigen, der Teil vorher ist nett geschrieben, aber zu langatmig *g*).
Jetzt also die Rolle rückwärts. Der Trainer wird öffentlich demontiert, der erste Versuch seit Jahren, eine klare Taktik/Spielphilosophie zu installieren wird wieder kaputt geschlagen und die Trainersuche beginnt von Neuem. Entweder zur nächsten Saison wenn van Gaal die Kurve noch bekommt (und der Vorstand ihm in ein paar Jahren hinterher weint) oder nach ein paar weiteren Niederlagen noch während der laufenden Spielzeit.
Fazit: Diese „Entscheidung“, van Gaal zum Saisonende zu schassen, ist keine. Es ist ein Herumdrücken, eine Niederlage, sowohl für Vorstand wie Trainer. Es ist eine „lame duck decision“ für beide Seiten. Und damit dem FC Bayern nicht würdig.