Wie ein Machtkampf im West-Wing Trumps Kurs entscheiden könnte

Von Bauernebel

Donald Trump, dem eine hohe Toleranz für Chaos in seinem Stab nachgesagt wird, platzte jetzt der Kragen: Er drohte seinen Top-Beratern, Schwiegersohn Jared Kushner und Top-Strategen Steve Bannon, ihren Machtkampf “sofort einstellen”.

Als Schuss vor den Bug ließ er Überlegungen über eine komplette Umstrukturierung seines innersten Beraterkreises durchblicken.

Das Duell Kushner gegen Bannon im West Wing des Weißen Hauses war zuletzt in ein offenes Gefecht ausgeartet – es geht um nichts weniger als den Kurs der künftigen Trump-Präsidentschaft:

  • Bannon steht für einen radikal rechten Kurs, er verfolgt aggressiven Nationalismus und ein Zurückziehen der USA aus der Weltpolitik: Er ist der Chefarchitekt von Trumps “Amerika zuerst”-Politik: Die USA solle dabei neue Handelsdeals aushandeln, die der eigenen Wirtschaft zugutekommen. Bannen will die Supermacht auch abschotten in der Flüchtlingspolitik, er betreibt die Abschiebung von Illegalen. Er möchte Institutionen der US-Regierung und die Weltordnung “zerstören” und ein neue erschaffen – die vor allem der USA dient. Bannon gilt als “Darth Vader” des Trump-Stabes.
  • Kushner und auch seine Frau Ivanka, die gerade zur Top-Beraterin befördert wurde, gelten hingegen als “Globalisten”. Sie waren zuletzt auch als Demokraten registriert. Kushner argumentiert für eine aktivere Rolle Amerikas in der Weltpolitik.

Bisher hat sich Kushner durchgesetzt – er steckt hinter den wenigen Erfolgen der bisher turbulenten Trump-Präsidentschaft:

  • Durch den Militärschlag gegen Syrien als Antwort auf Assads Giftgas-Massaker zeigte Trump zumindest Entschlossenheit. Auch wenn der Tomahawk-Schlag eher symbolischer Natur blieb, demonstrierte Trump doch, dass man ihm nicht auf der Nase herumtanzen kann. In der Macho-Welt der Despoten von Kim Jung-un bis Wladimir Putin könnte der Schlag doch Wirkung gezeigt haben.
  • Kushner soll auch federführend gewesen sein bei Trumps moderaterer Kongress-Rede im Februar, die als eine der wenigen Lichtblicke während Trumps ersten 80 Tagen im Oval Office gilt.

Bannon hingegen hat di.e. größten Desaster der Trump-Amtszeit zu verantworten: Das radikale “Moslem-Bann” wurde zweimal von der US-Justiz kassiert, das Vorpreschen bei der Gesundheitsreform “Trumpcare” zum Fiasko.

Bannon hatte mit dem extremen Rechtskurs Trump zwar beim Wahlsieg geholfen, jetzt im Oval Office erweist sich seine radikale Marke des Rechts-Populismus als völlig untauglich. Trumps Popularität sank wegen der Serien-Desaster im Schnitt auf 40,4 Prozent.

So ist der Aufstieg von Kushner erklärbar. Er hat mit seinem moderateren und internationaleren Kurs derzeit die besseren Karten. Allerdings: Er darf dabei nicht riskieren, dass Trumps treue “Bewegung“ zu sehr vor den Kopf gestoßen wird. Die hoffen auf Jobs und haben keine Lust auf neue Militärabenteuer mit Trump als “Weltpolizisten”.