Beleuchtung bietet großes Potential zur Energieeinsparung
Ein Erfolgsmodell der dezentralen und von Bürgern finanzierten Energiewende waren lange Zeit die Energiegenossenschaften. Diese finanzieren den Bau von Wind- und Solarparks vor Ort und binden damit die Bürger neben der Finanzierung auch in die Planung mit ein. Durch die aktuelle Politik und Verschlechterung der Investitionsbedingungen wird heute immer weniger in den Ausbau erneuerbarer Energien durch die Energiegenossenschaften investiert. Fast jede dritte Energiegenossenschaft wird in diesem Jahr keine Investitionen vornehmen, so eine Meldung aus dem Sommer 2014.
Den Energiegenossenschaften gehen die Projekte aus, hatte der Sonnenflüsterer Erhard Renz Anfang Oktober geschrieben. Sie brauchen aber weitere Projekte, um ein wirtschaftliches Überleben für die nächsten Jahre zu sichern. Er hat die Zukunft von Energiegenossenschaften in der Energieeffizienz von Gebäuden gesehen. Das könnte ein Weg sein, denn schließlich soll ganz allgemein das Thema Energieeffizienz die zweite Säule der Energiewende sein.
Regionale Energieeffizienz-Genossenschaften auf Basis des Zukunftsfonds
Von einem realisierten Effizienz-Projekt einer Energiegenossenschaft hatte ich bislang nichts gelesen oder gehört. Jetzt wird es aber Regionale EnergieEffizienz-Genossenschaften (REEG) geben, die vom Bundesumweltministerium im Rahmen der Nationalen Klimaschutzinitiative als Pilotprojekt gefördert werden – initiiert vom B.A.U.M. e.V.. Die Aufgabe der Genossenschaften wird die Umsetzung von Energieeffizienzmaßnahmen in kommunalen Einrichtungen, Unternehmen und Privathaushalten im Wege eines genossenschaftlichen Energie-Spar-Contractings(ESC) sein.
Das Modell der REEG basiert auf der Idee des “Zukunftsfonds” von Prof. Dr. Maximilian Gege, Vorsitzender des B.A.U.M. e.V. Die Genossenschaft sammelt Privatkapital von Bürgern gegen eine Dividende bzw. Verzinsung ein, um damit Energieeffizienzmaßnahmen in Unternehmen, in öffentlichen Einrichtungen und ggf. auch in Privathaushalten zu finanzieren, ohne dass die Nutzer eigene Mittel aufbringen müssen.
Energieeffizienz wird für Energiegenossenschaften zum zweiten Standbein
Hauptleistung der Regionale EnergieEffizienz-Genossenschaften (REEG) ist die operative Durchführung und Finanzierung von Energieeffizienzmaßnahmen bei Dritten auf eigene Rechnung. Betriebe oder Kommunen, die das Angebot der REEG wahrnehmen, erhalten nicht nur die Finanzierung der Energieeffizienzmaßnahme, sondern ein Rundum-Paket, das auch Beratung, Planung und Umsetzung einschließt.
Mit dem einstimmigen Beschluss des Kreisausschusses des Landkreises Berchtesgadener Land (BGL) vom 22.10.2014 und der Unterzeichnung eines Memorandum of Understanding zwischen dem Landkreis, der bestehenden VR Energiegenossenschaft Oberbayern Südost eG und dem Bundesdeutschen Arbeitskreis für Umweltbewusstes Management – B.A.U.M. e.V. ist die erste Regionale EnergieEffizienzGenossenschaft in Deutschland nach der Idee des B.A.U.M. Zukunftsfonds handlungsfähig. Die VR eG wird künftig neben der Investition in erneuerbare Energieanlagen die Energieeffizienz als zweites Geschäftsfeld betreiben.
Wie funktioniert die Regionale Energieeffizienz-Genossenschaft?
Die Genossenschaft informiert Unternehmen, kommunale Einrichtungen und Privathaushalte über mögliche Maßnahmen, den Energieverbrauch und die Kosten zu senken. Sie berät die Kunden herstellerneutral bezüglich der besten technischen Lösungen und zeigt die Einsparpotentiale auf. Sie übernimmt auf eigene Rechnung und falls gewünscht, ohne einen Euro von Seiten des Nutzers die operative Durchführung der Investition vor Ort. Dabei wird eine prozentuale Energieeinsparung garantiert, z.B. 50 %. Der Kunde erhält davon sofort 10 %, während 90 % der Einsparung zunächst an die Genossenschaft fließen, bis die Investition zurückbezahlt ist. Danach verbleibt die volle Einsparung beim Kunden.
Die REEG ist eine Wertegemeinschaft und arbeitet nicht gewinnorientiert. Aus den erwirtschafteten Leistungen werden nur die Kosten gedeckt. Die geldgebenden Mitglieder erhalten eine angemessene Dividende bzw. Zinsen. Als innovatives Aktivierungs-, Technologietransfer- und Finanzierungsmodell bietet die REEG den Kommunen und Unternehmen, Bürgern, Vereinen und anderen Institutionen attraktive Vorteile: Sie alle können Geld in der REEG anlegen und die Dienstleistungen der Genossenschaft in Anspruch nehmen. So wird gemeinsam und zu aller Vorteil ein Beitrag zur Energiewende und zum Klimaschutz erbracht und die Wertschöpfung bleibt in der Region, nach dem Motto: “Aus der Region – für die Region”.
Ausgezeichneter Ort im Land der Ideen 2014
Das REEG-Projekt wurde von 1.000 Bewerbungen als eine von 100 innovativen Ideen im Wettbewerb “Ausgezeichnete Orte im Land der Ideen 2014″ ausgewählt. Die Preisverleihung an B.A.U.M. e.V. findet in Norderstedt, eine der drei Pilotkommunen des Projektes, statt. Der Oberbürgermeister der Stadt Norderstedt Hans-Joachim Grote sowie ein Vertreter des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bauen und Reaktorsicherheit (BMUB) werden ein Grußwort sprechen. Repräsentanten von “Deutschland – Land der Ideen” und der Deutschen Bank werden den Preis an Prof. Dr. Maximilian Gege, dem Vorsitzenden von B.A.U.M., überreichen.
Über Andreas Kühl
Energieblogger aus Leidenschaft mit großem Faible vor allem für effiziente Energienutzung im Strom- und Wärmebereich. Aber auch die kostenlose Energie, die uns die Natur zur Verfügung stellt ist faszinierend und Herausforderung zugleich.