Wie du unterwegs andere Reisende wirklich kennenlernst

Von Planetbackpack @planet_backpack

**Gastbeitrag von Lisa Morgenbrodt @ Risk Happiness**

Lisa ist Seelenforscherin in eigener Sache, Suchende aus Leidenschaft und verliebt ins Leben. Nach vielen Tiefschlägen hat sie sich entschieden, noch mal neu anzufangen und nicht mehr für ihren Lebenslauf, sondern für Erfüllung, Glück und Träume zu leben. Im vergangenen Jahr hat sie ihren Job gekündigt, den Rucksack gepackt und ihren ersten Solo Trip gestartet. Auf ihrem Blog Risk Happiness und auf Instagram kannst du sie auf ihrer Reise in ein freies, unabhängiges Leben begleiten – mal in der Welt unterwegs, mal in ihrer Basis in Hamburg. Sie hat Meditation, Achtsamkeit und das Leben für sich neu entdeckt und ihr sind Dankbarkeit und ein bewusster Lebensstil sehr wichtig. Sie schreibt über Zweifel, den Mut, sich seinen Ängsten zu stellen und die eigene Komfortzone zu verlassen und lässt dich offen teilhaben an all den Gefühlen und Gedanken, die sie dabei täglich beschäftigen.

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Aus alten Mustern ausbrechen.

In neue Kulturen eintauchen.

Fremde zu Freunden machen.

Nur drei der tausend Gründe, warum wir reisen gehen.

Und unterwegs passiert es dann plötzlich: Wir stricken uns neue Muster und verfangen uns darin.

Ich bin gerade von einer fast fünf-monatigen Reise durch Südamerika zurück gekommen, auf der ich etwas Spannendes und gleichzeitig Trauriges festgestellt habe.

Wir wollen andere Menschen kennenlernen, unseren Horizont erweitern. Aber nach einer bestimmten Zeit spulen sich Gespräche unter Travelern gleich ab und gehen häufig nicht mehr über Smalltalk hinaus.

Von Kennenlernen hat das oft nichts mehr.

Eher von pflichtbewusstem Abklopfen reisespezifischer Fakten, die wir spätestens nach fünf Minuten wieder vergessen haben.

Wir tauchen nicht ein, sondern kratzen an der Oberfläche. Stellen die immer gleichen Fragen, die uns irgendwann – wenn wir ehrlich sind – nicht mehr interessieren.

Ich habe sechs Wochen in einem Hostel gearbeitet. Hinter der Bar. Und davor haben sich viele „Kennenlern-Gespräche“ abgespielt, die ich teils intensiv mitbekommen habe.

Klar, einige davon waren schön und sind in stundenlanges Philosophieren am Strand übergegangen.

Die meisten aber schienen mir ein wenig seicht, so ganz nach dem Standard-Schema der Unterhaltungen zwischen Reisenden.

Die klassischen Traveler-Fragen:

(und Reaktionen)

  • Wie heißt du? (meist nach 5 Sekunden wieder vergessen)
  • Wo kommst du her? (Oh, da war ich auch schon mal oder Ah, cool, da wollte ich schon immer mal hin)
  • Wie lange bist du schon unterwegs? (Ach, krass, echt, so lange schon? oder Cool, dann bist du ja noch ganz am Anfang)
  • Wie lange bist du noch unterwegs? (Geil, hast du es gut oder Ach, schade, dann ist ja bald schon vorbei)
  • Wo warst du schon und wo geht’s als nächstes hin (hier folgt dann häufig der typische Touri-Sight-Seeing-Battle wer schon wie viel und was gesehen hat)

Und dann…ist meist Schluss.

Ich hab diese Gespräche nicht nur beobachtet – ich habe sie selbst auch geführt.

Und erst gar nicht realisiert, dass ich den deutschen Smalltalk einfach in eine Art “Traveler Smalltalk” umgewandelt habe.

Aber irgendwann ist mir aufgefallen, dass ich mich teilweise mit jemandem unterhalten habe und plötzlich nichts mehr wusste von dem, was er/sie mir in den vergangenen Minuten erzählt hat.

Der Grund dafür ist wahrscheinlich, dass ich gefühlt genau das gleiche schon von hundert anderen gehört habe. Klar, es sind schönere Themen als Arbeit, nerviger Alltag und zu kurze Wochenenden. Aber auch Themen wie Reiseziele und Reisedauer sind meist nicht wirklich das, was ich von meinen Gegenübern wissen wollte.

Ich wollte sie richtig kennenlernen und vor allem tiefer. Ich wollte verstehen, wie sie denken und ticken. Ich wollte erfahren, was sie geprägt und zu den interessanten Menschen gemacht hat, die da gerade vor mir stehen.

Fremde verstehen und intensiv kennen zu lernen gibt mir unheimlich viel, inspiriert mich und ist nicht selten der erste Schritt, um Freundschaften aufzubauen, die über die Reise hinaus gehen.

Und genau dafür habe ich für mich und nun auch für dich eine Liste mit Fragen erstellt.

Fragen, die tiefer gehen.

Fragen, die eine Antwort erfordern, die uns etwas über unser Gegenüber verrät.

Und die, wenn beide einverstanden und bereit für eine richtig tiefe Konversation sind, gute Chancen haben, der Türöffner zu einer engen Verbindung zu sein.

Alternative Gesprächsfragen um andere Reisende WIRKLICH kennenzulernen:

  • Warum hast du dich entschieden zu reisen?
  • Was war der intensivste / angsteinflößendste / unvergesslichste / “you name it” Moment auf deiner Reise?
  • Welcher Ort / welche Situation hat deine eigene Komfortzone am meisten bedroht und dich rausgelockt?
  • Welchem Motto folgst du auf deiner Reise?
  • Wie oft hast du deinen ursprünglichen Reiseplan schon geändert? Und warum?
  • Hast du während deiner Reise irgendwas übers Leben gelernt, was du für immer in dir tragen möchtest? Wenn ja, wie bzw. von wem?
  • Welche Erwartungen hattest du als du aufgebrochen bist. Und sind sie erfüllt oder enttäuscht worden?
  • Welche Musik hörst du auf dieser Reise am häufigsten?
  • Kennst du das Gefühl von Übersättigung, weil irgendwann doch jeder Strand auch nur noch ein Strand ist und nichts besonderes mehr? Was tust du dagegen?
  • Welche 3 Dinge vermisst du aus deiner Heimat am meisten?
  • Welche deiner Eigenschaften sind typisch für die Kultur deines Heimatlandes?
  • Wenn du 10 Minuten deiner Reise noch einmal erleben könntest, welche wären es?
  • Was ist das wichtigste Teil in deinem Rucksack?

Würdest-du-lieber-Fragen

Dann gibt es da noch die super spannenden A-oder-B-Fragen, die du endlos weiterspinnen kannst, die echt zum Nachdenken anregen und lange Diskussionen über Prioritäten im Leben generell oder eben auf Reisen anstoßen können

Hier ein paar Beispiele:

Würdest du eher…

  • Alle 6 Monate umziehen oder dein Leben lang in deinem Traumhaus an einem Ort leben?
  • In NYC oder einem afrikanischen Dorf leben?
  • Alle Länder der Welt bereisen oder zum Mond fliegen?
  • Dein Leben lang umsonst fliegen oder dein Leben lang umsonst Klamotten (egal wie teuer) kaufen können?
  • Ein Land per Anhalter oder per Fahrrad bereisen?

Das sind nur ein paar Ideen. Be creative! Dieses Spiel kann man ewig lang und immer wieder anders spielen.

Bonus: Die besten Fragen an Alleinreisende

Ich war dieses Mal selbst auf meinem ersten Solo Trip und total fasziniert, wie viele Leute und vor allem Mädels alleine unterwegs sind (you rock, girls!).

All die Fragen oben kannst du natürlich auch Alleinreisenden stellen, aber ich hab noch ein paar speziellere für dich:

  • Warum hast du dich entschieden alleine zu reisen?
  • Gibt es Situationen, in denen Du dir jemanden an Deiner Seite wünschen würdest?
  • Glaubst du, das Alleinreisen hat dich verändert?
  • Welche Erkenntnisse hat dir dein Solo Trip gebracht?
  • Gab es Entscheidungen, die du nicht (so einfach) hättest treffen können, wenn du nicht allein unterwegs gewesen wärst?

Das Schöne ist…

Mit diesen Fragen kannst du nicht nur dir selbst eine Freude machen, weil du ein interessantes Gespräch anfängst und damit endlich das tust, was du möchtest:

Neue Menschen kennenlernen.

Wirklich kennenlernen.

Du bringst dein Gegenüber auch dazu, nachzudenken. Zu reflektieren. Und stößt damit vielleicht sogar Gedankenprozesse an, die für den weiteren Verlauf seiner/ihrer Reise von Bedeutung sein können.

Ich habe irgendwann angefangen, mehr von diesen Fragen zu stellen – und nicht nur einmal ein „Wow, geile Frage, danke! Dadurch wird mir gerade —(whatever)— bewusst“ gehört.

Und falls du gerade selbst nicht auf Reisen oder vor Kurzem erst von einer wiedergekommen bist:

Schnapp dir ne Flasche Wein (oder einen grünen Saft), setz dich auf den Balkon oder in den Park und beantworte dir die Fragen selbst!

Manchmal ziemlich spannend, welche Erinnerungen wieder hoch kommen und was wir über uns selbst lernen können.

Fällt dir noch eine spannende Frage ein, die tiefer geht als das übliche Geplänkel?

Ist dir vielleicht schon mal eine besonders interessante Frage gestellt worden, die dich zum Nachdenken angeregt hat?

Gerne rein damit in die Kommentare – ich werde jede einzelne davon beantworten!

Deine Lisa von Risk Happiness